Tour 18: Auf lichten Höhen nach Allendorf
Diese knapp 40 Kilometer lange Tour führt via Hangelstein und anderen Höhenzügen bis nach Allendorf an der Lumda und bietet so phantastische Ausblicke aufs und ins Gießener Land. Der Rückweg folgt der Lumda und dem gleichnamigen Radweg. Eine absolut tolle Art, um von Gießen nach Allendorf zu fahren!
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Die Tour führt den Schwanensee entlang, durch die wundervoll-lange Kastanienallee, und dann ein kurzes Stück durch die Wieseck-Au. Danach geht es links ab nach Wieseck, wo der Turm grüßt. Der Gießener Stadtteil Wieseck wurde 775 erstmals schriftlich erwähnt und ist somit älter als Gießen. Hier steht die sogenannte Poart, ein Überrest der Befestigungsanlagen aus der Zeit um 1450 in Tor-Turmform. Wirf einen Blick auf die Schießscharte. Von da oben machten die Bauern neugierigen Fremden hier unten klar, wohin sie gehen sollten. In Wieseck findet sich auch das eine oder andere nette Fachwerkhaus. Mehr Info: Wikipedia.
Wieseck ist auf Nebenstraßen schnell durchquert. Nun geht es über die A485 und dann auf der einen Seite den Hangelstein rauf und auf der anderen ein wenig wieder runter. Die A480 wird überquert… und schon ist man wieder mitten im Wald. Man hat einen ausgezeichneten Blick auf Treis.
Wenn man die Wälder endgültig verlässt, dann rollt man gemütlich nach Climbach hinunter… und weiter nach Allendorf.
Allendorf wird diesmal rechts liegengelassen, denn in Allendorf biegt man vor der Brücke über die Lumda links in den Radweg ein, dem man nun bis Lollar folgen kann. Zwischen Allendorf und Treis informiert ein Schild über den 357 Meter hohen Totenberg mit dem Basaltsteinbruch. Der lokale Basalt ist übrigens einer der besten Deutschlands.
Der Totenberg - Fränkischer Rasthof mit schöner Aussicht
lm Gegensatz zu den Basaltkegeln von Gleiberg, Schiffenberg und Amöneburg scheint die markante Kuppe des Totenbergs bei den Menschen früherer Zeiten nie größeres Interesse erweckt zu haben. Zwar sollen unter den Quarzit-Vorsprüngen an seinem Fuß schon Steinzeitjäger Quartier gemacht und Werkzeuge hergestellt haben, aber danach tauchte der Berg schon wieder in das Dunkel der Geschichte, bis viele Jahrtausende später die Kelten in unsere Region kamen. Anders als auf dem Dünsberg hinterließen sie auf dem Totenberg aber nur spärliche Reste ihrer Kultur — ein Zentrum der Macht war der Gipfel über der Lumda damals ebenso wenig wie im Hochmittelalter, als die große Zeit der Höhenburgen begann. Da aber waren die Standorte Staufenberg und Nordeck strategisch bedeutsamer, ließen sich von hier doch trefflich die Handelswege über die Hochfläche des „Lumda-Plateaus“ in das Amöneburger Becken überwachen.
Aber auch der Totenberg stand für eine kurze, uns heute fern und fremd anmutende Zeit im Zentrum des Interesses: im Frühmittelalter, genauer im 8. und im frühen 9. Jahrhundert nach Christi Geburt. Die Franken hatten in diesen Jahren das heutige Hessen in ihren Einflussbereich genommen, unterstützten die aus Irland über den Kanal gereisten Wandermönche bei ihrer Missionsarbeit im heidnischen Mittel- und Nordhessen und begannen, sich den Begehrlichkeiten der benachbarten Sachsen durch den einen oder anderen Kriegszug zu erwehren. In dieser Zeit entstanden in der Region zwischen Marburg und Gießen zahlreiche Befestigungsanlagen: allen voran die mächtige Kesterburg auf dem Christenberg, die Amöneburg und die „Höfe“ bei Dreihausen. Die Reste kleinerer Burgen finden sich bis heute auf dem Hangelstein und dem Schiffenberg, als „Gronauer Schloss“ hoch über dem Salzbödetal und eben auf dem Totenberg.
