Tour 31: Es war einmal... Hauptroute 1
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Der Gießener Teil der Hauptroute 1 führt über Lollar nach Staufenberg und endet offiziell an den nördlichen Grenzen Staufenbergs in den Wäldern. Der obige Track geht noch weiter bis zur K47 zwischen Hachborn und Ilschhausen. Hier biegt man dann links ab und kehrt via Allendorf und Treis nach Gießen zurück. Dieser Rundkurs hat eine Länge von zirka 45 Kilometern. Im Herbst 2015 konnte kein einziges Schild der ehemaligen Hauptroute 1 mehr lokalisiert werden.
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Der Weg führt anfangs auf Radwegen entlang der Hauptverbindung von Gießen nach Lollar.
Im schönen Lollar biegt man rechts ab und durchquert die Stadt. Am anderen Ende trifft man auf die Lumda und den gleichnamigen Radweg. Man folgt der Lumda bis Daubringen. Im Vergleich zum heutigen Lumda-Radweg war die Hauptroute 1 definitiv die romantischere, da man in diesem Bereich ausschließlich direkt an der Lumda entlangfährt.
Nun geht es ein wenig in die Höhe nach Staufenberg. Man schafft es aber nicht ganz zu Unter- und Oberburg, da der Weg rechts ab geht. Am Ortsrand informiert ein Schild:
Die Oberburg - Was Steine erzählen
Man braucht schon etwas Fantasie, um sich die Ruine der Oberburg als durchaus repräsentatives Anwesen der landgräflichen Statthalter vorzustellen. Auf dem Merian-Stich von 1646 - entstanden also nur ein Jahr vor der Zerstörung der Anlage — kann man erkennen, dass die Burg im Gegensatz zu den meisten staufischen Höhenburgen keinen frei stehenden Bergfried besaß, sondern nur einen stärker dimensionierten Eckturm im Westen des Mauerrings. In dessen Schatten sieht man den noch erhaltenen Turm des Torhauses (freilich, wie damals üblich, etwas zu markant aufragend) und am höchsten Punkt des Plateaus den Palas, also das Wohnhaus der Burg, das wie das Achterdeck einer spanischen Galeone auf der Mauer ruht. Vor diesem Ensemble zieht sich die teilweise überbaute Burgmauer den Hang hinab, umschließt die Bebauung der Hintergasse und führt hangparallel bis zum Torturm an der Obergasse. Auf dem Stich nicht mehr sichtbar, aber vor Ort noch gut zu erkennen ist der weitere Verlauf der Mauer, die hinter dem Anwesen Obergasse 23 fast im rechten Winkel nach Norden abknickt, wieder den Hang erklimmt und am alten Kirchhof vorbei auf die Oberburg stößt.
Die Anlage der Burg Staufenberg entspricht damit dem „klassischen“ Siedlungsschema: auf höchstem Punkt die Burg, gefolgt von der Kirche und der in den Mauerring einbezogenen Siedlung. Eindrucksvoll erhalten ist diese Abfolge in Marburg, aber besonders gut studieren lässt sie sich in kleineren Städten wie Homberg (Ohm), Homberg (Efze) oder Rauschenberg, dessen Burg das Schicksal Staufenbergs übrigens nahezu zeitgleich erleiden musste. Wer diese Tafel auf dem Weg durch das Burgtor und vorbei am frisch restaurierten Burghaus erreicht, der hat sich auf der einstigen Hauptzufahrt zur Oberburg bewegt, die sich nicht ganz zufällig im Uhrzeigersinn um die Ringmauer zieht: In staufischer Zeit gab es noch keine Feuerwaffen, und so war ein möglicher Angreifer gezwungen, die Burg im Nahkampf mit Schild und Schwert zu erobern. Da schon damals die meisten Menschen Rechtshänder waren, hielten