Tour 21: An der Vers
Ein Ausflug in lichte Höhen und tiefste Abgründe menschlichen Seins!
Diese wundervolle, knapp 60 Kilometer lange Tour führt um den Dünsberg herum ins Verstal, ein wenig an der Lahn entlang und via Wieseck zurück nach Gießen. Kennzeichen der Tour sind eine erkleckliche Anzahl von Mühlen.
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Die Vers ist knapp neun Kilometer lang und der wichtigste Nebenfluss der Salzböde. Im Oberlauf, wenn man davon sprechen will, gibt es ein Naturschutzgebiet. Der Name gefällt: Vers ist „die Sprühende / die Spritzende“. Und hier ist das größte Vorkommen der sagenhaft schönen Orchidee „Sumpf-Stendelwurz“ in Hessen.
Die Anreise erfolgt via Rodheim-Bieber, um den Dünsberg herum und Frankenbach. In Rodheim steht direkt an der Straße in Kirchennähe der „Schwarze Hof“. Er zählt zu den ältesten Häusern von Rodheim. Genau zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges - 1618 - wurde das Haus erbaut, die erste Erwähnung in einer Urkunde war schon 1428. Damals kauften die Brüder Wernher und Gottfried Lesch den Hof. Die Kopie des Steinwappens, das den Kauf besiegelte, hängt heute am Hauptgebäude von 1618. Der Name stammt vom Leinfirniss, mit dem man das Holz behandelt hat… oder vom Farbpigment Umbra.
Der Text des Schildes
Wappen des Schwarzen Hofes. Die erste Nachricht des Schwarzen Hofes entnehmen wir einer Verkaufsurkunde. Elbrecht von Gilsa und Conne sein eheliche Hausfrau, im Einverständnis seines Bruders Contram und Meczen dessen eheliche Hausfrau, verkaufen ihren Hof, der gelegen ist zu Rodeheym unter Foizberg mit aller seiner Zubehör, Ekern, Wiesen, Gärten, Haberryete, Wasser, Weide, Wald besucht und unbesucht, nichts Usgeschieden, je zur Hälfte an Wernher II. Lesch von Mühlheym und dessen Bruder Gottfried. Werner Lesch von Mühlheim war der Urgroßvater von Marx Lesch. Nach Erbstreitigkeiten seiner Söhne kam der Hof in Rodheim, nach einer Urkunde vom 18. Jan. 1618 an Philipp den Mittleren. Dieser errichtete auch das zum Teil heute noch erhaltene Hofhaus. Wahrscheinlich stammt das Wappen von ihm. Er starb 1634 an der Pest. (Replik 2004 Christian Fischer, Frankfurt/M).
Der Text des Schildes
Wappen des Schwarzen Hofes. Die erste Nachricht des Schwarzen Hofes entnehmen wir einer Verkaufsurkunde. Elbrecht von Gilsa und Conne sein eheliche Hausfrau, im Einverständnis seines Bruders Contram und Meczen dessen eheliche Hausfrau, verkaufen ihren Hof, der gelegen ist zu Rodeheym unter Foizberg mit aller seiner Zubehör, Ekern, Wiesen, Gärten, Haberryete, Wasser, Weide, Wald besucht und unbesucht, nichts Usgeschieden, je zur Hälfte an Wernher II. Lesch von Mühlheym und dessen Bruder Gottfried. Werner Lesch von Mühlheim war der Urgroßvater von Marx Lesch. Nach Erbstreitigkeiten seiner Söhne kam der Hof in Rodheim, nach einer Urkunde vom 18. Jan. 1618 an Philipp den Mittleren. Dieser errichtete auch das zum Teil heute noch erhaltene Hofhaus. Wahrscheinlich stammt das Wappen von ihm. Er starb 1634 an der Pest. (Replik 2004 Christian Fischer, Frankfurt/M).
In Rodheim informiert ein dreigeteiltes, reich bebildertes Schild über die Biebertalbahn. Eine Lore steht auch auf dem Platz.
Die Biebertalbahn - „romantische Kleinbahn“ und Inbegriff des Biebertals
Die Biebertalbahn, im Volksmund seit Beginn des 20. Jahrhunderts „Bieberlieschen" genannt, ist das traditionelle Wahrzeichen des Biebertals, das bis in die Gegenwart im Bewusstsein der Menschen mit dem Biebertal verbunden wird, obwohl der Bahnbetrieb bereits 1963 eingestellt wurde.
Die Kleinbahn zwischen Gießen und Bieber hatte ab 1898 nicht nur zu einem Aufschwung der heimischen Erz- und Kalksteingewinnung sowie der Zigarrenindustrie geführt, sondern den Bewohnern der Dörfer im Biebertal und rund um den Dünsberg in den „goldenen Jahren“ vor dem Ersten Weltkrieg die Möglichkeit eröffnet, in Gießener, Lollarer und Wetzlarer Betrieben arbeiten zu können, ohne in den damaligen „Schlafhäusern“ der Unternehmen übernachten zu müssen. Ebenso konnte die hiesige Bevölkerung leichter die oberhessische Provinzhauptstadt Gießen mit ihren Industrie- und Handwerksbetrieben, Märkten, Geschäften und Kliniken erreichen. Umgekehrt kam es zu einem Aufschwung der Gastronomie entlang der Bahnstrecke - verbunden mit dem Bedürfnis nach Erholung im Biebertal
— wobei die Fahrt mit der Kleinbahn vor der malerischen Kulisse von Gleiberg‚ Vetzberg und Dünsberg für die Fahrgäste bereits eine Attraktion für sich und Urlaub vom Alltag war.
Von größter, nachhaltiger Bedeutung im Zusammenhang mit der Biebertalbahn ist indessen die völlige Neugestaltung der Gaststätte „Windhof" bei Heuchelheim ab 1897 zu einem höchst repräsentativen Gastronomiebetrieb mit gegenüberliegender Haltestelle der Biebertalbahn. ln diesen großen Gebäudekomplex zog 1918 das bis dahin in Fulda ansässige Unternehmen Schunk & Ebe ein, das sicher sonst nicht das vor dem Bahnbau vorhandene einfache Wirtshaus „Windhof“ gekauft hätte. So ist heute an der ehemaligen Kleinbahnstrecke die weltweit tätige Schunk-Gruppe ansässig.
Ebenfalls bis heute wirkt die Initialzündung für den Dünsberg-Tourismus: Ein Jahr nach Eröffnung der Bahn wurde 1899 ein gemauerter Aussichtsturm mit Raststätte errichtet und der Dünsberg-Verein gegründet.
Eine Teillösung für das Transportproblem der im Biebertal tätigen Bergbauunternehmer‚ die ihre Erze auch noch nach der Eröffnung der Bahnlinie zwischen Lollar und Welzlar im Jahre 1878 weiterhin kostenaufwändig nach Gießen abfahren lassen mussten, da die Steigung der Straße nach Kinzenbach für beladene Erzfuhrwerke zu groß war, konnte 1888 gefunden werden: Die Besitzer der Grube Abendstern errichteten auf eigene Kosten eine Erzverladestelle am Schnittpunkt der Strecke Lollar-Wetzlar mit der Straße Gießen-Rodheim und gaben ihr den Namen „Abendstern“.
Die Erzverladeanlage führte nicht nur zur Wiederinbetriebnahme der Gruben Elisabeth, Friedberg und Meilhardt am Fuße des Dünsberges, sondern auch zur Errichtung eines Kalkwerkes im Bereich Abendstern. Die Kalkbrennerei bezog ihren Rohkalk aus dem Kehlbachtal. Nach der Entdeckung eines nahe gelegenen Tonvorkommens wurde das Kalkwerk allerdings bereits seit Ende der 1890er-Jahre schrittweise in ein Tonwerk umgewandelt. Nach verschiedenen fehlgeschlagenen Bahnprojekten durch das Biebertal seit der zweiten Hälfte der 1860er-Jahre zeichnete sich seit 1895 die Realisierung einer Bahnverbindung zwischen Gießen und Bieber in Form einer meterspurigen Kleinbahn ab.
Im Februar 1896 übernahm die Aktiengesellschaft „Allgemeine Deutsche KIeinbahn-Gesellschaft“ in Berlin von einem Kölner Kleinbahnunternehmen dessen „Rechte und Pflichten aus den seitherigen Verhandlungen in Angelegenheiten des Bahnbaues Giessen-Bieber.“ Diese Verhandlungen hatten sich für die rheinische Gesellschaft bereits als sehr schwierig herausgestellt. So war die Gemeinde Heuchelheim schon 1895 vorn Kreisamt Gießen wegen ihrer „verschiedenen Bedenken" gerügt worden. Auch der Rodheimer Gemeinderat stand dem Bahnprojekt nicht positiv gegenüber.
1896 wurde der Ingenieur und Bauunternehmer Johann Wilhelm August von Mulert mit den Vorarbeiten und im folgenden Jahr auch mit dem Bau der Kleinbahn beauftragt.
Der Personenverkehr auf der 8,68 Kilometer langen Strecke konnte am 19. August 1898 aufgenommen werden; die Aufnahme des Erz- und Kalksteintransportes erfolgte am 20. Oktober 1898.
Bei der Betriebseröffnung verfügte die Biebertalbahn über drei Lokomotiven, die Krauss in München geliefert hatte. Die Lokomotiven trugen die Namen „GIESSEN", „ABENDSTERN“ und „RODHEIM“. Drei Personenwagen wurden 1898 von Herbrand in Ehrenfeld bei Köln und fünf Personenwagen 1898/99 von der Gasbahn-Gesellschaft in Dessau geliefert. Zwei Post- und Gepäckwagen, zwei gedeckte Güterwagen, vier offene Güterwagen sowie 54 Kippwagen für Schüttgüter waren ebenso vorhanden.
Nach 1900 kam es bei den Beförderungsleistungen zu einer gegenläufigen Entwicklung: Der Güterverkehr ging deutlich zurück, während der Personenverkehr bis 1907 anstieg. Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung des Personenverkehrs wurde 1907 das Stationsgebäude in Bieber erweitert und aufgestockt.
Nach der Einstellung der Grube Abendstern 1913 war die Grube Eleonore noch der einzige Bergbaubetrieb im Raum Biebertal - Königsberg und damit der einzige Erzverfrachter der Biebertalbahn, deren Kalksteintransporte zu dieser Zeit kaum noch nennenswert waren.
Die Personenbeförderung ging ab 1920 stark zurück, während der Gütertransport seit 1919 wieder anstieg. 1920 errichtete Buderus von der Grube Friedberg bis zum Verladegleis im Kehlbachtai eine 1.060 Meter lange Drahtseilbahn. Die Neuanschaffung von Lokomotiven und von Kippwagen war eine unmittelbare Folge der Wiedereröffnung von drei Erzgruben während des Ersten Weltkrieges und dem erneuten Anstieg der Kalksteintransporte. Drei neue Lokomotiven von Henschel wurden zwischen 1920 und 1927 in Dienst gestellt und 25 neue Kippwagen 1924/25 angeschafft, obwohl die Grube Friedberg bereits Anfang 1924 wieder eingestellt worden war. Große Erwartungen für den künftigen Güterverkehr waren mit dem 1925 erfolgten Bau einer 4,2 Kilometer langen Drahtseilbahn von der 1918 von Mannesmann wiedereröffneten Grube Königsberger Gemarkung in das Kehlbachtal verbunden.
Bereits vor Beginn der Weltwirtschaftskrise im Herbst 1929 war die Grube Eleonore, der langjährige Hauptverfrachter der Kleinbahn, am 12. März 1929 stillgelegt worden. 1932 erreichte die Güterbeförderung der Biebertalbahn mit 4.753 Tonnen ihren absoluten Tiefstand, der ohne die Wiederinbetriebnahme der Grube Abendstern im Frühjahr 1932 noch deutlicher ausgefallen wäre. Mitte 1933 konnte auch der 1931 wegen Absatzmangel eingestellte Königsberger Erzbergbau wieder in Betrieb gehen.
Die bis 1938 steigenden Betriebsverluste der Biebertalbahn hatten zur Folge, dass 1938 Übernahmeverhandlungen mit den Buderus’schen Eisenwerken (deren Grube Friedberg vor der erneuten Aufnahme der Erzgewinnung stand) und der Stadt Gießen eingeleitet wurden. Während Buderus nicht daran interessiert war, den Güterverkehr der Kleinbahn zu übernehmen, sahen die Stadtwerke hier die Möglichkeit zu einer Erweiterung ihres Tätigkeitsbereichs und ein Instrument zur Eingemeindung von Heuchelheim durch den Anschluss an das Gießener Straßenbahnnetz.
Die damaligen Ausführungen der Direktion der Stadtwerke stellen bereits die Strategie für das mehr als ein Jahrzehnt später von der Stadt Gießen herbeigeführte Ende des Personenverkehrs der Biebertalbahn dar. „Bei einer Eingemeindung von Heuchelheim müßten wir Wert darauf legen, den Verkehr in Groß-Gießen selbst durchzuführen [...] Man muß fordern, daß Zugfolge zwischen Gießen und Heuchelheim wie zwischen Gießen und Wieseck viertelstündiich ist [...] Solcher Fahrplan kann nur die öffentliche Hand durchführen, da er Zuschuß erfordert. Dieser Forderung kann die Biebertalbahn aus Gründen restlos mangelnder Rentabilität nicht nachkommen [...] Wenn nicht anders, müßte der Antrag gestellt werden, daß Gießen in den Zugpausen einen Omnibuslinien-Verkehr betreiben darf, der dann die Bahn von selbst zum Erliegen bringt.“ 1940 wurden die Verhandlungen zwischen der Stadt und der Bahngesellschaft wegen des Güterverkehrs zwischen Bieber und Abendstern abgebrochen.
Bei der Bombardierung von Gießen am 6. Dezember 1944 war auch der Kleinbahnhof am früheren Neustädter Tor in Gießen zerstört worden - Werkstatt und Verwaltung der Bahn befanden sich seitdem in Bieber.
Gemäß des Sozialisierungsartikels 41 der Verfassung des Landes Hessen wurde die Bahn mit Wirkung vom 1. Dezember 1946 unter Treuhänderschaft gestellt. wobei eine Überführung in Gemeineigentum vorgesehen war. Die Kleinbahn gehörte seit 1927 der Vereinigte Kleinbahnen AG.
