Tour 45: Der Lumda-Wieseck-Radweg
Der 45 Kilometer lange Rad-Rundweg entstand 2006. Die Realisierung kostete knapp 2 Millionen Euro. Zu einem eigenen Internetauftritt hat das Geld dann aber nicht mehr gelangt. Offizieller Start- und Endpunkt ist Lollar.
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Diese Tour von rund 62 Kilometern beginnt aber in Gießen. Von Gießen aus geht es durch die Wieseck-Auen nach Großen-Buseck, wo man auf den Radweg stößt. Das Befahren entgegen der im Internet vorgeschlagenen Richtung, stellt sich als gut heraus, denn so sind die Anstiege im ersten Drittel der Strecke und später geht es dann immer leicht bergab.
Erstes Ziel ist also Großen-Buseck, wo man unbedingt dem Anger, dem Rathaus und der Kirche einen Besuch abstatten sollte. Die ehemalige Synagoge steht auf dem Anger im Zentrum von Großen-Buseck. Das Haus aus 1700 bis 1800 wurde 1846 als Synagoge eingeweiht. Im Vorgarten informiert seit 1983 eine Gedenktafel über die jüdisch-gläubige Bevölkerung des Ortes. Auf dem Anger selbst stehen einige Infotafeln mit Texten und Fotos über das Leben der jüdisch-gläubigen Bevölkerung. Man kann sich auch über die lokale Salzstraße informieren. Ein Schild informiert über den Anger:
Der Anger in Großen-Buseck - Zu Höherem berufen
Hochmittelalter 1000 bis 1250. Die Grafen von Peilstein hatten Großes vor mit dem kleinen Dorf im Tal der Wieseck‚ als sie 1140 durch Heirat in den Besitz der Burg Buseck kamen. Eine Stadt wollten sie gründen und begannen, den Ort planmäßig neu zu gestalten. So entstand der nahezu rechteckige Anger, der wohl als künftiger Marktplatz konzipiert war. Eingefasst wurde er von der heute nicht mehr erhaltenen Burg im Westen und der Kirche im Osten, der man bei näherer Betrachtung deutlich ansieht, dass sie ursprünglich zu Höherem berufen war. Denn der mächtige Sockel aus Tuffstein mit seinem kunstvollen romanischen Rundbogenfries will nicht so recht zu dem etwas gedrungen wirkenden Turmaufsatz und dem schlichten Kirchenschiff passen. Grund für das Scheitern dieser hochfliegenden Pläne waren wieder einmal das Geld und das Schicksal. Nach nur drei Generationen starb das Geschlecht derer zu Peilstein aus, und das Lehen ging auf den örtlichen Dorfadel über, die Herren von Trohe. Diese hatten freilich nicht die finanziellen Möglichkeiten, den herrschaftlichen Kirchenbau stilgerecht zu vollenden — außerdem fehlte es wohl auch an Einfluss, die angestrebte Stadtgründung beim Kaiserdurchzusetzen. Immerhin reichte es zum Neubau einer repräsentativen Wasserburg außerhalb der alten Dorfanlage - eine Entwicklung, wie sie im Mittelalter für viele Orte belegt oder zumindest zu vermuten ist. Die alte Burg am Anger verfiel, findet sich aber in Form einzelner Quadersteine in den Fundamenten so manchen Wohnhauses in der Umgebung wieder. Da diese mehrheitlich dem 18. und 19. Jahrhundert entstammen, kann man annehmen, dass die Burg vor 200 Jahren noch in ihren Umrissen erhalten war. Deren repräsentative Funktion hatte aber schon längst das um das Jahr 1600 erbaute Thal’sche Rathaus eingenommen, das auf dem Anger seitdem einen würdigen Kontrapunkt zur imposanten Kirche bildet. Die Burg der Herren von Trohe ist übrigens im Busecker Schloss – dem heutigen Rathaus – bis heute erhalten. Die Burgenromantik des 19. Jahrhunderts hat zwar so manches Baudetail hinzugefügt, das einer mittelalterlichen Burg eher fremd war, aber sie hat den weiteren Verfall des Gemäuers gestoppt — vorerst, denn schon gut 100 Jahre später stand das Schloss noch einmal kurz vor dem Abbruch. Fast hätte Geldmangel das Schicksal Großen-Busecks erneut entscheidend mitbestimmt.