Eindrucksvolle Ruinen haben die Franken uns mit ihren Befestigungen freilich nicht hinterlassen. Saalbau (Palas) und Bergfried gab es damals noch nicht, und die Umfassungsmauern mit ihren zangenartig verstärkten Toren wurden in den folgenden Jahrhunderten gerne als Steinbruch genutzt. Dennoch lassen die als überwachsene Steinwälle noch gut erkennbaren Mauerzüge manches erahnen von den Mühen, mit denen sie mit einfachen Mitteln hoch oben auf den Bergrücken errichtet wurden - und von der Bedeutung, die dem damals noch dünn besiedelten Gebiet zwischen Gießen und Marburg zukam.
Und doch: Anders als das „Gronauer Schloss“, das unmittelbar an der alten, von Krofdorf-Gleiberg kommenden Weinstraße liegt, erscheint einem die Anlage auf dem Totenberg etwas verloren. Weit und breit keine Straße - ja nicht einmal ein befestigter Fahrweg lässt eine Beziehung zu den wichtigen Straßen des Frühmittelalters erkennen. Einen Hinweis gibt uns allein die alte Grenze zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, die 1 km nördlich des Totenbergs der- Wasserscheide zwischen Lumda und Ohm folgt und den Verlauf eines heute nicht mehr erkennbaren Höhenwegs markiert, der in der „Hohen Mark“ auf die von Staufenberg kommende spätere Hachborner Straße stieß. Komplettiert wurde diese frühmittelalterliche Straßenkreuzung schließlich von einem dritten, von Süden über Treis ziehenden Höhenweg, der unmittelbar westlich am Totenberg vorbeizog, bei Friedelhausen die Lahn überquerte und auf die Weinstraße traf. Der Totenberg lag also mittendrin im Geschehen.
Auch wenn auf dem Totenberg bislang keine systematischen archäologischen Untersuchungen vorgenommen wurden und deshalb auch keine Befunde zu einer frühgeschichtlichen Bebauung vorliegen, so zeigen sich doch auffallende Parallelen zu den „Höfen“ bei Dreihausen. Beide Anlagen sind ungefähr gleich groß (Totenberg: 1,8 ha, „Höfe“: 2,1 ha) und erstrecken sich unter Einbeziehung der Kuppe in östlicher Richtung hangabwärts. Von den „Höfen“ mit ihren ergrabenen Resten eines Steinhauses und der Rundkirche wissen wir, dass der Kuppenbereich der herrschaftlichen Oberburg vorbehalten war. Ob diese auch auf dem Totenberg von den tiefer gelegenen Unterburg mit ihren Wirtschaftsbauten durch eine „Zwischenwand“ getrennt war, ist ebenso unklar wie die Lage der Tore. Beim „Gronauer Schloss“, den „Höfen“ und auf dem Christenberg finden sie sich, was logisch erscheint, im unteren Bereich der Anlage, die an den weniger steilen Talflanken zusätzlich durch einen vorgelagerten Graben geschützt wurde. Da die Hänge des Totenbergs ungleich steiler sind, konnte man darauf verzichten. Wer die Burg angreifen wollte, geriet auch ohne Graben schnell außer Atem.
Kelten
Spätestens seit den bedeutenden Funden am Glauberg am Rande der Wetterau sind die Kelten aus den Tourismusbroschüren hessischer Städte und Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Das war lange Zeit anders, denn das Volk, das seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Oberrheingebiet kommend, bis in den mittelhessischen Raum vorgestoßen war, hinterließ uns nur wenige Zeugnisse seiner Kultur. Besser erhalten sind ihre stadtähnlichen Befestigungsanlagen im Taunus, auf dem Dünsberg oder dem Glauberg, die sogenannte Oppida.