In der Personenbeförderung erreichte die Biebertalbahn 1947 mit 948.812 Fahrgästen ihren absoluten Rekordwert. Neben den sog. „Hamsterfahrten“ war dies durch den Zuzug von Heimatvertriebenen bedingt.
Seit 1948 bemühte sich Gießen erneut um eine Eingemeindung von Heuchelheim. Entsprechend der zehn Jahre zuvor entwickelten Konzeption der Stadtwerke Gießen gelang es nach der Eröffnung der Omnibuslinie Gießen-Heuchelheim Mitte 1949 (ab Dezember 1949 O-Buslinie) die Kleinbahn schließlich zu verdrängen. Mit der Eröffnung der O-Buslinie verlor die Bahn mehr als 20 Prozent ihrer Fahrgäste. Der Wetzlarer Landrat Monzen und der Kreisausschuss bemühten sich 1950/51 um die Bildung einer Verkehrsgemeinschaft zwischen der Biebertalbahn und den Stadtwerken Gießen. Diese lehnten jedoch mit der Begründung ab, dass ein Zusammenschluss eines „modernen Obus-Betriebes" mit einer „veralteten Kleinbahn“ nicht zweckmäßig sei.
Am Ostermontag 1952 (14. April) fand die letzte fahrplanmäßige Personenfahrt der Biebertalbahn statt und ab dem 15. April 1952 übernahm ein Busunternehmer den Personenverkehr.
Nach dem Ende der Treuhänderschaft im Jahre 1952 hätte die Vereinigte Kleinbahnen AG ihre Besitzrechte wieder zurückerhalten können, allerdings auch die inzwischen entstandenen Schulden dem Land Hessen erstatten müssen. Wegen dieser Verpflichtung und der ungewissen Entwicklung beim Gütertransport - trotz des 1952 begonnenen Ausbaus der neuen Eisenerzgrube Königsberg von Mannesmann - verkaufte die Bahngesellschaft die Biebertalbahn 1953 an das Land Hessen. Neben der Biebertalbahn erwarb das Land 1953 außerdem die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn. Beide Bahnen hatten keine eigene Rechtspersönlichkeit‚ so dass das Land Hessen Anfang 1955 die Hessische Landesbahn GmbH (HLB) als Auffanggesellschaft gründete.
1958 erreichte der Gütertransport der Biebertalbahn, bedingt durch die teilweise Verlagerung der Kalksteintransporte auf die Straße und die Stilllegung der Grube Abendstern, mit 27.300 Tonnen den niedrigsten Stand seit 1950. Im Juni 1959 lief die planmäßige Erzgewinnung auf der neu erschlossenen Grube Königsberg an. Dagegen kam Anfang 1961 die Grube Friedberg zur Einstellung. 1962 wurde mit 111.000 Tonnen die höchste Beförderungsleistung in der Bahngeschichte erbracht, wobei 105.000 Tonnen auf die Grube Königsberg entfielen. Der Stilllegungstag der Grube Königsberg am 30. April 1963 war deshalb zwangsläufig auch der letzte Betriebstag der Biebertalbahn.
Nach dem Ende des Bahnbetriebes unterbreitete die Betriebsführungsgesellschaft der Biebertalbahn, die Deutsche EisenbahnGesellschaft, der Stadt Gießen, der Gemeinde Rodheim-Bieber undder Stadt Butzbach das Angebot, die Lokomotiven 2 und 60 zum Schrottpreis von jeweils 2.300 DM abzugeben — ohne auf Interesse zu stoßen.
Unabhängig von diesen Bemühungen der Betriebsführungsgesellschaft fassten die damaligen Lehrlinge Hans Rink und Lothar Mickel aus Gießen im Winter 1963/64 den Plan, eine Lokomotive der Biebertalbahn zu retten. 1964 wurde die Dampflok 60 von dem damaligen hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Albert Osswald kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die unter Anleitung des Maschinenmeisters Paul Scholz gemeinsam mit Karl-Heinz Kolenberger optisch aufgearbeitete Lok 60 wurde 1965 bei Krofdorf-Gleiberg aufgestellt. Dort wurde sie von Mitgliedern des Vereins Märkische Museums-Eisenbahn e.V. entdeckt und als Dauerleihgabe 1985 nach Hüinghausen gebracht. Nach einer grundlegenden Restaurierung wurde die Lok am 27. Mai 1992 in einem feierlichen Akt auf den Namen „Bieberlies“ getauft
Anfang 1994 wurde bekannt, dass ein Immobilienunternehmer den Abriss des noch unverändert erhaltenen Lokschuppens am Ortseingang von Bieber plane, den er zuvor von einem Busunternehmen gekauft hatte und dort ein Mehrfamilienhaus errichten wolle. Von verschiedenen Seiten wurde daraufhin an die Gemeinde appelliert, den Abbruch des letzten Bauwerks der Biebertalbahn zu verhindern. Private Initiativen mit dem Ziel einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes scheiterten aus verschiedenen Gründen.
lm Februar 1994 wurde seitens der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis Gießen der Gemeinde mitgeteilt, dass bei einem früheren Bauantrag für eine Gaststätte gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt in Wiesbaden die Aufnahme in die Liste der Kulturdenkmale geprüft worden sei. Man habe damals die Auffassung gehabt, dass eine besondere Schutzwürdigkeit nicht gegeben sei. Zum nunmehr vorliegenden Abrissantrag werde die Untere Denkmalschutzbehörde nicht Stellung nehmen, ein Abriss werde nicht verhindert. Wenn jedoch ein Antrag auf Denkmalschutz durch die Gemeinde oder eine Privatperson gestellt werde, wäre dies zumindest noch prüfenswert. Die Gemeinde Biebertal stellte keinen Antrag auf nochmalige Prüfung und der Gemeindevorstand stimmte dem Bauantrag im März 1994 mehrheitlich zu. Der Abbruch des Lokschuppens mit Werkstatt, Sozialräumen und Kohlenbunker erfolgte Ende Oktober 1994.
Es spricht für sich, dass das einzige Foto zu dem Artikel über die Gemeinde Biebertal im Internet-Lexikon „Wikipedia“ die letzte Lokomotive der Biebertalbahn zeigt: auf der Museumsbahn „Sauerländer Kleinbahn" (Stand 1. Nov. 2011). Hier wird beispielhaft sichtbar, wie sehr die Bahn mit dem Biebertal verbunden war und nach wie vor in der Erinnerung als Wahrzeichen des Biebertals weiterlebt.
Ein weiteres Schild informiert
2000 Jahre heimische Montangeschichte
Während eines Zeitraumes von mehr als zwei Jahrtausenden bildete der hiesige Raum eines der bedeutendsten Montanzentren im Lahn-Dill-Gebiet und in Oberhessen. Schon zur Keltenzeit war der Dünsberg ein Zentrum der Eisenkultur. Die Basis hierfür waren die heimischen Erzlagerstätten.
Die erste urkundliche Erwähnung der heimischen Eisengewinnung findet sich in „Glypergs alt Buchlin" von 1412, in dem die „Waltsmit“ bei Rodheim genannt wird, der Ursprung des Adelssitzes „Schmitte“. In einer Flurkarte der Gemarkung Fellingshausen aus dem Jahre 1827 wird der Bereich zwischen dem Tafelstandort und der früheren Gaststätte „Germania“ (heute Kehlbachstraße 5) als „Auf der Hammerschmitt“ bezeichnet. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hier um den „vormaligen Schmelzhütten Platz“, der in den Mühlenakten der Waldmühle 1783 genannt wird.
Urkundlich belegt sind das Heuchelheimer Hammerwerk, das 1659 seinen Betrieb aufnahm, und die Bieberer Hütte bei der Steinmühle im oberen Biebertal, von der das Heuchelheimer Werk mit Roheisen versorgt wurde. beide Eisenwerke kamen 1749 zum Erliegen. Von einer Ausnahme abgesehen (spätere Grube Eleonore am Fuße des Dünsberges), orientierten sich die hiesigen Erzschürfer im 19. Jahrhundert an alten, verlassenen Tagebauen.
Die bedeutenden Grubenbetriebe im Raum Bieber-Fellingshausen waren Abendstern, Eleonore, Friedberg und Meilhardt, die alle einen mehr oder weniger rnanganreichen Brauneisenstein förderten. Die qualitativ und quantitativ besten Erzlager befanden sich im Bereich der Grube Eleonore, die seit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts entscheidend für das Wachstum von Bieber war. Erz der Grube Eleonore wurde 1893 sogar auf der Weltausstellung in Chicago ausgestellt.
Im Hinblick auf den geplanten Bau der Biebertalbahn wurde 1889 im Ortsbereich von Bieber mit den Vorarbeiten für den Ida-Stollen begonnen, der nach der Ehefrau des Grubenbesitzers Karl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg benannt wurde. Dieser Fördre und Wasserlösungsstollen erreichte bei einer Lange von über einem Kilometer im Oktober 1895 das Erzlager. Drei Jahre später nahm die Kleinbahn von Gießen nach Bieber, im Volksmund liebevoll „Bieberlieschen“ genannt, den Erztransport zum Bahnhof Abendstern auf. Neben Erz wurden auch große Mengen Kalk aus dem Kehlbachtal befördert.
Während des Ersten Weltkrieges erlebte der inländische Bergbau auf manganhaltige Brauneisensteine einen großen Aufschwung, da Deutschland von den ausländischen Manganzufuhren abgeschnitten war. Vor diesem Hintergrund nahm die Firma Buderus die Grube Friedberg und Mannesmann die Grube Abendstern wieder in Betrieb. Die bergwirtschaftlich größte Bedeutung hatte jedoch nach wie vor die Grube Eleonore, deren Bergleute von 1914 bis 1918 rund eine Viertel Million Tonnen Brauneisenstein förderten.
Im Jahre 1929 musste die Grube Eleonore wegen weitgehender Erschöpfung ihrer Erzvorkommen stillgelegt werden. Die Gesamtförderung dieses Bergwerkes erreichte mit 1,7 Millionen Tonnen — eine Menge, die rund 17.000 Erzzügen der Biebertalbahn entspricht. Auf der Grube Abendstern konnte die Erzgewinnung noch während der Weltwirtschaftskrise, Mitte Mai 1932, wieder in Betrieb genommen werden. Die Grube Friedberg wurde 1937 im Rahmen des Vierjahresplanes von 1936 wieder in Betrieb genommen.
Während des Zweiten Weltkrieges gewann der Bergbau im Einzugsbereich der Biebertalbahn, zu dem auch die Grube Königsberger Gemarkung gehörte, erneut an Bedeutung, und die Grube Friedberg erhielt 1942 ein neues Zechenhaus.
In den fünfziger Jahren wurde das Erz der Grube Abendstern ausschließlich als Farberz an Ziegeleien abgesetzt. Anfang 1958 musste hier die Erzgewinnung wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt werden.
Als letztes Bergwerk im Raum Bieber-Fellingshausen kam die Grube Friedberg am 31. Januar 1961 zum Erliegen. Entscheidend hierfür war, dass der bisherige Hauptabnehmer, ein rheinisches Montanunternehmen, im Jahre 1960 den Erzbezug zugunsten des ausländischen Erzes eingestellt hatte.
Insgesamt förderten die Bergleute der Gruben im oberen Biebertal und am Fuße des Dünsberges rund 2,3 Millionen Tonnen Erz. Einschließlich des Königsberger Erzbergbaus, der am 30, April 1963 zu Ende ging wurden in der heutigen Gemeinde etwa 3 Millionen Tonnen Erz abgebaut.
„Glückauf"
Ein weiteres Schild informiert
Heimische Gesteine und Erze (in der Lore)
1. Kalkstein: Sedimentgestein. Im Meer unter Mitwirkung von Organismen sowie chemischer Ausfällung entstanden. Farbe wechselt sehr stark von weiß bis grau gefleckt. Chemische Formel: CaCO3. 100 Tonnen reiner Kalkstein ergeben 56 Tonnen Branntkalk und 44 Tonnen Kohlendioxyd. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 2,7. [Wichte = spezifisches Gewicht von einem Kubikmeter. Ein m3 Roteisenerz wiegt ca. 5,2 Tonnen.] Fundstelle: Steinbruch Eberstein
2. Kieselschiefer: Sedimentgestein (Meeresablagerung). Als Kieselschiefer bezeichnet man ein dichtes, mikroskopisch feinkristallines, dunkles, meist schwärzlich, oft gebändertes Gestein, das hauptsächlich aus Quarz (SiO2) besteht. Sehr hart, spröde und verwitterungsresistent, bildet Bergkuppen, speziell den Dünsberg. Alter ca. 290 Millionen Jahre, Wichte 2,7. Fundstelle: Sandkaute Fellingshausen. Kieselschiefer gebleicht (hell).
3. Diabas: Ergussgestein. Ergussgesteine (Vulkanite) stellen aus der Tiefe hochgestiegene und an der Erdoberfläche bzw. am Meeresboden schnell erstarrte Lavamassen dar. Farbe graugrün bis schwarz, gehört zu der Gruppe der Basalte. In unterschiedlichen Mengen sind die Mineralien Feldspat, Augit, Chlorit u.a., aber überwiegend Quarz (SiO2) enthalten. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 3,0. Fundstelle: Halde Grube Königsberg
4. Schalstein: Diabas-Tuff, ein grünes vulkanische Lockermaterial. Submarine Zerspratzung basischer Schmelzen. Verfestigt in Lagen. Im Bergbau auf Roteisenerz oft als Nebengestein. Da Diabas-Tuff in Schalen leicht ablöst, gaben ihm die Bergleute den Namen „Schalstein“. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 2,3. Fundstelle: Nähe Trinkwasserquelle im Dünsbergbachtal.
5. Brauneisenerz Limonit: Entstehung aus Verwitterungslösungen. Chemische Formel FeO(OH)nH2O. Braun, schwarz, bald derb und fest, bald flockig und erdig. Dieses Erz enthält im reinen Zustand ca. 60% Eisen (Fe). Oft sehr hoher Mangangehalt, Beimengungen von Quarz, Ton, Kalk senken den Metallgehalt.
Nr. 1 und Nr. 2 bilden in den heimischen Brauneisenerzgruben die Nebengesteine. Abgebaut u.a. in den Gruben Eleonore, Friedberg, Abendstern. Alter ca. 40 Millionen Jahre, Wichte 3,5-4. Fundstelle: Grube Malapertus, Hermannstein.
