Tour 3: Gießen - Wetzlar - Gießen
Diese Tour ist rund 35 km lang und verläuft auf Radwegen, Feldwegen und Waldwegen recht abwechslungsreich zwischen Gießen und Wetzlar. Kurze Stücke muss man gemeinsam mit dem MIV zurücklegen.
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Ich verlasse über die Frankfurter Straße die Stadt und erfreue mich hier schon an der einen oder anderen Sehenswürdigkeit. Hervorgehoben sei ein Brunnen, den es gar nicht gibt: Der Jughardtsbrunnen. Tja, von einem Brunnen keine Spur. Hier geht der Wille vor dem Werk! Ein Schild informiert:
Am 24. Juli 1736 begann bei einem „starcken Donnerwetter“ auf dem Seltersberg eine Quelle zu sprudeln. Zunächst wurde dieses Phänomen nicht weiter beachtet, bis der Theologiestudent Caspar Peter Jughardt sich der Quelle annahm. Mehr als 25 Jahre lang schickte er Eingaben an die Regierung in Gießen, die Landesherrschaft in Darmstadt sowie die Gießener Universität. Jughardt forderte die Anerkennung der Quelle als Heilquelle, denn er ging von der heilkräftigenden Wirkung des Wassers aus. Es heile nicht nur Nierensteine, sondern auch Wassersucht, Kurzatmigkeit und Hühneraugen. Darüber hinaus schrieb er ihm fast wundertätige Wirkung zu: Zwei Tagelöhnern sei durch das Wasser ein doppelter Bruch geheilt und ein blinder Knabe wieder sehend geworden. Analysen durch die Gießener medizinische Fakultät erbrachten dafür jedoch keine Anhaltspunkte. Dennoch ließ die Obrigkeit die Quelle schließlich einfassen, dass sie von Passanten genutzt werden konnte. Mehr erreichte Jughardt nicht. Erst im 19. Jahrhundert, als sich die Bezeichnung Jughardtsbrunnen längst durchgesetzt hatte, erhielt die Brunnenfrage eine Wendung. Im Zuge der Bebauung des Seltersberges kam die Wasserversorgung dieses Neubaugebiets auf die Tagesordnung- Üblicherweise grub jeder Hauseigentümer einen eigenen Brunnen. Da sich dies auf dem Seltersberg als schwierig erwies, entstand der Plan, das Wasser des Jughardtbrunnens in einer Wasserleitung entlang der Frankfurter Straße abzuleiten und so für die Anwohner nutzbar zu machen. Das Vorhaben wurde von der Stadt jedoch aus Kostengründen abgelehnt. Die Kreisobrigkeit ordnete schließlich Mitte der 30er-Jahre den Bau einer Röhrenleitung an und ließ auf der Höhe des Hauses Frankfurter Straße 10 eine Wasserentnahmestelle einrichten. Somit kann die Röhrenleitung vom Jughardtsbrunnen als die erste Gießener Wasserleitung bezeichnet werden.
Am 24. Juli 1736 begann bei einem „starcken Donnerwetter“ auf dem Seltersberg eine Quelle zu sprudeln. Zunächst wurde dieses Phänomen nicht weiter beachtet, bis der Theologiestudent Caspar Peter Jughardt sich der Quelle annahm. Mehr als 25 Jahre lang schickte er Eingaben an die Regierung in Gießen, die Landesherrschaft in Darmstadt sowie die Gießener Universität. Jughardt forderte die Anerkennung der Quelle als Heilquelle, denn er ging von der heilkräftigenden Wirkung des Wassers aus. Es heile nicht nur Nierensteine, sondern auch Wassersucht, Kurzatmigkeit und Hühneraugen. Darüber hinaus schrieb er ihm fast wundertätige Wirkung zu: Zwei Tagelöhnern sei durch das Wasser ein doppelter Bruch geheilt und ein blinder Knabe wieder sehend geworden. Analysen durch die Gießener medizinische Fakultät erbrachten dafür jedoch keine Anhaltspunkte. Dennoch ließ die Obrigkeit die Quelle schließlich einfassen, dass sie von Passanten genutzt werden konnte. Mehr erreichte Jughardt nicht. Erst im 19. Jahrhundert, als sich die Bezeichnung Jughardtsbrunnen längst durchgesetzt hatte, erhielt die Brunnenfrage eine Wendung. Im Zuge der Bebauung des Seltersberges kam die Wasserversorgung dieses Neubaugebiets auf die Tagesordnung- Üblicherweise grub jeder Hauseigentümer einen eigenen Brunnen. Da sich dies auf dem Seltersberg als schwierig erwies, entstand der Plan, das Wasser des Jughardtbrunnens in einer Wasserleitung entlang der Frankfurter Straße abzuleiten und so für die Anwohner nutzbar zu machen. Das Vorhaben wurde von der Stadt jedoch aus Kostengründen abgelehnt. Die Kreisobrigkeit ordnete schließlich Mitte der 30er-Jahre den Bau einer Röhrenleitung an und ließ auf der Höhe des Hauses Frankfurter Straße 10 eine Wasserentnahmestelle einrichten. Somit kann die Röhrenleitung vom Jughardtsbrunnen als die erste Gießener Wasserleitung bezeichnet werden.
Frankfurter Straße 43
Man sollte es kaum glauben, aber die ehemalige Tankstelle ist denkmalgeschützt. Der Komplex wurde um 1950 von der Deutschen Gasolin-Nitag AG erbaut. Dann verkaufte Fox-Food hier Pizzas… und wurde im Internet ob Preis, Qualität und Nachhaltigkeit gelobt. Im Frühsommer 2015 wurde umgebaut... und jetzt ist dort ein Salädchen. Was für eine Metamorphose!