Wandermönche
Man muss sie sich nicht unbedingt mit geschultertem Rucksack und einem
fröhlichen Lied auf den Lippen vorstellen, aber gut zu Fuß werden sie schon gewesen sein, die Mönche, die im 8. Jahrhundert aus den irischen Klöstern ausgezogen und über den Kanal gesegelt waren, um die heidnischen Germanen eines besseren Gottes zu belehren. Ihr berühmtester war der später zum Heiligen aufgestiegene Bonifatius, der 722 n. Chr. das Kloster auf der Amöneburg gründete
und wenig spätelr das Bistum Fulda aus derTaufe hob.
Weitere Infos und Bilder: Wikipedia
Der Totenberg - Fränkischer Rasthof mit schöner Aussicht
lm Gegensatz zu den Basaltkegeln von Gleiberg, Schiffenberg und Amöneburg scheint die markante Kuppe des Totenbergs bei den Menschen früherer Zeiten nie größeres Interesse erweckt zu haben. Zwar sollen unter den Quarzit-Vorsprüngen an seinem Fuß schon Steinzeitjäger Quartier gemacht und Werkzeuge hergestellt haben, aber danach tauchte der Berg schon wieder in das Dunkel der Geschichte, bis viele Jahrtausende später die Kelten in unsere Region kamen. Anders als auf dem Dünsberg hinterließen sie auf dem Totenberg aber nur spärliche Reste ihrer Kultur — ein Zentrum der Macht war der Gipfel über der Lumda damals ebenso wenig wie im Hochmittelalter, als die große Zeit der Höhenburgen begann. Da aber waren die Standorte Staufenberg und Nordeck strategisch bedeutsamer, ließen sich von hier doch trefflich die Handelswege über die Hochfläche des „Lumda-Plateaus“ in das Amöneburger Becken überwachen.
Aber auch der Totenberg stand für eine kurze, uns heute fern und fremd anmutende Zeit im Zentrum des Interesses: im Frühmittelalter, genauer im 8. und im frühen 9. Jahrhundert nach Christi Geburt. Die Franken hatten in diesen Jahren das heutige Hessen in ihren Einflussbereich genommen, unterstützten die aus Irland über den Kanal gereisten Wandermönche bei ihrer Missionsarbeit im heidnischen Mittel- und Nordhessen und begannen, sich den Begehrlichkeiten der benachbarten Sachsen durch den einen oder anderen Kriegszug zu erwehren. In dieser Zeit entstanden in der Region zwischen Marburg und Gießen zahlreiche Befestigungsanlagen: allen voran die mächtige Kesterburg auf dem Christenberg, die Amöneburg und die „Höfe“ bei Dreihausen. Die Reste kleinerer Burgen finden sich bis heute auf dem Hangelstein und dem Schiffenberg, als „Gronauer Schloss“ hoch über dem Salzbödetal und eben auf dem Totenberg.
Eindrucksvolle Ruinen haben die Franken uns mit ihren Befestigungen freilich nicht hinterlassen. Saalbau (Palas) und Bergfried gab es damals noch nicht, und die Umfassungsmauern mit ihren zangenartig verstärkten Toren wurden in den folgenden Jahrhunderten gerne als Steinbruch genutzt. Dennoch lassen die als überwachsene Steinwälle noch gut erkennbaren Mauerzüge manches erahnen von den Mühen, mit denen sie mit einfachen Mitteln hoch oben auf den Bergrücken errichtet wurden - und von der Bedeutung, die dem damals noch dünn besiedelten Gebiet zwischen Gießen und Marburg zukam.
Und doch: Anders als das „Gronauer Schloss“, das unmittelbar an der alten, von Krofdorf-Gleiberg kommenden Weinstraße liegt, erscheint einem die Anlage auf dem Totenberg etwas verloren. Weit und breit keine Straße - ja nicht einmal ein befestigter Fahrweg lässt eine Beziehung zu den wichtigen Straßen des Frühmittelalters erkennen. Einen Hinweis gibt uns allein die alte Grenze zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, die 1 km nördlich des Totenbergs der- Wasserscheide zwischen Lumda und Ohm folgt und den Verlauf eines heute nicht mehr erkennbaren Höhenwegs markiert, der in der „Hohen Mark“ auf die von Staufenberg kommende spätere Hachborner Straße stieß. Komplettiert wurde diese frühmittelalterliche Straßenkreuzung schließlich von einem dritten, von Süden über Treis ziehenden Höhenweg, der unmittelbar westlich am Totenberg vorbeizog, bei Friedelhausen die Lahn überquerte und auf die Weinstraße traf. Der Totenberg lag also mittendrin im Geschehen.