6. Roteisenerz Hämatit: Entstehung am Meeresboden, postvulkanische Exhalation. Chemische Formel Fe2O3. Im reinen Zustand 70% Eisen (Fe). Farbe rotbraun bis schwarz. Der derbe Roteisenstein hat Kalk und Quarz als Beimengungen. Daher Fe-Gehalt in den Gruben Königsberg und Morgenstern im Durchschnitt 40%. Nr. 3 und Nr. 4 sind die Nebengesteine in den Roteisenerzgruben, u.a. Grube Königsberg und Morgenstern. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 5,2. Fundstelle: Grube Fortuna, Oberbiel.
Bieberer Kalkbrüche
Schon seit der Besiedlung unserer Heimat diente der hier vorwiegend am Rillscheid und Eberstein lagernde Kalkstein als Baumaterial für den Häuser- und Straßenbau. Bereits im Jahre 1622 wird in den Akten der Rodheimer Mark eine „Newe Kalkkaute" erwähnt. 1691 stellte die Mark bereits einen eigenen Kalkbrenner („Kalker") ein, außerdem wird von der Errichtung eines Kalkofens berichtet.
Der Kalkstein findet eine vielfältige Verwendung, dient er unbehandelt als Bruchstein zum Hausbau, als Schotter zum Straßenbau, als Zusatzstoff bei der Eisenverhüttung und als Splitt zur Betonherstellung. Gebrannt wird er als Basisstoff für Mörtel zum Mauern und Verputzen verwendet. Zu Mehl vermahlen ist er in der Glasherstellung ein wichtiges Grundmaterial. Vermutlich wurden auch zum Bau der Burgen Vetzberg und Gleiberg schon Kalksteine aus Bieber verwendet.
Anfang des 19, Jahrhunderts liefern die Bieberer Kalkbrüche einen wesentlichen Teil des Schottermaterials für den Unterbau der neuen Chaussee von Gießen nach Gladenbach. Nach dem Zweiten Weltkrieg lieferten die Kalkbrüche wichtiges Baumaterial für die rege Bautätigkeit in unserer Heimat.
Waren in der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts mehrere kleinere Firmen, welche in verschiedenen Kalkbrüchen und um Bieber Kalkstein brachen, so war es zum Anfang des 20 Jahrhunderts Georg Schlierbach aus Bieber und später sein Sohn Karl, die den Kalkbruch Kehlbachtal/Rillscheid bis 1940 in größerem Stil betrieben. 1941 übernahm Eugen Drebes den Kalkbruch und betrieb diesen bis 1968. Drebes produzierte fast die ganze Produktpalette eines Kalkwerkes - Bruchsteine für Mauern und zur Zuckerherstellung, Schotter für Bauzwecke und Eisenschmelze, Branntkalk, gemahlenen Rohkalk zur Glasherstellung - und beschäftigte zeitweise bis zu 50 Mitarbeiter.
Die Weichenstellung für die Bebauung des Rillscheids besiegelte das Schicksal des Kalksteinbruches lange bevor sein Betrieb eingestellt wurde. Heute hat sich die Natur den Steinbruch zurückerobert. Ohne Zutun des Menschen ist ein Biotop entstanden, an dem wir im Laufe der Jahre die Entwicklung der Flora und Fauna beobachten können, wenn sie sich selbst überlassen bleiben
Im Ebersteinkalkbruch nahe der Obermühle wurde von 1956 bis 1986 von der Firma Westermann Kalkstein gewonnen, welcher aber nicht vor Ort weiterverarbeitet wurde.
Die Biebertalbahn - „romantische Kleinbahn“ und Inbegriff des Biebertals
Die Biebertalbahn, im Volksmund seit Beginn des 20. Jahrhunderts „Bieberlieschen" genannt, ist das traditionelle Wahrzeichen des Biebertals, das bis in die Gegenwart im Bewusstsein der Menschen mit dem Biebertal verbunden wird, obwohl der Bahnbetrieb bereits 1963 eingestellt wurde.
Die Kleinbahn zwischen Gießen und Bieber hatte ab 1898 nicht nur zu einem Aufschwung der heimischen Erz- und Kalksteingewinnung sowie der Zigarrenindustrie geführt, sondern den Bewohnern der Dörfer im Biebertal und rund um den Dünsberg in den „goldenen Jahren“ vor dem Ersten Weltkrieg die Möglichkeit eröffnet, in Gießener, Lollarer und Wetzlarer Betrieben arbeiten zu können, ohne in den damaligen „Schlafhäusern“ der Unternehmen übernachten zu müssen. Ebenso konnte die hiesige Bevölkerung leichter die oberhessische Provinzhauptstadt Gießen mit ihren Industrie- und Handwerksbetrieben, Märkten, Geschäften und Kliniken erreichen. Umgekehrt kam es zu einem Aufschwung der Gastronomie entlang der Bahnstrecke - verbunden mit dem Bedürfnis nach Erholung im Biebertal
— wobei die Fahrt mit der Kleinbahn vor der malerischen Kulisse von Gleiberg‚ Vetzberg und Dünsberg für die Fahrgäste bereits eine Attraktion für sich und Urlaub vom Alltag war.
Von größter, nachhaltiger Bedeutung im Zusammenhang mit der Biebertalbahn ist indessen die völlige Neugestaltung der Gaststätte „Windhof" bei Heuchelheim ab 1897 zu einem höchst repräsentativen Gastronomiebetrieb mit gegenüberliegender Haltestelle der Biebertalbahn. ln diesen großen Gebäudekomplex zog 1918 das bis dahin in Fulda ansässige Unternehmen Schunk & Ebe ein, das sicher sonst nicht das vor dem Bahnbau vorhandene einfache Wirtshaus „Windhof“ gekauft hätte. So ist heute an der ehemaligen Kleinbahnstrecke die weltweit tätige Schunk-Gruppe ansässig.
Ebenfalls bis heute wirkt die Initialzündung für den Dünsberg-Tourismus: Ein Jahr nach Eröffnung der Bahn wurde 1899 ein gemauerter Aussichtsturm mit Raststätte errichtet und der Dünsberg-Verein gegründet.
Eine Teillösung für das Transportproblem der im Biebertal tätigen Bergbauunternehmer‚ die ihre Erze auch noch nach der Eröffnung der Bahnlinie zwischen Lollar und Welzlar im Jahre 1878 weiterhin kostenaufwändig nach Gießen abfahren lassen mussten, da die Steigung der Straße nach Kinzenbach für beladene Erzfuhrwerke zu groß war, konnte 1888 gefunden werden: Die Besitzer der Grube Abendstern errichteten auf eigene Kosten eine Erzverladestelle am Schnittpunkt der Strecke Lollar-Wetzlar mit der Straße Gießen-Rodheim und gaben ihr den Namen „Abendstern“.
Die Erzverladeanlage führte nicht nur zur Wiederinbetriebnahme der Gruben Elisabeth, Friedberg und Meilhardt am Fuße des Dünsberges, sondern auch zur Errichtung eines Kalkwerkes im Bereich Abendstern. Die Kalkbrennerei bezog ihren Rohkalk aus dem Kehlbachtal. Nach der Entdeckung eines nahe gelegenen Tonvorkommens wurde das Kalkwerk allerdings bereits seit Ende der 1890er-Jahre schrittweise in ein Tonwerk umgewandelt. Nach verschiedenen fehlgeschlagenen Bahnprojekten durch das Biebertal seit der zweiten Hälfte der 1860er-Jahre zeichnete sich seit 1895 die Realisierung einer Bahnverbindung zwischen Gießen und Bieber in Form einer meterspurigen Kleinbahn ab.
Im Februar 1896 übernahm die Aktiengesellschaft „Allgemeine Deutsche KIeinbahn-Gesellschaft“ in Berlin von einem Kölner Kleinbahnunternehmen dessen „Rechte und Pflichten aus den seitherigen Verhandlungen in Angelegenheiten des Bahnbaues Giessen-Bieber.“ Diese Verhandlungen hatten sich für die rheinische Gesellschaft bereits als sehr schwierig herausgestellt. So war die Gemeinde Heuchelheim schon 1895 vorn Kreisamt Gießen wegen ihrer „verschiedenen Bedenken" gerügt worden. Auch der Rodheimer Gemeinderat stand dem Bahnprojekt nicht positiv gegenüber.
1896 wurde der Ingenieur und Bauunternehmer Johann Wilhelm August von Mulert mit den Vorarbeiten und im folgenden Jahr auch mit dem Bau der Kleinbahn beauftragt.
Der Personenverkehr auf der 8,68 Kilometer langen Strecke konnte am 19. August 1898 aufgenommen werden; die Aufnahme des Erz- und Kalksteintransportes erfolgte am 20. Oktober 1898.
Bei der Betriebseröffnung verfügte die Biebertalbahn über drei Lokomotiven, die Krauss in München geliefert hatte. Die Lokomotiven trugen die Namen „GIESSEN", „ABENDSTERN“ und „RODHEIM“. Drei Personenwagen wurden 1898 von Herbrand in Ehrenfeld bei Köln und fünf Personenwagen 1898/99 von der Gasbahn-Gesellschaft in Dessau geliefert. Zwei Post- und Gepäckwagen, zwei gedeckte Güterwagen, vier offene Güterwagen sowie 54 Kippwagen für Schüttgüter waren ebenso vorhanden.
Nach 1900 kam es bei den Beförderungsleistungen zu einer gegenläufigen Entwicklung: Der Güterverkehr ging deutlich zurück, während der Personenverkehr bis 1907 anstieg. Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung des Personenverkehrs wurde 1907 das Stationsgebäude in Bieber erweitert und aufgestockt.
Nach der Einstellung der Grube Abendstern 1913 war die Grube Eleonore noch der einzige Bergbaubetrieb im Raum Biebertal - Königsberg und damit der einzige Erzverfrachter der Biebertalbahn, deren Kalksteintransporte zu dieser Zeit kaum noch nennenswert waren.
Die Personenbeförderung ging ab 1920 stark zurück, während der Gütertransport seit 1919 wieder anstieg. 1920 errichtete Buderus von der Grube Friedberg bis zum Verladegleis im Kehlbachtai eine 1.060 Meter lange Drahtseilbahn. Die Neuanschaffung von Lokomotiven und von Kippwagen war eine unmittelbare Folge der Wiedereröffnung von drei Erzgruben während des Ersten Weltkrieges und dem erneuten Anstieg der Kalksteintransporte. Drei neue Lokomotiven von Henschel wurden zwischen 1920 und 1927 in Dienst gestellt und 25 neue Kippwagen 1924/25 angeschafft, obwohl die Grube Friedberg bereits Anfang 1924 wieder eingestellt worden war. Große Erwartungen für den künftigen Güterverkehr waren mit dem 1925 erfolgten Bau einer 4,2 Kilometer langen Drahtseilbahn von der 1918 von Mannesmann wiedereröffneten Grube Königsberger Gemarkung in das Kehlbachtal verbunden.
Bereits vor Beginn der Weltwirtschaftskrise im Herbst 1929 war die Grube Eleonore, der langjährige Hauptverfrachter der Kleinbahn, am 12. März 1929 stillgelegt worden. 1932 erreichte die Güterbeförderung der Biebertalbahn mit 4.753 Tonnen ihren absoluten Tiefstand, der ohne die Wiederinbetriebnahme der Grube Abendstern im Frühjahr 1932 noch deutlicher ausgefallen wäre. Mitte 1933 konnte auch der 1931 wegen Absatzmangel eingestellte Königsberger Erzbergbau wieder in Betrieb gehen.
Die bis 1938 steigenden Betriebsverluste der Biebertalbahn hatten zur Folge, dass 1938 Übernahmeverhandlungen mit den Buderus’schen Eisenwerken (deren Grube Friedberg vor der erneuten Aufnahme der Erzgewinnung stand) und der Stadt Gießen eingeleitet wurden. Während Buderus nicht daran interessiert war, den Güterverkehr der Kleinbahn zu übernehmen, sahen die Stadtwerke hier die Möglichkeit zu einer Erweiterung ihres Tätigkeitsbereichs und ein Instrument zur Eingemeindung von Heuchelheim durch den Anschluss an das Gießener Straßenbahnnetz.
Die damaligen Ausführungen der Direktion der Stadtwerke stellen bereits die Strategie für das mehr als ein Jahrzehnt später von der Stadt Gießen herbeigeführte Ende des Personenverkehrs der Biebertalbahn dar. „Bei einer Eingemeindung von Heuchelheim müßten wir Wert darauf legen, den Verkehr in Groß-Gießen selbst durchzuführen [...] Man muß fordern, daß Zugfolge zwischen Gießen und Heuchelheim wie zwischen Gießen und Wieseck viertelstündiich ist [...] Solcher Fahrplan kann nur die öffentliche Hand durchführen, da er Zuschuß erfordert. Dieser Forderung kann die Biebertalbahn aus Gründen restlos mangelnder Rentabilität nicht nachkommen [...] Wenn nicht anders, müßte der Antrag gestellt werden, daß Gießen in den Zugpausen einen Omnibuslinien-Verkehr betreiben darf, der dann die Bahn von selbst zum Erliegen bringt.“ 1940 wurden die Verhandlungen zwischen der Stadt und der Bahngesellschaft wegen des Güterverkehrs zwischen Bieber und Abendstern abgebrochen.
Bei der Bombardierung von Gießen am 6. Dezember 1944 war auch der Kleinbahnhof am früheren Neustädter Tor in Gießen zerstört worden - Werkstatt und Verwaltung der Bahn befanden sich seitdem in Bieber.
Gemäß des Sozialisierungsartikels 41 der Verfassung des Landes Hessen wurde die Bahn mit Wirkung vom 1. Dezember 1946 unter Treuhänderschaft gestellt. wobei eine Überführung in Gemeineigentum vorgesehen war. Die Kleinbahn gehörte seit 1927 der Vereinigte Kleinbahnen AG.
In der Personenbeförderung erreichte die Biebertalbahn 1947 mit 948.812 Fahrgästen ihren absoluten Rekordwert. Neben den sog. „Hamsterfahrten“ war dies durch den Zuzug von Heimatvertriebenen bedingt.