Der Anger in Großen-Buseck - Zu Höherem berufen
Hochmittelalter 1000 bis 1250. Die Grafen von Peilstein hatten Großes vor mit dem kleinen Dorf im Tal der Wieseck‚ als sie 1140 durch Heirat in den Besitz der Burg Buseck kamen. Eine Stadt wollten sie gründen und begannen, den Ort planmäßig neu zu gestalten. So entstand der nahezu rechteckige Anger, der wohl als künftiger Marktplatz konzipiert war. Eingefasst wurde er von der heute nicht mehr erhaltenen Burg im Westen und der Kirche im Osten, der man bei näherer Betrachtung deutlich ansieht, dass sie ursprünglich zu Höherem berufen war. Denn der mächtige Sockel aus Tuffstein mit seinem kunstvollen romanischen Rundbogenfries will nicht so recht zu dem etwas gedrungen wirkenden Turmaufsatz und dem schlichten Kirchenschiff passen. Grund für das Scheitern dieser hochfliegenden Pläne waren wieder einmal das Geld und das Schicksal. Nach nur drei Generationen starb das Geschlecht derer zu Peilstein aus, und das Lehen ging auf den örtlichen Dorfadel über, die Herren von Trohe. Diese hatten freilich nicht die finanziellen Möglichkeiten, den herrschaftlichen Kirchenbau stilgerecht zu vollenden — außerdem fehlte es wohl auch an Einfluss, die angestrebte Stadtgründung beim Kaiserdurchzusetzen. Immerhin reichte es zum Neubau einer repräsentativen Wasserburg außerhalb der alten Dorfanlage - eine Entwicklung, wie sie im Mittelalter für viele Orte belegt oder zumindest zu vermuten ist. Die alte Burg am Anger verfiel, findet sich aber in Form einzelner Quadersteine in den Fundamenten so manchen Wohnhauses in der Umgebung wieder. Da diese mehrheitlich dem 18. und 19. Jahrhundert entstammen, kann man annehmen, dass die Burg vor 200 Jahren noch in ihren Umrissen erhalten war. Deren repräsentative Funktion hatte aber schon längst das um das Jahr 1600 erbaute Thal’sche Rathaus eingenommen, das auf dem Anger seitdem einen würdigen Kontrapunkt zur imposanten Kirche bildet. Die Burg der Herren von Trohe ist übrigens im Busecker Schloss – dem heutigen Rathaus – bis heute erhalten. Die Burgenromantik des 19. Jahrhunderts hat zwar so manches Baudetail hinzugefügt, das einer mittelalterlichen Burg eher fremd war, aber sie hat den weiteren Verfall des Gemäuers gestoppt — vorerst, denn schon gut 100 Jahre später stand das Schloss noch einmal kurz vor dem Abbruch. Fast hätte Geldmangel das Schicksal Großen-Busecks erneut entscheidend mitbestimmt.
Weiter geht es nach Reiskirchen, wo der Kirchplatz und das Entstehen der Grünberger Straße von Interesse sind. Vor der Kirche informiert ein Schild. Die auf dem Schild abgebildeten Kirchen befinden sich aber nicht im Ort.