Auch wenn auf dem Totenberg bislang keine systematischen archäologischen Untersuchungen vorgenommen wurden und deshalb auch keine Befunde zu einer frühgeschichtlichen Bebauung vorliegen, so zeigen sich doch auffallende Parallelen zu den „Höfen“ bei Dreihausen. Beide Anlagen sind ungefähr gleich groß (Totenberg: 1,8 ha, „Höfe“: 2,1 ha) und erstrecken sich unter Einbeziehung der Kuppe in östlicher Richtung hangabwärts. Von den „Höfen“ mit ihren ergrabenen Resten eines Steinhauses und der Rundkirche wissen wir, dass der Kuppenbereich der herrschaftlichen Oberburg vorbehalten war. Ob diese auch auf dem Totenberg von den tiefer gelegenen Unterburg mit ihren Wirtschaftsbauten durch eine „Zwischenwand“ getrennt war, ist ebenso unklar wie die Lage der Tore. Beim „Gronauer Schloss“, den „Höfen“ und auf dem Christenberg finden sie sich, was logisch erscheint, im unteren Bereich der Anlage, die an den weniger steilen Talflanken zusätzlich durch einen vorgelagerten Graben geschützt wurde. Da die Hänge des Totenbergs ungleich steiler sind, konnte man darauf verzichten. Wer die Burg angreifen wollte, geriet auch ohne Graben schnell außer Atem.
Kelten
Spätestens seit den bedeutenden Funden am Glauberg am Rande der Wetterau sind die Kelten aus den Tourismusbroschüren hessischer Städte und Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Das war lange Zeit anders, denn das Volk, das seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Oberrheingebiet kommend, bis in den mittelhessischen Raum vorgestoßen war, hinterließ uns nur wenige Zeugnisse seiner Kultur. Besser erhalten sind ihre stadtähnlichen Befestigungsanlagen im Taunus, auf dem Dünsberg oder dem Glauberg, die sogenannte Oppida.
Wandermönche
Man muss sie sich nicht unbedingt mit geschultertem Rucksack und einem
fröhlichen Lied auf den Lippen vorstellen, aber gut zu Fuß werden sie schon gewesen sein, die Mönche, die im 8. Jahrhundert aus den irischen Klöstern ausgezogen und über den Kanal gesegelt waren, um die heidnischen Germanen eines besseren Gottes zu belehren. Ihr berühmtester war der später zum Heiligen aufgestiegene Bonifatius, der 722 n. Chr. das Kloster auf der Amöneburg gründete
und wenig spätelr das Bistum Fulda aus derTaufe hob.
Weitere Infos und Bilder: Wikipedia
In Treis informieren gleich zwei Schilder über Burg und Kirche
Die ehemalige Wasserbug in Treis - Feucht, aber sicher
Als Ellhaus (Edelhaus) bekannt, liegt die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende, von einem markantem Zinnenkranz gekrönte Burg heute etwas versteckt in der Lumdaniederung und lässt auf den ersten Blick kaum erkennen, dass sie eine der wenigen noch erhaltenen Niederungsburgen in unserer Region ist. Erst jenseits der Lumda stößt man auf aite Mauerzüge mit einem im 19. Jahrhundert zur Laube umgebauten Schießerker im Südwesten. Zusammen mit dem um 1500 erbauten Rundturm an der Südostecke ist sie Teil der Befestigung der einstigen Oberburg (um 1550), an deren Stelle heute das 1801/1802 errichtete Amtshaus steht.