Seit 1948 bemühte sich Gießen erneut um eine Eingemeindung von Heuchelheim. Entsprechend der zehn Jahre zuvor entwickelten Konzeption der Stadtwerke Gießen gelang es nach der Eröffnung der Omnibuslinie Gießen-Heuchelheim Mitte 1949 (ab Dezember 1949 O-Buslinie) die Kleinbahn schließlich zu verdrängen. Mit der Eröffnung der O-Buslinie verlor die Bahn mehr als 20 Prozent ihrer Fahrgäste. Der Wetzlarer Landrat Monzen und der Kreisausschuss bemühten sich 1950/51 um die Bildung einer Verkehrsgemeinschaft zwischen der Biebertalbahn und den Stadtwerken Gießen. Diese lehnten jedoch mit der Begründung ab, dass ein Zusammenschluss eines „modernen Obus-Betriebes" mit einer „veralteten Kleinbahn“ nicht zweckmäßig sei.
Am Ostermontag 1952 (14. April) fand die letzte fahrplanmäßige Personenfahrt der Biebertalbahn statt und ab dem 15. April 1952 übernahm ein Busunternehmer den Personenverkehr.
Nach dem Ende der Treuhänderschaft im Jahre 1952 hätte die Vereinigte Kleinbahnen AG ihre Besitzrechte wieder zurückerhalten können, allerdings auch die inzwischen entstandenen Schulden dem Land Hessen erstatten müssen. Wegen dieser Verpflichtung und der ungewissen Entwicklung beim Gütertransport - trotz des 1952 begonnenen Ausbaus der neuen Eisenerzgrube Königsberg von Mannesmann - verkaufte die Bahngesellschaft die Biebertalbahn 1953 an das Land Hessen. Neben der Biebertalbahn erwarb das Land 1953 außerdem die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn. Beide Bahnen hatten keine eigene Rechtspersönlichkeit‚ so dass das Land Hessen Anfang 1955 die Hessische Landesbahn GmbH (HLB) als Auffanggesellschaft gründete.
1958 erreichte der Gütertransport der Biebertalbahn, bedingt durch die teilweise Verlagerung der Kalksteintransporte auf die Straße und die Stilllegung der Grube Abendstern, mit 27.300 Tonnen den niedrigsten Stand seit 1950. Im Juni 1959 lief die planmäßige Erzgewinnung auf der neu erschlossenen Grube Königsberg an. Dagegen kam Anfang 1961 die Grube Friedberg zur Einstellung. 1962 wurde mit 111.000 Tonnen die höchste Beförderungsleistung in der Bahngeschichte erbracht, wobei 105.000 Tonnen auf die Grube Königsberg entfielen. Der Stilllegungstag der Grube Königsberg am 30. April 1963 war deshalb zwangsläufig auch der letzte Betriebstag der Biebertalbahn.
Nach dem Ende des Bahnbetriebes unterbreitete die Betriebsführungsgesellschaft der Biebertalbahn, die Deutsche EisenbahnGesellschaft, der Stadt Gießen, der Gemeinde Rodheim-Bieber undder Stadt Butzbach das Angebot, die Lokomotiven 2 und 60 zum Schrottpreis von jeweils 2.300 DM abzugeben — ohne auf Interesse zu stoßen.
Unabhängig von diesen Bemühungen der Betriebsführungsgesellschaft fassten die damaligen Lehrlinge Hans Rink und Lothar Mickel aus Gießen im Winter 1963/64 den Plan, eine Lokomotive der Biebertalbahn zu retten. 1964 wurde die Dampflok 60 von dem damaligen hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Albert Osswald kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die unter Anleitung des Maschinenmeisters Paul Scholz gemeinsam mit Karl-Heinz Kolenberger optisch aufgearbeitete Lok 60 wurde 1965 bei Krofdorf-Gleiberg aufgestellt. Dort wurde sie von Mitgliedern des Vereins Märkische Museums-Eisenbahn e.V. entdeckt und als Dauerleihgabe 1985 nach Hüinghausen gebracht. Nach einer grundlegenden Restaurierung wurde die Lok am 27. Mai 1992 in einem feierlichen Akt auf den Namen „Bieberlies“ getauft
Anfang 1994 wurde bekannt, dass ein Immobilienunternehmer den Abriss des noch unverändert erhaltenen Lokschuppens am Ortseingang von Bieber plane, den er zuvor von einem Busunternehmen gekauft hatte und dort ein Mehrfamilienhaus errichten wolle. Von verschiedenen Seiten wurde daraufhin an die Gemeinde appelliert, den Abbruch des letzten Bauwerks der Biebertalbahn zu verhindern. Private Initiativen mit dem Ziel einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes scheiterten aus verschiedenen Gründen.
lm Februar 1994 wurde seitens der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis Gießen der Gemeinde mitgeteilt, dass bei einem früheren Bauantrag für eine Gaststätte gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt in Wiesbaden die Aufnahme in die Liste der Kulturdenkmale geprüft worden sei. Man habe damals die Auffassung gehabt, dass eine besondere Schutzwürdigkeit nicht gegeben sei. Zum nunmehr vorliegenden Abrissantrag werde die Untere Denkmalschutzbehörde nicht Stellung nehmen, ein Abriss werde nicht verhindert. Wenn jedoch ein Antrag auf Denkmalschutz durch die Gemeinde oder eine Privatperson gestellt werde, wäre dies zumindest noch prüfenswert. Die Gemeinde Biebertal stellte keinen Antrag auf nochmalige Prüfung und der Gemeindevorstand stimmte dem Bauantrag im März 1994 mehrheitlich zu. Der Abbruch des Lokschuppens mit Werkstatt, Sozialräumen und Kohlenbunker erfolgte Ende Oktober 1994.
Es spricht für sich, dass das einzige Foto zu dem Artikel über die Gemeinde Biebertal im Internet-Lexikon „Wikipedia“ die letzte Lokomotive der Biebertalbahn zeigt: auf der Museumsbahn „Sauerländer Kleinbahn" (Stand 1. Nov. 2011). Hier wird beispielhaft sichtbar, wie sehr die Bahn mit dem Biebertal verbunden war und nach wie vor in der Erinnerung als Wahrzeichen des Biebertals weiterlebt.
Ein weiteres Schild informiert
2000 Jahre heimische Montangeschichte
Während eines Zeitraumes von mehr als zwei Jahrtausenden bildete der hiesige Raum eines der bedeutendsten Montanzentren im Lahn-Dill-Gebiet und in Oberhessen. Schon zur Keltenzeit war der Dünsberg ein Zentrum der Eisenkultur. Die Basis hierfür waren die heimischen Erzlagerstätten.
Die erste urkundliche Erwähnung der heimischen Eisengewinnung findet sich in „Glypergs alt Buchlin" von 1412, in dem die „Waltsmit“ bei Rodheim genannt wird, der Ursprung des Adelssitzes „Schmitte“. In einer Flurkarte der Gemarkung Fellingshausen aus dem Jahre 1827 wird der Bereich zwischen dem Tafelstandort und der früheren Gaststätte „Germania“ (heute Kehlbachstraße 5) als „Auf der Hammerschmitt“ bezeichnet. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hier um den „vormaligen Schmelzhütten Platz“, der in den Mühlenakten der Waldmühle 1783 genannt wird.
Urkundlich belegt sind das Heuchelheimer Hammerwerk, das 1659 seinen Betrieb aufnahm, und die Bieberer Hütte bei der Steinmühle im oberen Biebertal, von der das Heuchelheimer Werk mit Roheisen versorgt wurde. beide Eisenwerke kamen 1749 zum Erliegen. Von einer Ausnahme abgesehen (spätere Grube Eleonore am Fuße des Dünsberges), orientierten sich die hiesigen Erzschürfer im 19. Jahrhundert an alten, verlassenen Tagebauen.
Die bedeutenden Grubenbetriebe im Raum Bieber-Fellingshausen waren Abendstern, Eleonore, Friedberg und Meilhardt, die alle einen mehr oder weniger rnanganreichen Brauneisenstein förderten. Die qualitativ und quantitativ besten Erzlager befanden sich im Bereich der Grube Eleonore, die seit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts entscheidend für das Wachstum von Bieber war. Erz der Grube Eleonore wurde 1893 sogar auf der Weltausstellung in Chicago ausgestellt.
Im Hinblick auf den geplanten Bau der Biebertalbahn wurde 1889 im Ortsbereich von Bieber mit den Vorarbeiten für den Ida-Stollen begonnen, der nach der Ehefrau des Grubenbesitzers Karl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg benannt wurde. Dieser Fördre und Wasserlösungsstollen erreichte bei einer Lange von über einem Kilometer im Oktober 1895 das Erzlager. Drei Jahre später nahm die Kleinbahn von Gießen nach Bieber, im Volksmund liebevoll „Bieberlieschen“ genannt, den Erztransport zum Bahnhof Abendstern auf. Neben Erz wurden auch große Mengen Kalk aus dem Kehlbachtal befördert.
Während des Ersten Weltkrieges erlebte der inländische Bergbau auf manganhaltige Brauneisensteine einen großen Aufschwung, da Deutschland von den ausländischen Manganzufuhren abgeschnitten war. Vor diesem Hintergrund nahm die Firma Buderus die Grube Friedberg und Mannesmann die Grube Abendstern wieder in Betrieb. Die bergwirtschaftlich größte Bedeutung hatte jedoch nach wie vor die Grube Eleonore, deren Bergleute von 1914 bis 1918 rund eine Viertel Million Tonnen Brauneisenstein förderten.
Im Jahre 1929 musste die Grube Eleonore wegen weitgehender Erschöpfung ihrer Erzvorkommen stillgelegt werden. Die Gesamtförderung dieses Bergwerkes erreichte mit 1,7 Millionen Tonnen — eine Menge, die rund 17.000 Erzzügen der Biebertalbahn entspricht. Auf der Grube Abendstern konnte die Erzgewinnung noch während der Weltwirtschaftskrise, Mitte Mai 1932, wieder in Betrieb genommen werden. Die Grube Friedberg wurde 1937 im Rahmen des Vierjahresplanes von 1936 wieder in Betrieb genommen.
Während des Zweiten Weltkrieges gewann der Bergbau im Einzugsbereich der Biebertalbahn, zu dem auch die Grube Königsberger Gemarkung gehörte, erneut an Bedeutung, und die Grube Friedberg erhielt 1942 ein neues Zechenhaus.
In den fünfziger Jahren wurde das Erz der Grube Abendstern ausschließlich als Farberz an Ziegeleien abgesetzt. Anfang 1958 musste hier die Erzgewinnung wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt werden.
Als letztes Bergwerk im Raum Bieber-Fellingshausen kam die Grube Friedberg am 31. Januar 1961 zum Erliegen. Entscheidend hierfür war, dass der bisherige Hauptabnehmer, ein rheinisches Montanunternehmen, im Jahre 1960 den Erzbezug zugunsten des ausländischen Erzes eingestellt hatte.
Insgesamt förderten die Bergleute der Gruben im oberen Biebertal und am Fuße des Dünsberges rund 2,3 Millionen Tonnen Erz. Einschließlich des Königsberger Erzbergbaus, der am 30, April 1963 zu Ende ging wurden in der heutigen Gemeinde etwa 3 Millionen Tonnen Erz abgebaut.
„Glückauf"
Ein weiteres Schild informiert
Heimische Gesteine und Erze (in der Lore)
1. Kalkstein: Sedimentgestein. Im Meer unter Mitwirkung von Organismen sowie chemischer Ausfällung entstanden. Farbe wechselt sehr stark von weiß bis grau gefleckt. Chemische Formel: CaCO3. 100 Tonnen reiner Kalkstein ergeben 56 Tonnen Branntkalk und 44 Tonnen Kohlendioxyd. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 2,7. [Wichte = spezifisches Gewicht von einem Kubikmeter. Ein m3 Roteisenerz wiegt ca. 5,2 Tonnen.] Fundstelle: Steinbruch Eberstein
2. Kieselschiefer: Sedimentgestein (Meeresablagerung). Als Kieselschiefer bezeichnet man ein dichtes, mikroskopisch feinkristallines, dunkles, meist schwärzlich, oft gebändertes Gestein, das hauptsächlich aus Quarz (SiO2) besteht. Sehr hart, spröde und verwitterungsresistent, bildet Bergkuppen, speziell den Dünsberg. Alter ca. 290 Millionen Jahre, Wichte 2,7. Fundstelle: Sandkaute Fellingshausen. Kieselschiefer gebleicht (hell).
3. Diabas: Ergussgestein. Ergussgesteine (Vulkanite) stellen aus der Tiefe hochgestiegene und an der Erdoberfläche bzw. am Meeresboden schnell erstarrte Lavamassen dar. Farbe graugrün bis schwarz, gehört zu der Gruppe der Basalte. In unterschiedlichen Mengen sind die Mineralien Feldspat, Augit, Chlorit u.a., aber überwiegend Quarz (SiO2) enthalten. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 3,0. Fundstelle: Halde Grube Königsberg
4. Schalstein: Diabas-Tuff, ein grünes vulkanische Lockermaterial. Submarine Zerspratzung basischer Schmelzen. Verfestigt in Lagen. Im Bergbau auf Roteisenerz oft als Nebengestein. Da Diabas-Tuff in Schalen leicht ablöst, gaben ihm die Bergleute den Namen „Schalstein“. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 2,3. Fundstelle: Nähe Trinkwasserquelle im Dünsbergbachtal.
5. Brauneisenerz Limonit: Entstehung aus Verwitterungslösungen. Chemische Formel FeO(OH)nH2O. Braun, schwarz, bald derb und fest, bald flockig und erdig. Dieses Erz enthält im reinen Zustand ca. 60% Eisen (Fe). Oft sehr hoher Mangangehalt, Beimengungen von Quarz, Ton, Kalk senken den Metallgehalt.
Nr. 1 und Nr. 2 bilden in den heimischen Brauneisenerzgruben die Nebengesteine. Abgebaut u.a. in den Gruben Eleonore, Friedberg, Abendstern. Alter ca. 40 Millionen Jahre, Wichte 3,5-4. Fundstelle: Grube Malapertus, Hermannstein.
6. Roteisenerz Hämatit: Entstehung am Meeresboden, postvulkanische Exhalation. Chemische Formel Fe2O3. Im reinen Zustand 70% Eisen (Fe). Farbe rotbraun bis schwarz. Der derbe Roteisenstein hat Kalk und Quarz als Beimengungen. Daher Fe-Gehalt in den Gruben Königsberg und Morgenstern im Durchschnitt 40%. Nr. 3 und Nr. 4 sind die Nebengesteine in den Roteisenerzgruben, u.a. Grube Königsberg und Morgenstern. Alter ca. 350 Millionen Jahre, Wichte 5,2. Fundstelle: Grube Fortuna, Oberbiel.