Man sollte es kaum glauben, aber die ehemalige Tankstelle ist denkmalgeschützt. Der Komplex wurde um 1950 von der Deutschen Gasolin-Nitag AG erbaut. Dann verkaufte Fox-Food hier Pizzas… und wurde im Internet ob Preis, Qualität und Nachhaltigkeit gelobt. Im Frühsommer 2015 wurde umgebaut... und jetzt ist dort ein Salädchen. Was für eine Metamorphose!
Frankfurter Straße 44
Das Haus ist nicht denkmalgeschützt, aber seine Fassade ziert eine Schutzmantel-Madonna, die für Heil und Frieden flehen soll. Nach über 2.000 Jahren sollte aber eigentlich klar sein, dass am Konzept irgendwas faul ist.
Das Haus ist nicht denkmalgeschützt, aber seine Fassade ziert eine Schutzmantel-Madonna, die für Heil und Frieden flehen soll. Nach über 2.000 Jahren sollte aber eigentlich klar sein, dass am Konzept irgendwas faul ist.
Frankfurter Straße 92, 94, 96, 108, 120, 122
Das sind die die denkmalgeschützten Gebäude des Veterinärmedizinischen Institutes aus 1903 bis 1911, wobei nur zwei Gebäude wirklich an der Frankfurter Straße liegen. Die Denkmäler innerhalb der Anlage haben wohl nie für kontroverse Diskussionen und erhitzte Gemüter gesorgt. Die Wirklichkeit der veterinärsmedizinischen Welt ist eine einfach strukturierte, so scheint es.
Das sind die die denkmalgeschützten Gebäude des Veterinärmedizinischen Institutes aus 1903 bis 1911, wobei nur zwei Gebäude wirklich an der Frankfurter Straße liegen. Die Denkmäler innerhalb der Anlage haben wohl nie für kontroverse Diskussionen und erhitzte Gemüter gesorgt. Die Wirklichkeit der veterinärsmedizinischen Welt ist eine einfach strukturierte, so scheint es.
Weiter geht es über Kleinlinden, wo noch ein alter Krieger denkmälert.
Maskuline "Denkmäler" mit Waffen verstören mich. Mein Gedenken gilt Anna Marie Markel (*1916) in der hießigen Weigelstraße 3. Sie war christlichen Glaubens. Ihre Eltern waren der Weichensteller Heinrich Markel und Marie Markel. Anna Marie hatte noch vier ältere Geschwister, von denen drei früh verstarben. Mitte 1939 wurde Anna Marie in der Heil- und Pflegeanstalt Gießen aufgenommen, die Gründe dafür sind nicht bekannt. Die Anstalt war ein Zentrum der „Erb- und Rassenpflege“. Hier sortierte das NS-Regime das ihrer Meinung nach minderwertige Leben aus: Schizophrene, Epileptiker, kriminelle Geisteskranke, Menschen mit Demenz, Langzeitkranke und Menschen mit „artfremden Blut“ wie Juden, Sinti und Roma. Die Akte von Anna Maria gelangte nach Berlin, und sie wurde im Zuge der T4-Aktion von einem Gutachter für „zu vernichten“ erklärt. Die T4-Aktion (= Tiergartenstraße 4) legte fest, dass 70.000 Patienten aus Anstalten ermordet werden sollten. Aus Gießen starben so um die 265 Menschen. Anna Marie starb im Frühjahr 1941 in der Gaskammer in Hadamar.
In Lützellinden geht es dann rechts vorbei. Wer möchte, kann sich im lokalen Freibad erfrischen. Ab nun geht es über Feld und Flur immer leicht bergauf. Auf der rechten Seite liegt der Flughafen von Gießen. 1980 flog von hier der Gießener Autohändler Jaromir Wagner auf einem Flugzeug stehend nach New York. Wenn man mal so was gemacht hat, beschwert man sich nie mehr über die Economy-Class. Wer ambitioniert ist: Der Rekord ist ungebrochen.
Homepage: www.aeroclub-luetzellinden.de. Jetzt hat man schon einen prächtigen Ausblick auf das Gießener Land. Kurz vor der A45-Überquerung lockt rechts im Feld eine Bank unter drei Bäumen. Ein Stein mit einem Schild verrät, welche Hügel man am Horizont sieht.
Homepage: www.aeroclub-luetzellinden.de. Jetzt hat man schon einen prächtigen Ausblick auf das Gießener Land. Kurz vor der A45-Überquerung lockt rechts im Feld eine Bank unter drei Bäumen. Ein Stein mit einem Schild verrät, welche Hügel man am Horizont sieht.
Hat man die A45 mal überquert, dann geht es ab in den Wald, wo man auf Schotterwegen bis an die Vororte von Wetzlar herankommt. Ein Schild informiert, dass es hier über 80 Hügelgräber aus der Hallstattzeit geben soll.
Es geht am Südostrand von Wetzlar durch Siedlungsgebiet, bevor ich bergab wieder im Wald verschwinde. Der Weg verläuft hochromantisch an den Fischteichen vor Münchholzhausen entlang. Homepage: www.fischzucht-korb.de
Es geht am Südostrand von Wetzlar durch Siedlungsgebiet, bevor ich bergab wieder im Wald verschwinde. Der Weg verläuft hochromantisch an den Fischteichen vor Münchholzhausen entlang. Homepage: www.fischzucht-korb.de
In Münchholzhausen, das noch zu Wetzlar gehört, biege ich nach Norden ab, schieße in die Lahnebene hinunter und einen radelnden Ohrhörer-Smartphone-Starr-Deppen fast ab, überquere dieselbe und mache mich hochzufrieden via Dorlar, Atzbach und Heucheheim auf den Rückweg nach Gießen, wo mich Don Quixote begrüßt.