Sieht man von dem im Jahr 1679 im Süden an den mittelaIterlichen Wohnturm angebauten „Neuen Stock“ ab, ist das Ellhaus somit deutlich älter, als die nicht mehr erhaltene Oberburg, die eindeutig oberhalb der Lumdaniederung stand und damit eine Tendenz zeigt, die uns auch bei der ehemaligen Burg in Londorf begegnet: Während der mittelalterliche Bau im Schutz des Flusses angelegt wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Wassergraben umgeben war, zog es spätere Generationen auf höher gelegene Standorte. Was die Familie Schutzbar gen. Milchling in Treis dazu bewog, die sichere Lage im Talgrund aufzugeben oder doch zumindest zu schwächen, ahnen wir nicht. Aber eine generelle Tendenz zur Aufgabe der Niederungsburgen ist bereits für das 11. und 12. Jahrhundert belegt, was vor allem dem gestiegenen Repräsentationsbedürfnis des örtlichen Adels geschuldet war, der es nun mehr und mehr vorzog, sich auf den umliegenden Hügeln außerhalb der Ortschaften eine neue Heimstatt zu suchen.
Während die Wasserburgen in Westfalen und am Niederrhein - sicher auch in Ermangelung geeigneter Berge - gerade zur Hochform aufliefen und sich zu Prachtbauten entwickelten, wie die Burg Hülshoff bei Münster, gerieten ihre Pendants in Hessen mehr und mehr in Vergessenheit. Oder sie wurden unter Aufgabe des Wassergrabens zu Schlössern umgebaut, wie in Lich oder Großen-Buseck - letzteres in seinen ältesten Teilen übrigens auch ein Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert, der von unserer offenbar recht baufreudigen Familie Schutzbar gen. Milchling im 16. Jahrhundert.
Weniger Glück hatten indes Niederungsburgen wie die in Nieder-Ohmen (Gemeinde Mücke), deren Reste aus dem 11. Jahrhundert erst im Jahr 1986 wiederentdeckt wurden, in Londorf, dessen Burg schon vor 175 Jahren weitgehend verschwunden war, oder in Gießen, wo das als Wasserburg erbaute Alte Schloss nach schweren Kriegsschäden im Jahr 1976 komplett abgetragen und neu errichtet wurde. Wie klein viele dieser Burgen einst waren, lässt sich an der Röder Burg im Wald südöstlich von Roßberg (Gemeinde Ebsdorfergrund) ablesen, von der zwar nur noch die Wälle und der Wassergraben erhalten sind; die aber erahnen, wie beengt der kleine Landadel im Hochmittelalter lebte. Das Plateau, auf dem die eigentliche Burg stand, hat einen Durchmesser von gerade einmal 19-20 m - nicht viel, wenn man bedenkt, dass hier deutlich mehr Menschen gelebt haben dürften als in einem modernen Einfamilienhaus.
Bleibt noch ein besonderer Bautyp der Niederungsburg zu erwähnen: die Motte. Ebenfalls in salischer Zeit, also im 11. und frühen 12. Jahrhundert anzusiedeln, bestand ihre Besonderheit darin,dass man sich nicht allein auf den Wassergraben als Schutz vor Angriffen verließ, sondern das Untergeschoss des Turmes komplett mit Erde abdeckte. Der Begriff „Einmotten“ stammt also gar nicht aus der Mottenkiste, sondern aus der Architekturgeschichte. Durch die dicke Erdschicht war das Unterteil des Turmes gut geschützt, und die steilen Böschungen des künstlichen Hügels sorgten dafür, dass der frei über der Motte stehende obere Teil der Burg nur noch schwer bezwingbar war. Fast in Vergessenheit geraten, steht eine solche Motte bis heute inmitten von Trohe. Grabungen vor der Bebauung des Umfeldes ergaben im Jahr 2004, dass auch sie einst von einem Wassergraben umgebenen war. Der im 18. Jahrhundert von einem klassizistischen Gewände eingefasste Kellerzugang führt in ein altes Gewölbe, das bislang nicht näher untersucht worden ist, durchaus aber noch aus der Erbauungszeit der Burg stammen könnte.