Bieberer Kalkbrüche
Schon seit der Besiedlung unserer Heimat diente der hier vorwiegend am Rillscheid und Eberstein lagernde Kalkstein als Baumaterial für den Häuser- und Straßenbau. Bereits im Jahre 1622 wird in den Akten der Rodheimer Mark eine „Newe Kalkkaute" erwähnt. 1691 stellte die Mark bereits einen eigenen Kalkbrenner („Kalker") ein, außerdem wird von der Errichtung eines Kalkofens berichtet.
Der Kalkstein findet eine vielfältige Verwendung, dient er unbehandelt als Bruchstein zum Hausbau, als Schotter zum Straßenbau, als Zusatzstoff bei der Eisenverhüttung und als Splitt zur Betonherstellung. Gebrannt wird er als Basisstoff für Mörtel zum Mauern und Verputzen verwendet. Zu Mehl vermahlen ist er in der Glasherstellung ein wichtiges Grundmaterial. Vermutlich wurden auch zum Bau der Burgen Vetzberg und Gleiberg schon Kalksteine aus Bieber verwendet.
Anfang des 19, Jahrhunderts liefern die Bieberer Kalkbrüche einen wesentlichen Teil des Schottermaterials für den Unterbau der neuen Chaussee von Gießen nach Gladenbach. Nach dem Zweiten Weltkrieg lieferten die Kalkbrüche wichtiges Baumaterial für die rege Bautätigkeit in unserer Heimat.
Waren in der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts mehrere kleinere Firmen, welche in verschiedenen Kalkbrüchen und um Bieber Kalkstein brachen, so war es zum Anfang des 20 Jahrhunderts Georg Schlierbach aus Bieber und später sein Sohn Karl, die den Kalkbruch Kehlbachtal/Rillscheid bis 1940 in größerem Stil betrieben. 1941 übernahm Eugen Drebes den Kalkbruch und betrieb diesen bis 1968. Drebes produzierte fast die ganze Produktpalette eines Kalkwerkes - Bruchsteine für Mauern und zur Zuckerherstellung, Schotter für Bauzwecke und Eisenschmelze, Branntkalk, gemahlenen Rohkalk zur Glasherstellung - und beschäftigte zeitweise bis zu 50 Mitarbeiter.
Die Weichenstellung für die Bebauung des Rillscheids besiegelte das Schicksal des Kalksteinbruches lange bevor sein Betrieb eingestellt wurde. Heute hat sich die Natur den Steinbruch zurückerobert. Ohne Zutun des Menschen ist ein Biotop entstanden, an dem wir im Laufe der Jahre die Entwicklung der Flora und Fauna beobachten können, wenn sie sich selbst überlassen bleiben
Im Ebersteinkalkbruch nahe der Obermühle wurde von 1956 bis 1986 von der Firma Westermann Kalkstein gewonnen, welcher aber nicht vor Ort weiterverarbeitet wurde.
Die Gegend ist geradezu zugepflastert mit Protestschildern gegen Windräder. Auch bei der Reehmühle hängt so ein Schild, dessen Subtext in die Landschaft brüllt: „Lieber Florian, oh, Florian, verschone mein Haus, zünde lieber das beim Nachbarn an!"
Bei der Obermühle geht es nun rechts in den Wald ab, den Dünsbergbach entlang und um den Dünsberg herum. In der Mühle wurde 1715 Johann Georg Will geboren. Er besuchte die Schule in Königsberg und fiel dort schon durch seine Zeichenkünste auf. In der Lehre wurde er mit der Kunst der Kupferstecherei bekannt. Karriere machte er dann in Paris als Jean-Georges Wille, wo er zum Hofkupferstecher avancierte. Die Revolution 1793 machte ihn arm. Er verstarb 1805. Seine Zeitgenossen lobten ihn. Er bildete auch Russen aus. Er war der „Voltaire der Kunst“.
Ein Schild informiert über die Gegend
Wasserversorgung - Brunnenanlege „Obermühle"
Die Gemeindewerke Biebertal versorgen über verschiedene Brunnenanlagen knapp 10.000 Einwohner in 5 Ortsteilen.
Von der BrunnenanIage Obermühle werden die Ot. Rodheim-Bieber (5.300 Einwohner) und Vetzberg (733 Einwohner) über einen Tiefbrunnen und die Ot. Fellingshausen (1.903 Einwohner und Königsberg (984 Einwohner) über einen Flachbrunnen versorgt.
Der Tiefbrunnen ist im Jahr 1992 zur Erweiterung der Trinkwasser-Versorgung der Gemeinde Biebertal errichtet. Er hat eine Tiefe von 80,5 m und liefert z.Z. zwischen 800 m3 und 1.000 m3 Trinkwasser für die Versorgung der o.g. Ortsteile Rodheim-Bieber und Vetzberg.
Der Flachbrunnen ist 1947 errichtet worden und hat eine Tiefe von 6,0 m. Zur Versorgung der Ot. Fellingshausen und Königsberg werden hier täglich ca. 300 m3 Trinkwasser gefördert. Der vorhandene Flachbrunnen wird auf Grund von baulichen Mängeln in 2003 durch eine Neubohrung in unmittelbarer Nähe des Altstandortes ersetzt.
GeoIogIsch-hydraulische Verhältnisse: Den hydrogeologisch und wasserwirtschaftlich relevanten Grundwasserleiter im Gemeindegebiet Biebertal bildet der devonische Massenkalk, der aufgrund seiner Klüftung und Verkarstung hochdurchlässig ist. Der Tiefbrunnen Obermühle fördert das mittelharte Trinkwasser (10-14° dH) direkt aus dem devonischen Massenkalk.
Geologie: Das Gebiet am westlichen Dünsberg ist geologisch höchst interessant. Auf engstem Raum sind hier die unterschiedlichsten Grundgesteine anzutreffen wie: Massenkalk Diabas, Grauwacke Kieselschiefer, Schalsteln
Pflanzen: Ständig wechselnde Grundgesteine mit den daraus hervorgegangenen Böden unterschiedlicher Qualität und Struktur haben dazu geführt‚ dass man über 140 verschiedene Bodenpflanzen hier antreffen kann, darunter einige sehr seltene Orchideenarten auf den kalkhaltigen Flächen.
Wald: Über 60 Baum- und Straucharten sind in diesem Bereich zu finden, wobei die Eisbeere und der Kreuzdom zu den seltenen Arten zählen.
Die Holzarten des heimischen Dünsbergwaldes: Eiche 14 %; Kiefer 11 %; Buche 39 %; Douglasie 12 %; Fichte 21 %; sonstige seltene Laubhölzer 3 %.
Bewirtschaftung des Waldes: Der Wald am Dünsberg wird auch heute noch forstlich genutzt. Die Nutzung erfolgt nach den Grundsätzen der naturgemäßen Forstwirtschaft. Biebertal war im Übrigen eine der ersten Gemeinden in Deutschland, die sich als Naturwaldgemeinde verpflichtet hat, ihren Wald nach diesen Grundsätzen zu bewirtschaften.
Naturschutz im Wald: Auf die Erhaltung der geologischen und botanischen Besonderheiten wird natürlich bei den forstlichen Arbeiten besondere Rücksicht genommen. Auf einigen Flächen unterbleibt die Nutzung vollständig. Hier sind die biologischen Prozesse von der „Naturverjüngung“ bis zum „Totholz“ hautnah zu erleben.
Eberstein und Dünsberggrund: Als Naturschutzgebiet 1957 ausgewiesen und 1987 um 0,6 ha als zusätzliche Abgrenzung zum Steinbruch erweitert. Auf Kalkgestein komme weitgehend naturnahe Pflanzengesellschaften vor: Hainbuchenwald, Buchenwald, wärmelibende Saumgesellschaften. Der Hainbuchenwald am Osthang des Ebersteins ist blockwaldartig ausgebildet, In ihm kommen schutzwürdige Farne, Moose und Flechten sowie der seltene Rosskümmel vor. Außerdem wachsen im Naturschutzgebiet die in Hessen gefährdeten Pflanzenarten Erbsen-Winke und Kleine Wiesenraute.
Steinbruch: Seit Anfang der 1950er-Jahre ist der bewaldete Berg durch Kalkabbau bis auf ca. 1/3 seiner ehemaligen Größe verkleinert worden. 1986 wird der Steinbruchbetrieb eingestellt. Neben dem Kalkabbau erfolgt als 2. wesentlicher Eingriff in die ursprüngliche Landschaft die Auffüllung der Talaue des Dünsbergbaches mit Steinbruchabraum. Es entstehen bis zu 8 m hohe Halden.
1998 und1999 werden im Rahmen der Renaturierung ca. 100.000 Kubikmeter Haldenmaterial im Talgrund auf einer Länge von 600 m entfernt, in die Steinbruchsohle verfüllt und diese damit um etwa 4 m angehoben. In Teilbereichen ist ein neues Bachbett vormodelliert worden, das sich in den wenigen Jahren bereits sehr strukturreich gegliedert hat. Ein geschlossener Erlensaum ist schon durch natürliche Sukzession entstanden.
Dünsberggrund: Die Bieber (ab Obermühle aufwärts Dünsbergbach) hat im Dünsberggrund den Charakter eines Mittelgebirgsbaches behalten und ist als ausgesprochen naturnah anzusehen. Bachbegleitende Erlen und Weiden und das Mosaik aus unterschiedlichen Grünlandbeständen und Feuchtbrachen unterstützen den harmonischen Talcharakter. Die Fischfauna besteht aus den drei hessenweit gefährdeten Arten Bachforelle, Groppe und Bachneunauge. Das Vorkommen weiterer gefährdeter und anspruchsvoller Arten lässt diesen Gewässerabschnitt aus naturschutzfachlicher Sicht eine überregionale Bedeutung zukommen.
Obermühle
Im Bereich der Gemeinde Biebertal standen 12 Mühlen an der Bieber. Das letzte intakte ehemalige Mühlenanwesen am Oberlauf ist die Obermühle. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1568. Sie war eine Staatsdomäne und wurde bis 1712 an einzelne Pächter, danach dann als Erbleihe vergeben. Ab 1838 wurde diese dann durch Eigentum abgelöst.
Johann Georg Will: Als ältestes von 7 Kindern wird er am 5. November 1715 auf der Obermühle geboren. Als Kind besucht er die Schule in Königsberg und fällt dort schon durch seine Zeichenkünste auf. Als 10-jähriger gibt ihn sein Vater dem Gladenbacher Maler Kuhn in die Lehre. Hier verdient er sich seinen ersten Taler und macht sich auch mit der Kunst des Kupferstiches bekannt. Auf seiner Gesellenwanderung kommt er über Frankfurt, Darmstadt, Worms, Straßburg nach Paris. wo er Ende Juli 1736 eintrifft. Dort nennt er sich Jean Georges Wille. Sein zäher Fleiß und sein großes Können sind die Voraussetzungen dafür‚ dass er 1755 Mitglied der „Académie Royale" wird. 1760 erfolgt die Ernennung zum „Graveur du Roi“, später dann zum Hofkupferstecher des Königs von Dänemark und des Deutschen Kaisers. Die französische Revolution stürzt Will ins Elend; seine ehrenden Patente muss er 1793 ausliefern. Er stirbt am 5. April 1808 in bitterer Not. Das Urteil seiner Zeitgenossen ist überschwänglich. Goncourt geizt nicht mit Lob: „Von Paris, von Frankreich, hat die Berühmtheit Willes über ganz Europa gestrahlt. Europa beglückwunscht ihn, befragt ihn, besucht ihn, schickt ihm Talente von Rhein und Newa. Er ist der Voltaire der Kunst, der Patriarch des Kupferstiches.“
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Wasserversorgung - Brunnenanlege „Obermühle"
Die Gemeindewerke Biebertal versorgen über verschiedene Brunnenanlagen knapp 10.000 Einwohner in 5 Ortsteilen.
Von der BrunnenanIage Obermühle werden die Ot. Rodheim-Bieber (5.300 Einwohner) und Vetzberg (733 Einwohner) über einen Tiefbrunnen und die Ot. Fellingshausen (1.903 Einwohner und Königsberg (984 Einwohner) über einen Flachbrunnen versorgt.
Der Tiefbrunnen ist im Jahr 1992 zur Erweiterung der Trinkwasser-Versorgung der Gemeinde Biebertal errichtet. Er hat eine Tiefe von 80,5 m und liefert z.Z. zwischen 800 m3 und 1.000 m3 Trinkwasser für die Versorgung der o.g. Ortsteile Rodheim-Bieber und Vetzberg.
Der Flachbrunnen ist 1947 errichtet worden und hat eine Tiefe von 6,0 m. Zur Versorgung der Ot. Fellingshausen und Königsberg werden hier täglich ca. 300 m3 Trinkwasser gefördert. Der vorhandene Flachbrunnen wird auf Grund von baulichen Mängeln in 2003 durch eine Neubohrung in unmittelbarer Nähe des Altstandortes ersetzt.
GeoIogIsch-hydraulische Verhältnisse: Den hydrogeologisch und wasserwirtschaftlich relevanten Grundwasserleiter im Gemeindegebiet Biebertal bildet der devonische Massenkalk, der aufgrund seiner Klüftung und Verkarstung hochdurchlässig ist. Der Tiefbrunnen Obermühle fördert das mittelharte Trinkwasser (10-14° dH) direkt aus dem devonischen Massenkalk.
Geologie: Das Gebiet am westlichen Dünsberg ist geologisch höchst interessant. Auf engstem Raum sind hier die unterschiedlichsten Grundgesteine anzutreffen wie: Massenkalk Diabas, Grauwacke Kieselschiefer, Schalsteln
Pflanzen: Ständig wechselnde Grundgesteine mit den daraus hervorgegangenen Böden unterschiedlicher Qualität und Struktur haben dazu geführt‚ dass man über 140 verschiedene Bodenpflanzen hier antreffen kann, darunter einige sehr seltene Orchideenarten auf den kalkhaltigen Flächen.
Wald: Über 60 Baum- und Straucharten sind in diesem Bereich zu finden, wobei die Eisbeere und der Kreuzdom zu den seltenen Arten zählen.