Die evangelische Kirche - Rückkehr zur Schlichtheit
Schon als die alte Dorfkirche von Reiskirchen bei einer Feuersbrunst im Jahr 1618 abgebrannt war „bis uf das Gewölbe“ (Diehl, 1769/71), war die große Zeit des mittelalterlichen Kirchenbaus längst vorüber. Die meisten Dörfer in unserer Region hatten im 12. und 13. Jahrhundert kleine und bescheidene Gotteshäuser erhalten, die — mit einigen Ausnahmen - viele Jahrhunderte überdauerten. Nur dort, wo das Bevölkerungswachstum die Kirche am Sonntag aus allen Nähten platzen ließ, sie baufällig war oder ein Landesherr Größeres vorhatte mit einem Dorf, da wurde noch einmal die Spitzhacke angesetzt und die Kirche vergrößert oder gänzlich neu errichtet. Da sich die Moden auch damals schon wandelten, wurde jetzt gotisch gebaut. Keine dem Himmel zustrebenden Kathedralen wie in den großen Städten, aber ein wenig schicker und heller sollte es schon sein, weshalb man sich vor allem bei der Gestaltung der Fenster mehr Mühe gab als in der nüchternen Romanik. Dennoch fällt es meist schwer, einer hessischen Dorfkirche ihr Alter anzusehen, denn der einfache rechteckige Grundriss - mal mit Turm wie in Reiskirchen, mal mit einem einfachen Dachreiter wie in Mainzlar oder Winnerod - blieb über Jahrhunderte nahezu unverändert. Nur selten stößt man in den Dörfern auf Beispiele einer echten romanischen Basilika wie in Odenhausen (Lahn) oder einen „richtigen“ gotischen Chor mit Kreuzgratgewölbe und Maßwerkfenstern wie auf dem Kirchberg (um 1500). Wer die Geschichte des Kirchenbaus studieren will, sollte deshalb zunächst ins Kloster gehen - nur hier findet sich nämlich noch die gute alte romanische Basilika mit ihrem lang gestreckten Mittelschiff, das zu beiden Seiten von deutlich schmaleren und niedrigeren Seitenschiffen flankiert wird - weniger eine architektonische Stilblüte, als vielmehr statische Notwendigkeit, denn Raum überspannende Gewölbe gab es noch nicht. Vom Zahn der Zeit angenagte, aber dennoch beeindruckende Beispiele dieses Bautyps stehen auf dem Schiffenberg und im Kloster Arnsburg bei Lich. Die Basilika gilt als die Mutter aller Kirchen, doch war sie im alten Rom noch ein ganz profaner Versammlungsraum. So sollte auch die halbrunde, später von den Christen zum Chor umfunktionierte Ausbuchtung an der Kopfseite (Apsis) nicht dem Altar, sondern dem Thron des Herrschers angemessene Würde verleihen. Später von der christlichen Kirche als Baumuster übernommen, wurden die Seitenschiffe allmählich höher, die trennenden Pfeiler zum Mittelschiff immer schmaler und schmuckreicher. Und statt hölzerne Flachdecken einzuziehen, begann man, steinerne Gewölbe zu bauen. Damit begann der Übergang zur Gotik, die zeitgleich mit dem Aufblühen der Städte zur bestimmenden Mode wurde. Kein Wunder also, dass nahezu alle Baumeister, die im Spätmittelalter eine Stadtkirche errichten sollten, auf den neuen Stil setzten. Das schönste Beispiel für eine gotische Hallenkirche ist natürlich die Elisabethkirche in Marburg. Aber auch Grünberg besaß ein beeindruckendes Gotteshaus, bis es 1816 einstürzte und Jahrzehnte später im Stil der neuen Zeit neoromanisch auferstand. So ist die Marienstiftskirche in Lich nicht nur die letzte fertiggestellte (1510), sondern zusammen mit Hungen auch die einzig erhalten gebliebene gotische Stadtkirche im Landkreis Gießen.
Mit der Gotik verschwand im 16. Jahrhundert auch der Prunk und kehrte im (fast) protestantischen Hessen selbst im Absolutismus nicht mehr zurück. Er hinterließ uns aber den barocken Saalbau, der die Mehrschiffigkeit der Gotik gänzlich überwand und fortan ohne Säulen oder Pfeiler auskam. Das in den Jahren 1769 bis 1771 neu errichtete Schiff der Kirche in Reiskirchen ist typisch für diesen in seiner Nüchternheit dennoch erhaben wirkenden Stil, der sich noch bis in das 19. Jahrhundert hinein großer Beliebtheit erfreute. Mit ihm schloss sich der Kreis, der 600 Jahre zuvor in Mainzlar und Winnerod begonnen hatte — oder besser gesagt: das einfache Rechteck, denn schlichte Formen sind zeitlos.