Ein Schild informiert über die Kirche
Die Kirche in Treis - Wie der Chorturm aus der Mode kam.
Auch wenn die Lage der Kirche auf exponiertem Fels über der Lumda kaum annehmen lässt, dass die Vorzüge dieses Standortes von standesbewussten Bauherren nicht schon früher bemerkt worden wären, begann man mit der Errichtung der Kirche in ihrer heutigen Form erst Anfang des 13. Jahrhunderts. Da sich die Moden auch damals schon wandelten, wurde jetzt aufwendiger gebaut - keine dem Himmel zustrebenden Kathedralen mit vom Maßwerk überwucherten Glasfassaden, wie sie in dieser Zeit in den französischen Städten aufkamen. Aber ein wenig schicker sollte es schon sein, weshalb man sich vor allem bei der Konstruktion des Chores mehr Mühe machte als in der nüchternen Romanik. ln der Mutter aller Kirchen, der römischen Basilika, war der Chor noch eine Apsis gewesen, eine halbrunde Ausbuchtung auf der Schmalseite des lang gestreckten Mittelschiffs, die ursprünglich nicht dem Altar, sondern dem Thron des Herrschers angemessene Würde verleihen sollte.
Denn die Basilika war im alten Rom ein ganz profaner Versammlungsraum. Auf beiden Seiten flankiert wurde das Mittelschiff von deutlich schmaleren und niedrigeren Seitenschiffen - weniger eine architektonische Geschmacksache, als vielmehr statische Notwendigkeit, denn Raum überspannende Gewölbe gab es noch nicht.
Später von der Kirche als Baumuster übernommen, wurden die Seitenschiffe allmählich höher, die trennenden Pfeiler zum Mittelschiff immer schmaler und schmuckreicher. Und statt hölzerne Flachdecken einzuziehen, begann man, steinerne Gewölbe zu errichten.
Auf dem Land fielen diese Entwicklungen deutlich schlichter aus, aber erkennbar sind sie auch hier. Hatte man bei den ersten romanischen Kirchen vielfach noch ganz auf Turm und Chor verzichtet (wie in Mainzlar oder Burkhardsfelden), begann man bald, beide miteinander zu kombinieren: Der Chorturm war erfunden, der selbstverständlich an die Ostseite der Kirche gehörte, wo die Sonne aufging. Beispiele sind Fronhausen, Allendorf (Lumda), Odenhausen (Rabenau), Rödgen, Geilshausen - und Reiskirchen. Nur ganz wenige Kirchen, wie die in Odenhausen an der Lahn, bekamen in dieser Zeit schon einen eigenen, mehr oder weniger polygonalen (mehreckigen) Chor.
Nach Westen wanderte der Turm bei unseren Dorfkirchen erst, als die Vorboten der Gotik Mitte des 13. Jahrhunderts mehr Licht und höhere Fenster erzwangen. Das vertrug sich nicht mit der Last eines Turmes - und auch nicht mit dessen Optik. Die Kirche in Treis bildet ein schönes Beispiel für den Übergang: Hier entschied man sich, den Turm neben den noch schlichten Chor an die Südseite des Gotteshauses zu setzen.
Stangenrod (1220), Londorf und Alten-Buseck (Ende 13. Jh.) folgten mit konsequentem Westturm, verzichteten aber noch auf den hochgotischen Chor, der dann in Kirchberg (4) um 1500 den vorläufigen Abschluss dieser viele Jahrhunderte währenden Entwicklung des Kirchenbaus markierte und in Großen-Buseck einfach nachträglich angebaut wurde.
Die ehemalige Wasserbug in Treis - Feucht, aber sicher
Als Ellhaus (Edelhaus) bekannt, liegt die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende, von einem markantem Zinnenkranz gekrönte Burg heute etwas versteckt in der Lumdaniederung und lässt auf den ersten Blick kaum erkennen, dass sie eine der wenigen noch erhaltenen Niederungsburgen in unserer Region ist. Erst jenseits der Lumda stößt man auf aite Mauerzüge mit einem im 19. Jahrhundert zur Laube umgebauten Schießerker im Südwesten. Zusammen mit dem um 1500 erbauten Rundturm an der Südostecke ist sie Teil der Befestigung der einstigen Oberburg (um 1550), an deren Stelle heute das 1801/1802 errichtete Amtshaus steht.