Die Holzarten des heimischen Dünsbergwaldes: Eiche 14 %; Kiefer 11 %; Buche 39 %; Douglasie 12 %; Fichte 21 %; sonstige seltene Laubhölzer 3 %.
Bewirtschaftung des Waldes: Der Wald am Dünsberg wird auch heute noch forstlich genutzt. Die Nutzung erfolgt nach den Grundsätzen der naturgemäßen Forstwirtschaft. Biebertal war im Übrigen eine der ersten Gemeinden in Deutschland, die sich als Naturwaldgemeinde verpflichtet hat, ihren Wald nach diesen Grundsätzen zu bewirtschaften.
Naturschutz im Wald: Auf die Erhaltung der geologischen und botanischen Besonderheiten wird natürlich bei den forstlichen Arbeiten besondere Rücksicht genommen. Auf einigen Flächen unterbleibt die Nutzung vollständig. Hier sind die biologischen Prozesse von der „Naturverjüngung“ bis zum „Totholz“ hautnah zu erleben.
Eberstein und Dünsberggrund: Als Naturschutzgebiet 1957 ausgewiesen und 1987 um 0,6 ha als zusätzliche Abgrenzung zum Steinbruch erweitert. Auf Kalkgestein komme weitgehend naturnahe Pflanzengesellschaften vor: Hainbuchenwald, Buchenwald, wärmelibende Saumgesellschaften. Der Hainbuchenwald am Osthang des Ebersteins ist blockwaldartig ausgebildet, In ihm kommen schutzwürdige Farne, Moose und Flechten sowie der seltene Rosskümmel vor. Außerdem wachsen im Naturschutzgebiet die in Hessen gefährdeten Pflanzenarten Erbsen-Winke und Kleine Wiesenraute.
Steinbruch: Seit Anfang der 1950er-Jahre ist der bewaldete Berg durch Kalkabbau bis auf ca. 1/3 seiner ehemaligen Größe verkleinert worden. 1986 wird der Steinbruchbetrieb eingestellt. Neben dem Kalkabbau erfolgt als 2. wesentlicher Eingriff in die ursprüngliche Landschaft die Auffüllung der Talaue des Dünsbergbaches mit Steinbruchabraum. Es entstehen bis zu 8 m hohe Halden.
1998 und1999 werden im Rahmen der Renaturierung ca. 100.000 Kubikmeter Haldenmaterial im Talgrund auf einer Länge von 600 m entfernt, in die Steinbruchsohle verfüllt und diese damit um etwa 4 m angehoben. In Teilbereichen ist ein neues Bachbett vormodelliert worden, das sich in den wenigen Jahren bereits sehr strukturreich gegliedert hat. Ein geschlossener Erlensaum ist schon durch natürliche Sukzession entstanden.
Dünsberggrund: Die Bieber (ab Obermühle aufwärts Dünsbergbach) hat im Dünsberggrund den Charakter eines Mittelgebirgsbaches behalten und ist als ausgesprochen naturnah anzusehen. Bachbegleitende Erlen und Weiden und das Mosaik aus unterschiedlichen Grünlandbeständen und Feuchtbrachen unterstützen den harmonischen Talcharakter. Die Fischfauna besteht aus den drei hessenweit gefährdeten Arten Bachforelle, Groppe und Bachneunauge. Das Vorkommen weiterer gefährdeter und anspruchsvoller Arten lässt diesen Gewässerabschnitt aus naturschutzfachlicher Sicht eine überregionale Bedeutung zukommen.
Obermühle
Im Bereich der Gemeinde Biebertal standen 12 Mühlen an der Bieber. Das letzte intakte ehemalige Mühlenanwesen am Oberlauf ist die Obermühle. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1568. Sie war eine Staatsdomäne und wurde bis 1712 an einzelne Pächter, danach dann als Erbleihe vergeben. Ab 1838 wurde diese dann durch Eigentum abgelöst.
Johann Georg Will: Als ältestes von 7 Kindern wird er am 5. November 1715 auf der Obermühle geboren. Als Kind besucht er die Schule in Königsberg und fällt dort schon durch seine Zeichenkünste auf. Als 10-jähriger gibt ihn sein Vater dem Gladenbacher Maler Kuhn in die Lehre. Hier verdient er sich seinen ersten Taler und macht sich auch mit der Kunst des Kupferstiches bekannt. Auf seiner Gesellenwanderung kommt er über Frankfurt, Darmstadt, Worms, Straßburg nach Paris. wo er Ende Juli 1736 eintrifft. Dort nennt er sich Jean Georges Wille. Sein zäher Fleiß und sein großes Können sind die Voraussetzungen dafür‚ dass er 1755 Mitglied der „Académie Royale" wird. 1760 erfolgt die Ernennung zum „Graveur du Roi“, später dann zum Hofkupferstecher des Königs von Dänemark und des Deutschen Kaisers. Die französische Revolution stürzt Will ins Elend; seine ehrenden Patente muss er 1793 ausliefern. Er stirbt am 5. April 1808 in bitterer Not. Das Urteil seiner Zeitgenossen ist überschwänglich. Goncourt geizt nicht mit Lob: „Von Paris, von Frankreich, hat die Berühmtheit Willes über ganz Europa gestrahlt. Europa beglückwunscht ihn, befragt ihn, besucht ihn, schickt ihm Talente von Rhein und Newa. Er ist der Voltaire der Kunst, der Patriarch des Kupferstiches.“
Hat man sich durch das idyllische Tal bergauf gearbeitet, so kommt man in Frankenbach an, wo man sofort wieder informiert (?) und mit einer unmöglichen Binnen-I-Form sprachlich vergewaltigt wird. Der Text ist mit seinen vor Stereotypen triefenden und platt-hohlen Phrasen wahrlich köstlich!
Gleiberger Land - Gemeinde Biebertal
Liebe Wanderfreundelnnen [sic!] und Radlerlnnen, wir begrüßen Sie herzlich im Gleiberger Land, einer touristischen Teilregion des Lahntal Tourismus Verbandes e.V. Das Gleiberger Land mit den Gemeinden Biebertal, Heuchelheim, Lahnau und Wettenberg, zwischen Gießen und Wetzlar, liegt in einer abwechslungsreichen und reizvollen Landschaft, in der die Berge, die Wiesentäler, die Buchen- und Eichenmischwälder der Ausläufer des Gladenbacher Berglandes einerseits, die Wasserflächen und die Lahnauen des Giessener Beckens andererseits dominieren. Jahrhundertelang unterschiedlichen Herrscherhäusern zugehörig, sind Biebertal, Heuchelheim und Wettenberg mit ihren elf Dörfern erst seit 1979 im Landkreis Gießen wieder territorial vereint, während Lahnau mit seinen drei Ortsteilen im gleichen Jahr dem Lahn-Dill-Kreis zugeordnet wird. Die gute Zusammenarbeit im Westteil des Landkreises Gießen führt 1997 zur Gründung der Touristik-Kooperation Gleiberger Land, in der neben den drei Gemeinden auch der Hotel- und Gaststättenverband Gleiberger Land, sowie die drei Gewerbevereine zusammen arbeiten. Ab 2000 beteiligt sich Lahnau an der Kooperation. Die Landschaft und die Geschichte haben die Menschen in Oberhessen geprägt. Dem zunächst eher schroffen „mir hu naut, en mir gewwe naut“ folgt recht bald große Herzlichkeit und Zuneigung.
KULTUR ERLEBEN, NATUR GENIESSEN, AKTIV ERHOLEN ist das Motto des Lahntal Tourismus Verbandes e.V. und des Gleiberger Landes. Die einstige keltische Stadt am Dünsberg, die römischen Siedlungsstätten in Lahnau, eindrucksvolle Burgruinen und zahlreiche Museen erinnern an die wechselvolle Geschichte längst vergangener Zeiten. in stillen Winkeln und an Lehrpladen lässt sich die Vielfalt der Natur rücksichts- und ehrfurchtsvoll genießen. Attraktive Freizeit- und Sportmöglichkeiten bieten einen erlebnisreichen und erholsamen Aufenthalt. 158 km markierte Wanderwege, der 8 km lange archäologische Wanderweg am Dünsberg und ein Waldlehrpfad, sowie 135 km beschilderte örtliche Radwege mit Anschluss an das regionale bzw. überregionale Wander- und Radwegenetz, eine Mountainbikestrecke und eine Wasserski- und Wakeboard-Seilbahn laden zu sportlicher Aktivität in freier Natur ein.
WIR SIND GAST IN DER NATUR. Das heißt, dass besonders rücksichtsvoll mit der Natur umgegangen werden muss. Teile des Gleiberger Landes liegen in Schutzgebieten und viele Tiere und Pflanzen stehen unter Naturschutz, weil ihr Bestand besonders gefährdet ist. Denken sie bitte daran, bevor Sie Blumen oder Reiser pflücken oder Tiere aufscheuchen. Massive Störungen haben Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Vor allem Beunruhigung und Störung der Tiere durch Lärm kann während der Brut- und Setzzeit von Anfang April bis Ende August dazu führen, dass Elterntiere ihr Nest oder ihre Jungen verlassen, die dann kläglich verhungern oder durch Unterkühlung eingehen.
BIEBERTAL: Rund 10.400 Einwohner leben in der Gemeinde in 6 Ortsteilen. Die Gemeindefläche beträgt 43,9 Quadratkilometer, davon sind 44 % Wald. Es bestehen gute Verkehrsanbindungen; 2 km zum Giessener Ring, 8 km nach Gießen. ÖPNV-Busverbindung nach Gießen und Wetzlar - Halbstundentakt ab Rodheim-Bieber mit Bahnanschluss in Gießen. An Sonn- u. Feiertagen Anruf-Sammeltaxi. 1970 schließen sich Fellingshausen, Königsberg, Krumbach, Rodheim-Bieber und Vetzberg freiwillig zusammen, 1977 folgt Frankenbach nach. Partnerschaften: Sarrians/Frankreich, Denbigh/WaIes, Eibenstock/Sachsen.
Frankenbach: Rund 1.050 Einwohner; Gemarkungsfläche 9,9 Quadratkilometer; Kindergarten; 6 Vereine. Erste urkundliche Erwähnung 1285, wo ein Bertoldus aus Frankenbach als Zeuge vorkommt. Die tatsächliche Entstehung ist in die karolingische Zeit um 800 anzusetzen. Bis 1358 gehört der Ort zum Besitz der Grafen von Solms. Mit kurzen Unterbrechungen liegt der Ort später in hessischem Territorium. 1866 kommt Frankenbach nach dem Deutschen Krieg zu Preußen und wird dem Kreis Biedenkopf zugeschlagen. 1932 erfolgt die Zuordnung zum Kreis Wetzlar. Am 27. März 1945 werfen amerikanische Flugzeuge Bomben über Frankenbach ab, denen 7 Menschen zum Opfer fallen. 1977 schließt sich Frankenbach der bereits seit 1970 bestehenden Gemeinde Biebertal an und kommt damit im Zuge der Gebietsreform zurück in den Landkreis Gießen. Die Geschichte berichtet von einem tödlichen Nachbarschaftsstreit zwischen Frankenbach und Erda am 20. Oktober 1779, dem sogenannten „Bucheckernkrieg“. Im Streit um reiche Bucheckernvorkommen im Wald am Leschenberg finden 2 Personen unmittelbar den Tod, weitere Männer und Frauen sind danach noch an Schussverletzungen gestorben.
Ein kurzer Abstecher von der Route führt zur evangelischen Kirche, dem Dorfbunnen und einigen anderen Nettigkeiten. Mehr Infos zur Kirche: Wikipedia.
Gleiberger Land - Gemeinde Biebertal
Liebe Wanderfreundelnnen [sic!] und Radlerlnnen, wir begrüßen Sie herzlich im Gleiberger Land, einer touristischen Teilregion des Lahntal Tourismus Verbandes e.V. Das Gleiberger Land mit den Gemeinden Biebertal, Heuchelheim, Lahnau und Wettenberg, zwischen Gießen und Wetzlar, liegt in einer abwechslungsreichen und reizvollen Landschaft, in der die Berge, die Wiesentäler, die Buchen- und Eichenmischwälder der Ausläufer des Gladenbacher Berglandes einerseits, die Wasserflächen und die Lahnauen des Giessener Beckens andererseits dominieren. Jahrhundertelang unterschiedlichen Herrscherhäusern zugehörig, sind Biebertal, Heuchelheim und Wettenberg mit ihren elf Dörfern erst seit 1979 im Landkreis Gießen wieder territorial vereint, während Lahnau mit seinen drei Ortsteilen im gleichen Jahr dem Lahn-Dill-Kreis zugeordnet wird. Die gute Zusammenarbeit im Westteil des Landkreises Gießen führt 1997 zur Gründung der Touristik-Kooperation Gleiberger Land, in der neben den drei Gemeinden auch der Hotel- und Gaststättenverband Gleiberger Land, sowie die drei Gewerbevereine zusammen arbeiten. Ab 2000 beteiligt sich Lahnau an der Kooperation. Die Landschaft und die Geschichte haben die Menschen in Oberhessen geprägt. Dem zunächst eher schroffen „mir hu naut, en mir gewwe naut“ folgt recht bald große Herzlichkeit und Zuneigung.
KULTUR ERLEBEN, NATUR GENIESSEN, AKTIV ERHOLEN ist das Motto des Lahntal Tourismus Verbandes e.V. und des Gleiberger Landes. Die einstige keltische Stadt am Dünsberg, die römischen Siedlungsstätten in Lahnau, eindrucksvolle Burgruinen und zahlreiche Museen erinnern an die wechselvolle Geschichte längst vergangener Zeiten. in stillen Winkeln und an Lehrpladen lässt sich die Vielfalt der Natur rücksichts- und ehrfurchtsvoll genießen. Attraktive Freizeit- und Sportmöglichkeiten bieten einen erlebnisreichen und erholsamen Aufenthalt. 158 km markierte Wanderwege, der 8 km lange archäologische Wanderweg am Dünsberg und ein Waldlehrpfad, sowie 135 km beschilderte örtliche Radwege mit Anschluss an das regionale bzw. überregionale Wander- und Radwegenetz, eine Mountainbikestrecke und eine Wasserski- und Wakeboard-Seilbahn laden zu sportlicher Aktivität in freier Natur ein.