Odenhausen - Romanische Basilika: Erst seit wenigen Jahrzehnten ist die romanische Kirche in Odenhausen wieder eine richtige Basilika. Dass die beiden vor Jahrhunderten abgerissenen und 1970 wieder angefügten Seitenschiffe aber schon Bestandteil des ursprünglichen Bauprogramms waren, zeigen die Fenster hoch oben im Langhaus über dem Dach des Seitenschiffs, der sogenannte Obergaden. Ebenfalls typisch für das 12. Jahrhundert ist der einfache Dachreiter, der die Glocke beherbergt. Der Grundriss der Kirche in Odenhausen (Lahn) zeigt, dass das Langhaus aus einem breiten Mittelschiff und den beiden (deutlich niedrigeren) Seitenschiffen besteht, die durch Arkaden oder Pfeiler von diesem getrennt sind. Im Osten schließt sich ein einfacher, etwas unsymmetrischer Chor an, in dem heute der Altar steht. Seine Fenster erhielten erst in gotischer Zeit ihre heutige Größe.
Kirchberg - Gotische Hallenkirche: Aus Rücksicht auf den romanischen Vorgängerbau nicht ganz die reine Lehre, aber die um 1500 errichtete Kirche auf dem Kirchberg besitzt dennoch fast alles, was eine spätgotische Hallenkirche braucht: Ostchor mit Maßwerkfenstern und ein Sterngewölbe im Innern. Nur das südliche Seitenschiff ließ man weg. Der mächtige Turm und die Sakristei sind eindrucksvoll genug. Stellt man sich statt des Turmes im Süden ein weiteres Seitenschiff vor, so kommt die Kirche auf dem Kirchberg dem ideal der gotischen Hallenkirche schon sehr nah. Die dicken Wände im Innern sind verschwunden, MitteI- und Seitenschiff werden nur noch durch Säulen getrennt. Im Grundriss gut erkennbar sind die Kreuzgratgewölbe im Langhaus, die im Chor sternförmig verdichtet sind: ein in der Spätgotik gerne verwandtes Stilelement.
Reiskirchen - Barocker Saalbau: Nicht nur die Säulen im Langhaus sind verschwunden, sondern auch die Gliederung der Decke. Spätbarock und Klassizismus bevorzugen das einfache, klare Bauprogramm. Und hätte der mittelalterliche Turm des Reiskirchener Gotteshauses den verheerenden Brand 1618 nicht heil überstanden, hätte man ihn vielleicht auch ganz weggelassen.
Die evangelische Kirche - Rückkehr zur Schlichtheit
Schon als die alte Dorfkirche von Reiskirchen bei einer Feuersbrunst im Jahr 1618 abgebrannt war „bis uf das Gewölbe“ (Diehl, 1769/71), war die große Zeit des mittelalterlichen Kirchenbaus längst vorüber. Die meisten Dörfer in unserer Region hatten im 12. und 13. Jahrhundert kleine und bescheidene Gotteshäuser erhalten, die — mit einigen Ausnahmen - viele Jahrhunderte überdauerten. Nur dort, wo das Bevölkerungswachstum die Kirche am Sonntag aus allen Nähten platzen ließ, sie baufällig war oder ein Landesherr Größeres vorhatte mit einem Dorf, da wurde noch einmal die Spitzhacke angesetzt und die Kirche vergrößert oder gänzlich neu errichtet. Da sich die Moden auch damals schon wandelten, wurde jetzt gotisch gebaut. Keine dem Himmel zustrebenden Kathedralen wie in den großen Städten, aber ein wenig schicker und heller sollte es schon sein, weshalb man sich vor allem bei der Gestaltung der Fenster mehr Mühe gab als in der nüchternen Romanik. Dennoch fällt es meist schwer, einer hessischen Dorfkirche ihr Alter anzusehen, denn der einfache rechteckige Grundriss - mal mit Turm wie in Reiskirchen, mal mit einem einfachen Dachreiter wie in Mainzlar oder Winnerod - blieb über Jahrhunderte nahezu unverändert. Nur selten stößt man in den Dörfern auf Beispiele einer echten romanischen Basilika wie in Odenhausen (Lahn) oder einen „richtigen“ gotischen