Sieht man von dem im Jahr 1679 im Süden an den mittelaIterlichen Wohnturm angebauten „Neuen Stock“ ab, ist das Ellhaus somit deutlich älter, als die nicht mehr erhaltene Oberburg, die eindeutig oberhalb der Lumdaniederung stand und damit eine Tendenz zeigt, die uns auch bei der ehemaligen Burg in Londorf begegnet: Während der mittelalterliche Bau im Schutz des Flusses angelegt wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Wassergraben umgeben war, zog es spätere Generationen auf höher gelegene Standorte. Was die Familie Schutzbar gen. Milchling in Treis dazu bewog, die sichere Lage im Talgrund aufzugeben oder doch zumindest zu schwächen, ahnen wir nicht. Aber eine generelle Tendenz zur Aufgabe der Niederungsburgen ist bereits für das 11. und 12. Jahrhundert belegt, was vor allem dem gestiegenen Repräsentationsbedürfnis des örtlichen Adels geschuldet war, der es nun mehr und mehr vorzog, sich auf den umliegenden Hügeln außerhalb der Ortschaften eine neue Heimstatt zu suchen.
Während die Wasserburgen in Westfalen und am Niederrhein - sicher auch in Ermangelung geeigneter Berge - gerade zur Hochform aufliefen und sich zu Prachtbauten entwickelten, wie die Burg Hülshoff bei Münster, gerieten ihre Pendants in Hessen mehr und mehr in Vergessenheit. Oder sie wurden unter Aufgabe des Wassergrabens zu Schlössern umgebaut, wie in Lich oder Großen-Buseck - letzteres in seinen ältesten Teilen übrigens auch ein Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert, der von unserer offenbar recht baufreudigen Familie Schutzbar gen. Milchling im 16. Jahrhundert.
Weniger Glück hatten indes Niederungsburgen wie die in Nieder-Ohmen (Gemeinde Mücke), deren Reste aus dem 11. Jahrhundert erst im Jahr 1986 wiederentdeckt wurden, in Londorf, dessen Burg schon vor 175 Jahren weitgehend verschwunden war, oder in Gießen, wo das als Wasserburg erbaute Alte Schloss nach schweren Kriegsschäden im Jahr 1976 komplett abgetragen und neu errichtet wurde. Wie klein viele dieser Burgen einst waren, lässt sich an der Röder Burg im Wald südöstlich von Roßberg (Gemeinde Ebsdorfergrund) ablesen, von der zwar nur noch die Wälle und der Wassergraben erhalten sind; die aber erahnen, wie beengt der kleine Landadel im Hochmittelalter lebte. Das Plateau, auf dem die eigentliche Burg stand, hat einen Durchmesser von gerade einmal 19-20 m - nicht viel, wenn man bedenkt, dass hier deutlich mehr Menschen gelebt haben dürften als in einem modernen Einfamilienhaus.
Bleibt noch ein besonderer Bautyp der Niederungsburg zu erwähnen: die Motte. Ebenfalls in salischer Zeit, also im 11. und frühen 12. Jahrhundert anzusiedeln, bestand ihre Besonderheit darin,dass man sich nicht allein auf den Wassergraben als Schutz vor Angriffen verließ, sondern das Untergeschoss des Turmes komplett mit Erde abdeckte. Der Begriff „Einmotten“ stammt also gar nicht aus der Mottenkiste, sondern aus der Architekturgeschichte. Durch die dicke Erdschicht war das Unterteil des Turmes gut geschützt, und die steilen Böschungen des künstlichen Hügels sorgten dafür, dass der frei über der Motte stehende obere Teil der Burg nur noch schwer bezwingbar war. Fast in Vergessenheit geraten, steht eine solche Motte bis heute inmitten von Trohe. Grabungen vor der Bebauung des Umfeldes ergaben im Jahr 2004, dass auch sie einst von einem Wassergraben umgebenen war. Der im 18. Jahrhundert von einem klassizistischen Gewände eingefasste Kellerzugang führt in ein altes Gewölbe, das bislang nicht näher untersucht worden ist, durchaus aber noch aus der Erbauungszeit der Burg stammen könnte.