WIR SIND GAST IN DER NATUR. Das heißt, dass besonders rücksichtsvoll mit der Natur umgegangen werden muss. Teile des Gleiberger Landes liegen in Schutzgebieten und viele Tiere und Pflanzen stehen unter Naturschutz, weil ihr Bestand besonders gefährdet ist. Denken sie bitte daran, bevor Sie Blumen oder Reiser pflücken oder Tiere aufscheuchen. Massive Störungen haben Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Vor allem Beunruhigung und Störung der Tiere durch Lärm kann während der Brut- und Setzzeit von Anfang April bis Ende August dazu führen, dass Elterntiere ihr Nest oder ihre Jungen verlassen, die dann kläglich verhungern oder durch Unterkühlung eingehen.
BIEBERTAL: Rund 10.400 Einwohner leben in der Gemeinde in 6 Ortsteilen. Die Gemeindefläche beträgt 43,9 Quadratkilometer, davon sind 44 % Wald. Es bestehen gute Verkehrsanbindungen; 2 km zum Giessener Ring, 8 km nach Gießen. ÖPNV-Busverbindung nach Gießen und Wetzlar - Halbstundentakt ab Rodheim-Bieber mit Bahnanschluss in Gießen. An Sonn- u. Feiertagen Anruf-Sammeltaxi. 1970 schließen sich Fellingshausen, Königsberg, Krumbach, Rodheim-Bieber und Vetzberg freiwillig zusammen, 1977 folgt Frankenbach nach. Partnerschaften: Sarrians/Frankreich, Denbigh/WaIes, Eibenstock/Sachsen.
Frankenbach: Rund 1.050 Einwohner; Gemarkungsfläche 9,9 Quadratkilometer; Kindergarten; 6 Vereine. Erste urkundliche Erwähnung 1285, wo ein Bertoldus aus Frankenbach als Zeuge vorkommt. Die tatsächliche Entstehung ist in die karolingische Zeit um 800 anzusetzen. Bis 1358 gehört der Ort zum Besitz der Grafen von Solms. Mit kurzen Unterbrechungen liegt der Ort später in hessischem Territorium. 1866 kommt Frankenbach nach dem Deutschen Krieg zu Preußen und wird dem Kreis Biedenkopf zugeschlagen. 1932 erfolgt die Zuordnung zum Kreis Wetzlar. Am 27. März 1945 werfen amerikanische Flugzeuge Bomben über Frankenbach ab, denen 7 Menschen zum Opfer fallen. 1977 schließt sich Frankenbach der bereits seit 1970 bestehenden Gemeinde Biebertal an und kommt damit im Zuge der Gebietsreform zurück in den Landkreis Gießen. Die Geschichte berichtet von einem tödlichen Nachbarschaftsstreit zwischen Frankenbach und Erda am 20. Oktober 1779, dem sogenannten „Bucheckernkrieg“. Im Streit um reiche Bucheckernvorkommen im Wald am Leschenberg finden 2 Personen unmittelbar den Tod, weitere Männer und Frauen sind danach noch an Schussverletzungen gestorben.
Ein kurzer Abstecher von der Route führt zur evangelischen Kirche, dem Dorfbunnen und einigen anderen Nettigkeiten. Mehr Infos zur Kirche: Wikipedia.
Es geht weiter bergauf. Auf dem Scheitelpunkt ragt ein einsamer Schlot aus dem Wald, dem wir unsere Aufwartung machen.
Nun geht es ins Verstal hinein. Schilder informieren, dass hier einst Dörfer standen, die aber 1648 durch die Pest entvölkert wurden.
Die Pest und der Dreißigjährige Krieg
Beide Dinge scheinen aus dem kollektiven Gedächtnis der Deutschen verschwunden zu sein, und doch waren sie das furchtbarste Ereignis - noch vor dem 2. Weltkrieg - der deutschen Geschichte. Die kriegerische Auseinandersetzung dauerte von 1618 bis 1648 und war sowohl ein Ringen zwischen Katholiken und Protestanten als auch ein Ringen um die politische Macht in Europa. Alles begann mit dem Prager Fenstersturz zweier Protestanten… und endete in einem beispiellosen Morden und Sterben.
Im Deutschland von 1618 lebten um die 16 Millionen Einwohner, 1648, nach dem Krieg waren es nur mehr rund 10 Millionen. Beträchtlich mehr Menschen als im Kampf starben aber an Seuchen. Die Kombination von einem wärmeren Klima ab zirka 1630 und die Mobilität der Menschen in Form von Soldaten war eben letal. Die Jahre 1633 bis 1635 brachten Deutschland die bisher schwersten Pestjahre. Man kann sagen, überall wo Heere wüteten, gab es auch die Pest. Es dauerte rund 200 Jahre, bis man Deutschlandweit wieder eine ähnliche Bevölkerungszahl wie vor dem 30jährigen Krieg hatte.
Beispiele aus der Gegend: Gelnhausen, die Heimatstadt Grimmelshausens, des Autors des Romanhelden Simplicissimus, hatte vor dem Krieg etwa 15.000 Einwohner - danach waren es nur noch knapp 200. Dortmund verlor wegen Pest und Krieg binnen kürzester Zeit zwei Drittel der Bevölkerung, (wobei ein Teil aber einfach nur flüchtete).
Dillenburg 1625: In Dillenburg folgte auf Hungertyphus und Ruhr die Pest. In 10 Monaten starben 378 Personen, ein Drittel der Bevölkerung.
Friedberg 1626: In Friedberg in der Wetterau raffte die Pest 336 Menschen dahin.
Hanau 1629: Während der dreimonatigen Einschließung der Stadt brach die von den Soldaten mitgebrachte Pest aus und forderte viele Opfer.
Wetterau 1634: Sie wurde von Kroaten, Ungarn und Polen verheert. Viele Dörfer gingen in Flammen auf, das Vieh wurde geraubt. Dazu kam die Seuche, die sich überall hin verbreitete und in Friedberg täglich 7 bis 8 Menschen tötete. In den letzten vier Monaten starben 91 Menschen, während im ganzen Jahr nur 17 Kinder geboren wurden. Ebenso grassierte die Pest in Lich und Umgebung. Manche Orte verloren die Hälfte der Einwohner. In Garbenheim starben 75 Menschen, 78 überlebten das Jahr.
Die Pest sorgte während dieser Zeit dafür, dass in Hessen 30 bis 50 Prozent der Menschen starben! Dabei steht die Bezeichnung „Pest“ aber möglicherweise für mehrere Erkrankungen wie Ruhr, Infektionen des Respirationstraktes, Tuberkulose, Dysenterie, Typhus, Grippe, Pocken und Antoniusfieber. Auch Ebola oder Anthrax sind denkbar.
Die vermutlich erste medizinische Dissertation über die Pest verfasste der aus Nidda stammende Arzt Johannes Pistorius der Jüngere 1568 mit "De vera curandae pestis ratione - Über die rechte Art, die Pest zu behandeln".
Die Pest und der Dreißigjährige Krieg
Beide Dinge scheinen aus dem kollektiven Gedächtnis der Deutschen verschwunden zu sein, und doch waren sie das furchtbarste Ereignis - noch vor dem 2. Weltkrieg - der deutschen Geschichte. Die kriegerische Auseinandersetzung dauerte von 1618 bis 1648 und war sowohl ein Ringen zwischen Katholiken und Protestanten als auch ein Ringen um die politische Macht in Europa. Alles begann mit dem Prager Fenstersturz zweier Protestanten… und endete in einem beispiellosen Morden und Sterben.
Im Deutschland von 1618 lebten um die 16 Millionen Einwohner, 1648, nach dem Krieg waren es nur mehr rund 10 Millionen. Beträchtlich mehr Menschen als im Kampf starben aber an Seuchen. Die Kombination von einem wärmeren Klima ab zirka 1630 und die Mobilität der Menschen in Form von Soldaten war eben letal. Die Jahre 1633 bis 1635 brachten Deutschland die bisher schwersten Pestjahre. Man kann sagen, überall wo Heere wüteten, gab es auch die Pest. Es dauerte rund 200 Jahre, bis man Deutschlandweit wieder eine ähnliche Bevölkerungszahl wie vor dem 30jährigen Krieg hatte.
Beispiele aus der Gegend: Gelnhausen, die Heimatstadt Grimmelshausens, des Autors des Romanhelden Simplicissimus, hatte vor dem Krieg etwa 15.000 Einwohner - danach waren es nur noch knapp 200. Dortmund verlor wegen Pest und Krieg binnen kürzester Zeit zwei Drittel der Bevölkerung, (wobei ein Teil aber einfach nur flüchtete).
Dillenburg 1625: In Dillenburg folgte auf Hungertyphus und Ruhr die Pest. In 10 Monaten starben 378 Personen, ein Drittel der Bevölkerung.
Friedberg 1626: In Friedberg in der Wetterau raffte die Pest 336 Menschen dahin.
Hanau 1629: Während der dreimonatigen Einschließung der Stadt brach die von den Soldaten mitgebrachte Pest aus und forderte viele Opfer.
Wetterau 1634: Sie wurde von Kroaten, Ungarn und Polen verheert. Viele Dörfer gingen in Flammen auf, das Vieh wurde geraubt. Dazu kam die Seuche, die sich überall hin verbreitete und in Friedberg täglich 7 bis 8 Menschen tötete. In den letzten vier Monaten starben 91 Menschen, während im ganzen Jahr nur 17 Kinder geboren wurden. Ebenso grassierte die Pest in Lich und Umgebung. Manche Orte verloren die Hälfte der Einwohner. In Garbenheim starben 75 Menschen, 78 überlebten das Jahr.
Die Pest sorgte während dieser Zeit dafür, dass in Hessen 30 bis 50 Prozent der Menschen starben! Dabei steht die Bezeichnung „Pest“ aber möglicherweise für mehrere Erkrankungen wie Ruhr, Infektionen des Respirationstraktes, Tuberkulose, Dysenterie, Typhus, Grippe, Pocken und Antoniusfieber. Auch Ebola oder Anthrax sind denkbar.
Die vermutlich erste medizinische Dissertation über die Pest verfasste der aus Nidda stammende Arzt Johannes Pistorius der Jüngere 1568 mit "De vera curandae pestis ratione - Über die rechte Art, die Pest zu behandeln".
Als nächsten Zwischenstopp gibt es Kirchvers mit seiner romanischen Kirche. Mehr Infos: Lohra-Wiki
Nach Kirchvers kann man einen kurzen Abstecher zur Kreuzmühle am Waldrand machen. Sehr idyllisch-romantisch. Das Mühlrad stammt übrigens von der Obermühle in Rodheim-Bieber.
Weiter geht es nach Reimershausen. Hier könnte man rechts ins Salzbödetal einbiegen und wieder nach Gießen zurückkehren.
Wenn ein Ort ein „Ober-" in seinem Namen hat, dann weiß man als versierter Radler, dass es bergauf geht… diesmal nach Oberwalgern. Doch vorher erfreut noch die Steinfurtsmühle.
Hat man den Anstieg nach Oberwalgern überwunden, dann folgt eine wundervoll-lange Abfahrt nach Fronhausen und ins Lahntal. Am Ortsrand informiert ein Schild:
Die erste urkundliche Erwähnung Fronhausens fällt in das Jahr 1159. Damals gehörte das Dorf zur Abtei Essen an der Ruhr. Mit dem gut erhaltenen, teils aus dem 16. Jahrhundert stammenden, ländlich geprägten Ortskern und gepflegten Fachwerkhäusern erstreckt sich die Gemeinde Fronhausen über das breite Lahntal. Sehenswert ist die im ursprünglich romanischen Stil erbaute Kirche mit ihrem großenTurm und der imposanten Turmhaube. In die Kirchhofmauer eingebaute Schießscharten belegen bis in die Gegenwart den einstigen wehrhaften Charakter der Anlage. Die Gemeinde Fronhausen ist die südlichste Gemeinde des Landkreises Marburg-Biedenkopf und liegt mittig zwischen den beiden Universitätsstädten Marburg und Gießen. In der 28 Quadratkilometer großen Gemeinde mit ihren sieben Ortsteilen leben ca. 4.400 Menschen. Durch ihre gute Infrastruktur mit Bahnanschluss an die Main-Weser Bahn (Verbindungsstrecke Kassel-Frankfurt) sowie einen Anschluss an die vierspurige Bundesstraße 83a und der reizvollen Lage im Lahntal, umgeben von großen Waldflächen, hat sich die Gemeinde Fronhausen zu einer attraktiven Wohngegend entwickelt. Im Osten und Westen wird das TaI durch sanfte, bewaldete Höhenzüge begrenzt. Auch die Nebentäler von Salzböde und Zwester Ohm münden im Bereich der Gemeinde Fronhausen ins Tal der Lahn. Die Gemeinde Fronhausen bildet einen wichtigen Knotenpunkt im regionalen Radwegenetz und bietet dem Radwanderer attraktive Möglichkeiten zur Entdeckung des Lahnumlandes.
So informiert geht es nach Bellnhausen, wo der Lahnaltarm umrundet werden will. Das stehende Wasser blinkt hin und wieder hinter der Flora hervor, wer mehr sehen will, muss sich durch dieselbe durchkämpfen.
Die erste urkundliche Erwähnung Fronhausens fällt in das Jahr 1159. Damals gehörte das Dorf zur Abtei Essen an der Ruhr. Mit dem gut erhaltenen, teils aus dem 16. Jahrhundert stammenden, ländlich geprägten Ortskern und gepflegten Fachwerkhäusern erstreckt sich die Gemeinde Fronhausen über das breite Lahntal. Sehenswert ist die im ursprünglich romanischen Stil erbaute Kirche mit ihrem großenTurm und der imposanten Turmhaube. In die Kirchhofmauer eingebaute Schießscharten belegen bis in die Gegenwart den einstigen wehrhaften Charakter der Anlage. Die Gemeinde Fronhausen ist die südlichste Gemeinde des Landkreises Marburg-Biedenkopf und liegt mittig zwischen den beiden Universitätsstädten Marburg und Gießen. In der 28 Quadratkilometer großen Gemeinde mit ihren sieben Ortsteilen leben ca. 4.400 Menschen. Durch ihre gute Infrastruktur mit Bahnanschluss an die Main-Weser Bahn (Verbindungsstrecke Kassel-Frankfurt) sowie einen Anschluss an die vierspurige Bundesstraße 83a und der reizvollen Lage im Lahntal, umgeben von großen Waldflächen, hat sich die Gemeinde Fronhausen zu einer attraktiven Wohngegend entwickelt. Im Osten und Westen wird das TaI durch sanfte, bewaldete Höhenzüge begrenzt. Auch die Nebentäler von Salzböde und Zwester Ohm münden im Bereich der Gemeinde Fronhausen ins Tal der Lahn. Die Gemeinde Fronhausen bildet einen wichtigen Knotenpunkt im regionalen Radwegenetz und bietet dem Radwanderer attraktive Möglichkeiten zur Entdeckung des Lahnumlandes.