Chor mit Kreuzgratgewölbe und Maßwerkfenstern wie auf dem Kirchberg (um 1500). Wer die Geschichte des Kirchenbaus studieren will, sollte deshalb zunächst ins Kloster gehen - nur hier findet sich nämlich noch die gute alte romanische Basilika mit ihrem lang gestreckten Mittelschiff, das zu beiden Seiten von deutlich schmaleren und niedrigeren Seitenschiffen flankiert wird - weniger eine architektonische Stilblüte, als vielmehr statische Notwendigkeit, denn Raum überspannende Gewölbe gab es noch nicht. Vom Zahn der Zeit angenagte, aber dennoch beeindruckende Beispiele dieses Bautyps stehen auf dem Schiffenberg und im Kloster Arnsburg bei Lich. Die Basilika gilt als die Mutter aller Kirchen, doch war sie im alten Rom noch ein ganz profaner Versammlungsraum. So sollte auch die halbrunde, später von den Christen zum Chor umfunktionierte Ausbuchtung an der Kopfseite (Apsis) nicht dem Altar, sondern dem Thron des Herrschers angemessene Würde verleihen. Später von der christlichen Kirche als Baumuster übernommen, wurden die Seitenschiffe allmählich höher, die trennenden Pfeiler zum Mittelschiff immer schmaler und schmuckreicher. Und statt hölzerne Flachdecken einzuziehen, begann man, steinerne Gewölbe zu bauen. Damit begann der Übergang zur Gotik, die zeitgleich mit dem Aufblühen der Städte zur bestimmenden Mode wurde. Kein Wunder also, dass nahezu alle Baumeister, die im Spätmittelalter eine Stadtkirche errichten sollten, auf den neuen Stil setzten. Das schönste Beispiel für eine gotische Hallenkirche ist natürlich die Elisabethkirche in Marburg. Aber auch Grünberg besaß ein beeindruckendes Gotteshaus, bis es 1816 einstürzte und Jahrzehnte später im Stil der neuen Zeit neoromanisch auferstand. So ist die Marienstiftskirche in Lich nicht nur die letzte fertiggestellte (1510), sondern zusammen mit Hungen auch die einzig erhalten gebliebene gotische Stadtkirche im Landkreis Gießen.
Mit der Gotik verschwand im 16. Jahrhundert auch der Prunk und kehrte im (fast) protestantischen Hessen selbst im Absolutismus nicht mehr zurück. Er hinterließ uns aber den barocken Saalbau, der die Mehrschiffigkeit der Gotik gänzlich überwand und fortan ohne Säulen oder Pfeiler auskam. Das in den Jahren 1769 bis 1771 neu errichtete Schiff der Kirche in Reiskirchen ist typisch für diesen in seiner Nüchternheit dennoch erhaben wirkenden Stil, der sich noch bis in das 19. Jahrhundert hinein großer Beliebtheit erfreute. Mit ihm schloss sich der Kreis, der 600 Jahre zuvor in Mainzlar und Winnerod begonnen hatte — oder besser gesagt: das einfache Rechteck, denn schlichte Formen sind zeitlos.
Odenhausen - Romanische Basilika: Erst seit wenigen Jahrzehnten ist die romanische Kirche in Odenhausen wieder eine richtige Basilika. Dass die beiden vor Jahrhunderten abgerissenen und 1970 wieder angefügten Seitenschiffe aber schon Bestandteil des ursprünglichen Bauprogramms waren, zeigen die Fenster hoch oben im Langhaus über dem Dach des Seitenschiffs, der sogenannte Obergaden. Ebenfalls typisch für das 12. Jahrhundert ist der einfache Dachreiter, der die Glocke beherbergt. Der Grundriss der Kirche in Odenhausen (Lahn) zeigt, dass das Langhaus aus einem breiten Mittelschiff und den beiden (deutlich niedrigeren) Seitenschiffen besteht, die durch Arkaden oder Pfeiler von diesem getrennt sind. Im Osten schließt sich ein einfacher, etwas unsymmetrischer Chor an, in dem heute der Altar steht. Seine Fenster erhielten erst in gotischer Zeit ihre heutige Größe.