Ein Schild informiert über die Kirche
Die Kirche in Treis - Wie der Chorturm aus der Mode kam.
Auch wenn die Lage der Kirche auf exponiertem Fels über der Lumda kaum annehmen lässt, dass die Vorzüge dieses Standortes von standesbewussten Bauherren nicht schon früher bemerkt worden wären, begann man mit der Errichtung der Kirche in ihrer heutigen Form erst Anfang des 13. Jahrhunderts. Da sich die Moden auch damals schon wandelten, wurde jetzt aufwendiger gebaut - keine dem Himmel zustrebenden Kathedralen mit vom Maßwerk überwucherten Glasfassaden, wie sie in dieser Zeit in den französischen Städten aufkamen. Aber ein wenig schicker sollte es schon sein, weshalb man sich vor allem bei der Konstruktion des Chores mehr Mühe machte als in der nüchternen Romanik. ln der Mutter aller Kirchen, der römischen Basilika, war der Chor noch eine Apsis gewesen, eine halbrunde Ausbuchtung auf der Schmalseite des lang gestreckten Mittelschiffs, die ursprünglich nicht dem Altar, sondern dem Thron des Herrschers angemessene Würde verleihen sollte.
Denn die Basilika war im alten Rom ein ganz profaner Versammlungsraum. Auf beiden Seiten flankiert wurde das Mittelschiff von deutlich schmaleren und niedrigeren Seitenschiffen - weniger eine architektonische Geschmacksache, als vielmehr statische Notwendigkeit, denn Raum überspannende Gewölbe gab es noch nicht.
Später von der Kirche als Baumuster übernommen, wurden die Seitenschiffe allmählich höher, die trennenden Pfeiler zum Mittelschiff immer schmaler und schmuckreicher. Und statt hölzerne Flachdecken einzuziehen, begann man, steinerne Gewölbe zu errichten.
Auf dem Land fielen diese Entwicklungen deutlich schlichter aus, aber erkennbar sind sie auch hier. Hatte man bei den ersten romanischen Kirchen vielfach noch ganz auf Turm und Chor verzichtet (wie in Mainzlar oder Burkhardsfelden), begann man bald, beide miteinander zu kombinieren: Der Chorturm war erfunden, der selbstverständlich an die Ostseite der Kirche gehörte, wo die Sonne aufging. Beispiele sind Fronhausen, Allendorf (Lumda), Odenhausen (Rabenau), Rödgen, Geilshausen - und Reiskirchen. Nur ganz wenige Kirchen, wie die in Odenhausen an der Lahn, bekamen in dieser Zeit schon einen eigenen, mehr oder weniger polygonalen (mehreckigen) Chor.
Nach Westen wanderte der Turm bei unseren Dorfkirchen erst, als die Vorboten der Gotik Mitte des 13. Jahrhunderts mehr Licht und höhere Fenster erzwangen. Das vertrug sich nicht mit der Last eines Turmes - und auch nicht mit dessen Optik. Die Kirche in Treis bildet ein schönes Beispiel für den Übergang: Hier entschied man sich, den Turm neben den noch schlichten Chor an die Südseite des Gotteshauses zu setzen.
Stangenrod (1220), Londorf und Alten-Buseck (Ende 13. Jh.) folgten mit konsequentem Westturm, verzichteten aber noch auf den hochgotischen Chor, der dann in Kirchberg (4) um 1500 den vorläufigen Abschluss dieser viele Jahrhunderte währenden Entwicklung des Kirchenbaus markierte und in Großen-Buseck einfach nachträglich angebaut wurde.