sie den Schild in der linken Hand und waren der sich vom rechts liegenden Mauerring aus verteidigenden Burgbesatzung deshalb schutzlos ausgeliefert. Die enge Passage zwischen Burghaus und Terrassenmauer nennt man deshalb aus gutem Grund einen „Zwinger“ — wer das Marburger Schloss durch dessen Südtor betritt, wird sich an Staufenberg erinnert fühlen. Unsere Tafel steht nun im Innern der oberen und vermutlich älteren Ringmauer. Von hier blickt man auf eine fast drei Stockwerke hoch aufragende Querwand, die wie die Außenwand einer Kathedrale von den Resten zweier fast durchgehender Strebepfeiler gestützt wird. Dass diese einst frei im Burghof standen und keine abgebrochenen Seitenwände darstellen, erkennt man an den abgeschrägten Oberkanten und an ihrer Mächtigkeit: Sie sind deutlich dicker als die Querwand selbst, die zwischen den fast zwei Meter starken Außenmauern fast ein wenig schmächtig wirkt. Und doch: Worauf wir blicken, ist kein mittelalterlicher Raumteiler, sondern die im 13. oder 14. Jh. erbaute Westwand des Palas. Da sie zum Innern des geschützten Burghofs ausgerichtet war, brauchte sie nicht so stark dimensioniert zu werden wie der ältere Mauerring. Zum Stützen des Bauwerks genügten die Strebepfeiler. Sieben Maueröffnungen erkennen wir: ein großes Portal, eine schmale Tür und ein Schlitzfenster im Erdgeschoss sowie jeweils zwei hochrechteckige Öffnungen im 1. und 2. Obergeschoss. (Die kleine Öffnung über dem linken Strebepfeiler gehört zum Schornstein.) Bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass die zur Nordmauer orientierte Öffnung im 1. Obergeschoss (links) tiefer reicht als die andere — offenbar diente sie als Tür, über die ein Wehrgang oder ein Maueraufbau erreicht werden konnte. Hierauf deutet auch der Rücksprung auf der Nordmauer hin, der auf Höhe des 1. Obergeschosses ein Auflager für eine Balkendecke gebildet haben dürfte. Von dem großen Eckturm in der Nordwestecke der Ringmauer ist heute nichts mehr zu erkennen. Einem Kirchenbucheintrag des Pfarrers Trygophorus von Kirchberg (1646) zufolge soll er bei der Zerstörung der Burg „gantz Uebernhaufen geworfen undt eingeäschert" worden sein. Den Rest erledigte dann die 200 Jahre währende Nutzung der Burg aIs Steinbruch.
Gehen wir durch das breite Portal in das Innere des Palas, so stoßen wir auf der Rückseite der „Querwand“ auf den fast noch funktionstüchtigen Schornstein, der den Palas zur Kemenate, zum beheizbaren Raum machte. Gut zu erkennen ist der nach unten auslaufende Mauervorsprung, der sich zum Schlot verengt. Davor stand die eigentliche Feuerstelle, die mindestens 2 m in den Raum hineingeragt haben dürfte.
Bevor wir nun die alten Steinstufen zur Aussichtsplattform besteigen, werfen wir noch einen Blick auf die Wendeltreppe: Dort, wo der Aufstieg im 2. und 3. Obergeschoss heute durch Handläufe gesichert werden muss, reichte einst der im unteren Teil noch erhaltene Treppenturm bis hinauf zum Dach. Er war komplett innen an die Ringmauer angebaut und diente zunächst nicht der Verteidigung. Erst 1571 wurden vier auskragende (überstehende) Ecktürmchen an den Palas angefügt, die ganz ähnlich dem südlichen Eckturm der Unterburg mit Zinnen bekränzt und - glaubt man dem Merian-Stich - ursprünglich auch überdacht gewesen sein dürften.