Kirchberg - Gotische Hallenkirche: Aus Rücksicht auf den romanischen Vorgängerbau nicht ganz die reine Lehre, aber die um 1500 errichtete Kirche auf dem Kirchberg besitzt dennoch fast alles, was eine spätgotische Hallenkirche braucht: Ostchor mit Maßwerkfenstern und ein Sterngewölbe im Innern. Nur das südliche Seitenschiff ließ man weg. Der mächtige Turm und die Sakristei sind eindrucksvoll genug. Stellt man sich statt des Turmes im Süden ein weiteres Seitenschiff vor, so kommt die Kirche auf dem Kirchberg dem ideal der gotischen Hallenkirche schon sehr nah. Die dicken Wände im Innern sind verschwunden, MitteI- und Seitenschiff werden nur noch durch Säulen getrennt. Im Grundriss gut erkennbar sind die Kreuzgratgewölbe im Langhaus, die im Chor sternförmig verdichtet sind: ein in der Spätgotik gerne verwandtes Stilelement.
Reiskirchen - Barocker Saalbau: Nicht nur die Säulen im Langhaus sind verschwunden, sondern auch die Gliederung der Decke. Spätbarock und Klassizismus bevorzugen das einfache, klare Bauprogramm. Und hätte der mittelalterliche Turm des Reiskirchener Gotteshauses den verheerenden Brand 1618 nicht heil überstanden, hätte man ihn vielleicht auch ganz weggelassen.
Im freien Feld in der Nähe von Grünberg informiert ein Schild:
Die Grünberger Straße - Straßenplanung wie am Schnürchen
Bei dem heute so gut ausgebauten Straßennetz könnte man denken, dass ein Großteil der Straßen „schon immer“ da war. Zwar sind Bau und Benutzung von Ortsverbindungen eng mit der Menschheitsgeschichte verbunden, aber im Laufe der Zeit entstanden und verschwanden immer wieder Straßen und Wege. Schon in vorgeschichtlicher Zeit gab es zahlreiche, meist über die Höhen ziehende Wege, die sich mit dem aufblühenden Handel mehr und mehr verdichteten. Auf Grundlage dieser so genannten Altstraßen entstanden in unserer Region Handelsstraßen wie die „Salzstraße“ oder die „Alte Marburger Straße“ mit der „Rabenauer Straße“ als Verbindung ins Lumdatal. Ein planmäßiger und zielgerichteter Straßenbau begann aber erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Zwar hatten bereits die Römer technisch "hoch entwickelte Straßen gebaut, aber das Wissen über diese Bauweise ging nach ihrem Rückzug aus den rechtsrheinischen Gebieten im 3. Jh. wieder verloren. Zwar lebte das Interesse an gut befestigten Straßen schon im Frühmittelalter wieder auf, aber über viele Jahrhunderte scheiterte der Ausbau immer wieder am Geld und an der dezentralen Machtverteilung. Erst das 18. Jh. brachte hier eine Wende: Die staatlich gelenkte Straßenbaupolitik begann nicht nur mit der Reparatur der bestehenden Straßen, sondern hatte auch den Aus- und Neubau von Fernverbindungen zum Ziel. Ausschreibungen von 1702 und ein Reglement für Hessen-Kassel aus dem Jahr 1721 zeigen, dass bereits einheitliche Vorgaben für den Straßenbau gemacht wurden, die auch technisch gesehen fortschrittlich waren. Nach dem französischen Vorbild der Chausseen (wörtlich übersetzt etwa „Dammweg“) wurden die Straßen mit einem Unterbau und seitlichen Entwässerungsgräben angelegt, die Oberfläche wurde gepflastert oder mit Schotter befestigt. Am Prinzip dieser Bauweise hat sich bis heute nichts Grundlegendes geändert. Ohne Rücksicht auf Besitzverhältnisse sollten Chausseen möglichst schnurgerade, im besten Falle mit Blick auf ein entferntes Ziel wie dem Kirchturm im nächsten Ort, angelegt sein. Zum Teil wurden Alleebäume als optische Führung und Orientierungshilfe gesetzt. Für den Fernverkehr suchte man nach den günstigsten Verbindungen. Durch die Chaussierung verloren dann viele Nebenstraßen