So informiert geht es nach Bellnhausen, wo der Lahnaltarm umrundet werden will. Das stehende Wasser blinkt hin und wieder hinter der Flora hervor, wer mehr sehen will, muss sich durch dieselbe durchkämpfen.
Zwischen Bellnhausen und Sichertshausen mündet auch die Zwester Ohm aus dem Vogelsberg gleich zwei Mal in die Lahn. Sie wurde nur 20 Kilometer lang! Dafür darf sie aber auch irgendwann mal in der Nordsee baden!
Und dann will da noch Friedelhausen besucht werden. Die imposante Anlage besteht aus dem rund 70 Hektar großen, recht altem Hofgut und dem viertürmigen Neuen Schloss aus dem 19. Jahrhundert im englischen Tudorgotik-Stil. Ältester Teil der Anlage ist das Herrenhaus aus 1564. Der einst so prächtige Hof wurde ein Opfer der so genannten „modernen Landwirtschaft“. Heute produziert man daher nur mehr biologisch-dynamisch! Das Neue Schloss wurde von Freiherr Adalbert von Nordeck zur Rabenau erbaut. Im Neuen Schloss erholte sich 1905 und 1906 Rainer Maria Rilke. Auf Einladung der Gräfin Luise von Schwerin, geb. Freiin von Nordeck zur Rabenau (1849 bis 1906) hatte er mit seiner Frau 1905 einen für ihn sehr bedeutsamen Sommer in Friedelhausen verlebt. Rilke über Friedelhausen:
"Mein Leben, alles was ich bin, ist durch Friedelhausen durchgegangen, wie ein ganzer Fluß durch die Wärme einer besonnten Gegend geht, ausgebreitet und breiter gleichsam und glänzend
mit allen seinen Wellen."
Er kam mit Frau und Kind 1906, ein paar Monate nach dem Tod der Gräfin, erneut. Anlass zu dem folgenden Gedicht war der einjährige Todestag derselben.
Und dann will da noch Friedelhausen besucht werden. Die imposante Anlage besteht aus dem rund 70 Hektar großen, recht altem Hofgut und dem viertürmigen Neuen Schloss aus dem 19. Jahrhundert im englischen Tudorgotik-Stil. Ältester Teil der Anlage ist das Herrenhaus aus 1564. Der einst so prächtige Hof wurde ein Opfer der so genannten „modernen Landwirtschaft“. Heute produziert man daher nur mehr biologisch-dynamisch! Das Neue Schloss wurde von Freiherr Adalbert von Nordeck zur Rabenau erbaut. Im Neuen Schloss erholte sich 1905 und 1906 Rainer Maria Rilke. Auf Einladung der Gräfin Luise von Schwerin, geb. Freiin von Nordeck zur Rabenau (1849 bis 1906) hatte er mit seiner Frau 1905 einen für ihn sehr bedeutsamen Sommer in Friedelhausen verlebt. Rilke über Friedelhausen:
"Mein Leben, alles was ich bin, ist durch Friedelhausen durchgegangen, wie ein ganzer Fluß durch die Wärme einer besonnten Gegend geht, ausgebreitet und breiter gleichsam und glänzend
mit allen seinen Wellen."
Er kam mit Frau und Kind 1906, ein paar Monate nach dem Tod der Gräfin, erneut. Anlass zu dem folgenden Gedicht war der einjährige Todestag derselben.
Todes-Erfahrung
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das
nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,
Bewunderung und Liebe oder Haß
dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt.
Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.
Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,
spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.
Doch als du gingst, da brach in diese Bühne
ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt
durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,
wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.
Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes
hersagend und Gebärden dann und wann
aufhebend; aber dein von uns entferntes,
aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen, wie ein Wissen
von jener Wirklichkeit sich niedersenkend,
so daß wir eine Weile hingerissen
das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Aus: Neue Gedichte (1907)
Homepages: www.friedelhausen.de und Neues Schloss
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das
nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund,
Bewunderung und Liebe oder Haß
dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt.
Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen.
Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen,
spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.
Doch als du gingst, da brach in diese Bühne
ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt
durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne,
wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.
Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes
hersagend und Gebärden dann und wann
aufhebend; aber dein von uns entferntes,
aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen, wie ein Wissen
von jener Wirklichkeit sich niedersenkend,
so daß wir eine Weile hingerissen
das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Aus: Neue Gedichte (1907)
Homepages: www.friedelhausen.de und Neues Schloss
Der Weg führt jetzt direkt an den Bahngleisen und am Lahn-Altarm Richtung Staufenberg. EIn paar Schilder informieren über die lokale Flora und Fauna und ihre Probleme:
Amphibien und Libellen am Hofgut Friedelhausen: Die Bezeichnung Amphibien enthält den griechischen Wortstamm »amphi« mit der Bedeutung »beiderseits«‚ »beides zugleich«. Damit ist treffend beschrieben, dass Kröte und Molch beides sind: Wasser- und Landtiere. Paarung, Eiablage und Entwicklung der Larven (Kaulquappen) findet im Wasser satt. Den Rest des Jahres verbringen die Tiere jedoch überwiegend an Land und entfernen sich dabei mehr oder weniger weit von ihrem Laichgewässer. Um den Winter zu überleben,graben sich die wechselwarmen Tiere in Erdlöcher ein oder verstecken sich in tiefen Höhlen.
Jedes Jahr das gleiche Theater!: Die ersten warmen Sonnenstrahlen wecken Amphibien aus der Winterstarre. Sie verlassen ihre Verstecke in Erdlöchern, Mauerspalten oder Höhlen und machen sich auf den Weg zu ihrem Laichgewässer - dahin zurück, wo sie selbst das Licht der Welt erblickt haben. Erdkröten überwinden oft mehr als zwei Kilometer und sind dabei vielen Gefahren ausgesetzt. Gegen Fressfeinde schützt sie ein giftiges Sekret ihrer Hautdrüsen. Nur gegen Autos haben die wandernden Kröten kaum ein Chance. Und auch die Wanderung zurück ins Sommerquartier bringt Verluste. Die Sommerquartiere der Erdkröten aus dem Altarm bei Friedelhausen liegen im Wald jenseits der Bahnstrecke. Nicht nur, dass der Fahrweg zum Hofgut überwunden werden muss e es steht auch eine Gleisüberquerung bevor.
Flugakrobaten: Libellen legen ihre Eier auf der Wasseroberfläche oder an untergetauchten Wasserpflanzen ab. Die sich daraus entwickelnden Larven verbringen je nach Art bis zu fünf Jahre im Wasser und ernähren sich räuberisch von anderen Insektenlarven, aber auch Jungfischen und Kaulquappen. Zur letzten Häutung kriechen die Tiere an einem Pflanzenhalm an Land, sprengen ihre Larvenhülle ab und aus dem Wasserwesen wird ein Wesen der Luft. Libellen sind Flugakrobaten, die sogar rückwärts fliegen können.
Vögel am Hofgut Friedelhausen: Flüsse ändern im Laufe der Jahrtausende oftmals ihren Verlauf. Es entstehen Verzweigungen oder Flussschleifen (Mäander), wenn der Fluss einem Hindernis ausweichen muss. Manchmal werden durch Anhäufung von Kies und Sand oder durch künstliche Eingriffe Teile des Flusses vom Hauptstrom abgetrennt. Da sie nicht mehr regelmäßig durchströmt werden, neigen sie zur Versumpfung und Verlandung, haben aber bei Hochwasser noch eine wichtige Auffangfunktion. DIese Altarme und Altwasser, also gänzlich vom Fluss abgetrennte Gewässer sind wichtige Lebensräume für Vögel und Insekten.
Familie Schwan: Fast jedes Jahr brütet hier ein Paar Höckerschwäne. Ihr Nest besteht aus Wasserpflanzen, Gräsern und Zweigen und ist oft von beachtlicher Größe. Da ein Paar dasselbe Nest immer wieder nutzt, kann es sich von Jahr zu Jahr vergrößern. Wenn die Küken mobil werden, geht es über die Wiese zum Ausflug an die Lahn. Und wenn das Schwimmen zu anstrengend wird, werden die Kleinen kurzerhand auf den Rücken der Alten verfrachtet und sicher wieder nach Hause befördert. Über den nächsten Winter verliert sich das braune Federkleid der Jungschwäne und nach der Vollmauser ist im nächsten Jahr aus dem "hässlichen Entlein" ein weißer Schwan geworden.
Die Geschichte vom Kuckuckskind: Kuckucke ernähren sich überwiegend von solchen Raupen, die andere Singvögel verschmähen - weil sie haarig oder giftig sind. Da aber die Kuckucksküken diese Kost noch nicht vertragen, muss der Kuckuck sie von Gasteltern aufziehen lassen, die eine verträgliche Kükenkost sammeln. Also schmuggelt er zum Beispiel dem Sumpfrohrsänger ein Ei ins Nest. Nahrung findet der Sumpfrohrsänger hier im Altarm in Hülle und Fülle: mit Zuckmücken, Kriebelmücken, Eintagsfliegen, Motten und anderem Getier päppelt der Rohrsänger das Kuckuckskind, bis es flügge ist.
Amphibien und Libellen am Hofgut Friedelhausen: Die Bezeichnung Amphibien enthält den griechischen Wortstamm »amphi« mit der Bedeutung »beiderseits«‚ »beides zugleich«. Damit ist treffend beschrieben, dass Kröte und Molch beides sind: Wasser- und Landtiere. Paarung, Eiablage und Entwicklung der Larven (Kaulquappen) findet im Wasser satt. Den Rest des Jahres verbringen die Tiere jedoch überwiegend an Land und entfernen sich dabei mehr oder weniger weit von ihrem Laichgewässer. Um den Winter zu überleben,graben sich die wechselwarmen Tiere in Erdlöcher ein oder verstecken sich in tiefen Höhlen.
Jedes Jahr das gleiche Theater!: Die ersten warmen Sonnenstrahlen wecken Amphibien aus der Winterstarre. Sie verlassen ihre Verstecke in Erdlöchern, Mauerspalten oder Höhlen und machen sich auf den Weg zu ihrem Laichgewässer - dahin zurück, wo sie selbst das Licht der Welt erblickt haben. Erdkröten überwinden oft mehr als zwei Kilometer und sind dabei vielen Gefahren ausgesetzt. Gegen Fressfeinde schützt sie ein giftiges Sekret ihrer Hautdrüsen. Nur gegen Autos haben die wandernden Kröten kaum ein Chance. Und auch die Wanderung zurück ins Sommerquartier bringt Verluste. Die Sommerquartiere der Erdkröten aus dem Altarm bei Friedelhausen liegen im Wald jenseits der Bahnstrecke. Nicht nur, dass der Fahrweg zum Hofgut überwunden werden muss e es steht auch eine Gleisüberquerung bevor.
Flugakrobaten: Libellen legen ihre Eier auf der Wasseroberfläche oder an untergetauchten Wasserpflanzen ab. Die sich daraus entwickelnden Larven verbringen je nach Art bis zu fünf Jahre im Wasser und ernähren sich räuberisch von anderen Insektenlarven, aber auch Jungfischen und Kaulquappen. Zur letzten Häutung kriechen die Tiere an einem Pflanzenhalm an Land, sprengen ihre Larvenhülle ab und aus dem Wasserwesen wird ein Wesen der Luft. Libellen sind Flugakrobaten, die sogar rückwärts fliegen können.
Vögel am Hofgut Friedelhausen: Flüsse ändern im Laufe der Jahrtausende oftmals ihren Verlauf. Es entstehen Verzweigungen oder Flussschleifen (Mäander), wenn der Fluss einem Hindernis ausweichen muss. Manchmal werden durch Anhäufung von Kies und Sand oder durch künstliche Eingriffe Teile des Flusses vom Hauptstrom abgetrennt. Da sie nicht mehr regelmäßig durchströmt werden, neigen sie zur Versumpfung und Verlandung, haben aber bei Hochwasser noch eine wichtige Auffangfunktion. DIese Altarme und Altwasser, also gänzlich vom Fluss abgetrennte Gewässer sind wichtige Lebensräume für Vögel und Insekten.
Familie Schwan: Fast jedes Jahr brütet hier ein Paar Höckerschwäne. Ihr Nest besteht aus Wasserpflanzen, Gräsern und Zweigen und ist oft von beachtlicher Größe. Da ein Paar dasselbe Nest immer wieder nutzt, kann es sich von Jahr zu Jahr vergrößern. Wenn die Küken mobil werden, geht es über die Wiese zum Ausflug an die Lahn. Und wenn das Schwimmen zu anstrengend wird, werden die Kleinen kurzerhand auf den Rücken der Alten verfrachtet und sicher wieder nach Hause befördert. Über den nächsten Winter verliert sich das braune Federkleid der Jungschwäne und nach der Vollmauser ist im nächsten Jahr aus dem "hässlichen Entlein" ein weißer Schwan geworden.
Die Geschichte vom Kuckuckskind: Kuckucke ernähren sich überwiegend von solchen Raupen, die andere Singvögel verschmähen - weil sie haarig oder giftig sind. Da aber die Kuckucksküken diese Kost noch nicht vertragen, muss der Kuckuck sie von Gasteltern aufziehen lassen, die eine verträgliche Kükenkost sammeln. Also schmuggelt er zum Beispiel dem Sumpfrohrsänger ein Ei ins Nest. Nahrung findet der Sumpfrohrsänger hier im Altarm in Hülle und Fülle: mit Zuckmücken, Kriebelmücken, Eintagsfliegen, Motten und anderem Getier päppelt der Rohrsänger das Kuckuckskind, bis es flügge ist.
Nach Daubringen geht es noch einmal hoch. Via Alten-Buseck, Trohe und Wieseck-Au führt der Weg beschaulich zurück nach Gießen. Ein wundervoller Tag klingt mit diesem Rilke-Gedicht aus:
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Aus: Das Buch der Bilder
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Aus: Das Buch der Bilder