Linktipp: Heimatmuseum
Die Oberburg - Was Steine erzählen
Man braucht schon etwas Fantasie, um sich die Ruine der Oberburg als durchaus repräsentatives Anwesen der landgräflichen Statthalter vorzustellen. Auf dem Merian-Stich von 1646 - entstanden also nur ein Jahr vor der Zerstörung der Anlage — kann man erkennen, dass die Burg im Gegensatz zu den meisten staufischen Höhenburgen keinen frei stehenden Bergfried besaß, sondern nur einen stärker dimensionierten Eckturm im Westen des Mauerrings. In dessen Schatten sieht man den noch erhaltenen Turm des Torhauses (freilich, wie damals üblich, etwas zu markant aufragend) und am höchsten Punkt des Plateaus den Palas, also das Wohnhaus der Burg, das wie das Achterdeck einer spanischen Galeone auf der Mauer ruht. Vor diesem Ensemble zieht sich die teilweise überbaute Burgmauer den Hang hinab, umschließt die Bebauung der Hintergasse und führt hangparallel bis zum Torturm an der Obergasse. Auf dem Stich nicht mehr sichtbar, aber vor Ort noch gut zu erkennen ist der weitere Verlauf der Mauer, die hinter dem Anwesen Obergasse 23 fast im rechten Winkel nach Norden abknickt, wieder den Hang erklimmt und am alten Kirchhof vorbei auf die Oberburg stößt.
Die Anlage der Burg Staufenberg entspricht damit dem „klassischen“ Siedlungsschema: auf höchstem Punkt die Burg, gefolgt von der Kirche und der in den Mauerring einbezogenen Siedlung. Eindrucksvoll erhalten ist diese Abfolge in Marburg, aber besonders gut studieren lässt sie sich in kleineren Städten wie Homberg (Ohm), Homberg (Efze) oder Rauschenberg, dessen Burg das Schicksal Staufenbergs übrigens nahezu zeitgleich erleiden musste. Wer diese Tafel auf dem Weg durch das Burgtor und vorbei am frisch restaurierten Burghaus erreicht, der hat sich auf der einstigen Hauptzufahrt zur Oberburg bewegt, die sich nicht ganz zufällig im Uhrzeigersinn um die Ringmauer zieht: In staufischer Zeit gab es noch keine Feuerwaffen, und so war ein möglicher Angreifer gezwungen, die Burg im Nahkampf mit Schild und Schwert zu erobern. Da schon damals die meisten Menschen Rechtshänder waren, hielten sie den Schild in der linken Hand und waren der sich vom rechts liegenden Mauerring aus verteidigenden Burgbesatzung deshalb schutzlos ausgeliefert. Die enge Passage zwischen Burghaus und Terrassenmauer nennt man deshalb aus gutem Grund einen „Zwinger“ — wer das Marburger Schloss durch dessen Südtor betritt, wird sich an Staufenberg erinnert fühlen. Unsere Tafel steht nun im Innern der oberen und vermutlich älteren Ringmauer. Von hier blickt man auf eine fast drei Stockwerke hoch aufragende Querwand, die wie die Außenwand einer Kathedrale von den Resten zweier fast durchgehender Strebepfeiler gestützt wird. Dass diese einst frei im Burghof standen und keine abgebrochenen Seitenwände darstellen, erkennt man an den abgeschrägten Oberkanten und an ihrer Mächtigkeit: Sie sind deutlich dicker als die Querwand selbst, die zwischen den fast zwei Meter starken Außenmauern fast ein wenig schmächtig wirkt. Und doch: Worauf wir blicken, ist kein mittelalterlicher Raumteiler, sondern die im 13. oder 14. Jh. erbaute Westwand des Palas. Da sie zum Innern des geschützten Burghofs ausgerichtet war, brauchte sie nicht so stark dimensioniert zu werden wie der ältere Mauerring. Zum Stützen des Bauwerks genügten die Strebepfeiler. Sieben Maueröffnungen erkennen wir: ein großes Portal, eine schmale Tür und ein Schlitzfenster im Erdgeschoss sowie jeweils zwei hochrechteckige Öffnungen im 1. und 2. Obergeschoss. (Die kleine Öffnung über dem linken Strebepfeiler gehört zum Schornstein.) Bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass die zur Nordmauer orientierte Öffnung im 1. Obergeschoss (links) tiefer reicht als die andere — offenbar diente sie als Tür, über die ein Wehrgang oder ein Maueraufbau erreicht werden konnte. Hierauf deutet auch der Rücksprung auf der Nordmauer hin, der auf Höhe des 1. Obergeschosses ein Auflager für eine Balkendecke gebildet haben dürfte. Von dem großen Eckturm in der Nordwestecke der Ringmauer ist heute nichts mehr zu erkennen. Einem Kirchenbucheintrag des Pfarrers Trygophorus von Kirchberg (1646) zufolge soll er bei der Zerstörung der Burg „gantz Uebernhaufen geworfen undt eingeäschert" worden sein. Den Rest erledigte dann die 200 Jahre währende Nutzung der Burg aIs Steinbruch.
Gehen wir durch das breite Portal in das Innere des Palas, so stoßen wir auf der Rückseite der „Querwand“ auf den fast noch funktionstüchtigen Schornstein, der den Palas zur Kemenate, zum beheizbaren Raum machte. Gut zu erkennen ist der nach unten auslaufende Mauervorsprung, der sich zum Schlot verengt. Davor stand die eigentliche Feuerstelle, die mindestens 2 m in den Raum hineingeragt haben dürfte.
Bevor wir nun die alten Steinstufen zur Aussichtsplattform besteigen, werfen wir noch einen Blick auf die Wendeltreppe: Dort, wo der Aufstieg im 2. und 3. Obergeschoss heute durch Handläufe gesichert werden muss, reichte einst der im unteren Teil noch erhaltene Treppenturm bis hinauf zum Dach. Er war komplett innen an die Ringmauer angebaut und diente zunächst nicht der Verteidigung. Erst 1571 wurden vier auskragende (überstehende) Ecktürmchen an den Palas angefügt, die ganz ähnlich dem südlichen Eckturm der Unterburg mit Zinnen bekränzt und - glaubt man dem Merian-Stich - ursprünglich auch überdacht gewesen sein dürften.
Linktipp: Heimatmuseum
Nun geht es schnurgerade über die Hochebene mit spektakulären Ausblicken ins Land. Der Weg setzt sich gerade im Wald fort. Am anderen Ende des Waldes blickt man erneut weit ins Land, ins Ilschtal, sozusagen.
Ilschhausen ist schnell durchquert, dann geht es wieder ein wenig in die Höhe. Diverse Rastbänke an exponierten Stellen laden zum Rasten und Ins-land-Blicken ein. Die Gebäude der Wilhelmshöhe sieht man rechts hinten.
Nun geht es wieder in den Wald Richtung Totenberg. Wer zu den mittelalterlichen Überresten auf dem Berg fahren möchte - man sieht sowieso nur mehr ein paar hüfthohe Wälle, unter denen sich Mauerwerk versteckt - muss ein wenig Abenteuergeist mitbringen, sollte ein Mountainbike fahren und sich nicht vor Geistern fürchten. Die Wälder beherbergen die nichtkörperlichen bzw. astralen Überreste einer ermordeten Person. Letzte Sichtung war in den 1950er-Jahren.
Wer es aber gemütlich schätzt, der rollt entspannt via Forststraßen nach Allendorf bergab, wo man wieder auf den Lumda-Radweg trifft, dem man einfach bis Lollar folgt.
Wer es aber gemütlich schätzt, der rollt entspannt via Forststraßen nach Allendorf bergab, wo man wieder auf den Lumda-Radweg trifft, dem man einfach bis Lollar folgt.
Es ist eine rundum zufriedenstellende Tour an die nördlichen Grenzen des Gießener Landes.