ihre Bedeutung. Insgesamt war der planmäßige und mehr oder weniger überregionale Straßenbau eine organisatorische Herausforderung. Waren Bau und lnstandhaltung zuvor von der Motivation der Beamten in jeweiligen örtlichen Ämtern abhängig, wurden die Aufsichtsbezirke nun neu geordnet. Dadurch war eine ständige Kontrolle des Baufortschritts und des Unterhaltungszustands der Landstraßen gewährleistet. Im Rahmen der Neuorganisation mussten auch die Hand- und Spanndienste neu eingeteilt werden. lm „Verkehrszentrum“ Kassel wurden alsbald weitere wichtige Verbindungen als Chausseen ausgebaut. Jetzt begann auch der Ausbau der Frankfurter Straße, die Kassel über Gießen und Marburg mit Frankfurt verband. Allerdings blieb sie nach ihrer Fertigstellung gegen Ende des 18. Jahrhunderts jahrzehntelang die einzige planmäßig befestigte Chaussee im hiesigen Raum. Ein Hemmnis für die Chaussierung war nicht zuletzt die Kleinstaaterei, die zur Zeit des napoleonischen Rheinbundes auch Oberhessen prägte: Man verweigerte schlichtweg eine Straßenplanung über die Landesgrenze hinaus. Erst mit dem 1815 gegründeten Deutschen Bund wurde der Straßenbau besser gebündelt, denn man wollte einen einheitlichen Wirtschaftsraum ohne Zölle schaffen, was aber nicht gelang. In diesen Zeitraum fällt der Ausbau der Grünberger Straße zur Chaussee. Sie war vorrangig eine preußische Militärstraße und diente als eine Verbindung zwischen den westlichen und östlichen Teilen des preußischen Gebietes. Da man beiderseits der Grünberger Straße, der die heutige Bundesstraße 49 folgt, noch Schanzen aus dem Siebenjährigen Krieg findet, ist zu vermuten, dass sie bereits zu dieser Zeit eine Bedeutung als Verkehrsweg hatte.
Hand- und Spanndienste: Mit dem Begriff ist eine Verpflichtung zu körperlicher Arbeit gegenüber dem Staat oder einem Herrscher gemeint. Beispielsweise gehörte das Ausbessern von Straßen und Brücken dazu.
Rheinbund: Als eine Konföderation deutscher Fürsten wurde 1806 der Rheinbund in Paris gegründet. Kaiser Napoleon I. fungierte dabei als “Protektor". Es gelang alierdings nicht, einen Staatenbund mit gemeinsamen Verfassungsorganen zu schaffen und so blieb er nur ein Militärbündnis deutscher Kleinstaaten mit Frankreich.
Siebenjähriger Krieg: In diesem Krieg standen sich mit Preußen, Großbritannien und dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (genannt Kur-Hannover) einerseits und Österreich, Frankreich und Russland andererseits praktisch alle europäischen Großmächte zwischen 1756 und 1763 gegenüber. Viele mittlere und kleine Staaten hatten Bündnisse mit den Großmächten und beteiligten sich an den Kämpfen. Österreich wollte dabei das zuvor von Preußen eingenommene Schlesien zurückerobern. Russland hatte Interesse an einer Expansion nach Westen. England und Frankreich sahen sich als Konkurrenten und wollten sich durch den Krieg gegenseitig schwächen.
Die Grünberger Straße - Straßenplanung wie am Schnürchen
Bei dem heute so gut ausgebauten Straßennetz könnte man denken, dass ein Großteil der Straßen „schon immer“ da war. Zwar sind Bau und Benutzung von Ortsverbindungen eng mit der Menschheitsgeschichte verbunden, aber im Laufe der Zeit entstanden und verschwanden immer wieder Straßen und Wege. Schon in vorgeschichtlicher Zeit gab es zahlreiche, meist über die Höhen ziehende Wege, die sich mit dem aufblühenden Handel mehr und mehr verdichteten. Auf Grundlage dieser so genannten Altstraßen entstanden in unserer Region Handelsstraßen wie die „Salzstraße“ oder die „Alte Marburger Straße“ mit der „Rabenauer Straße“ als Verbindung ins Lumdatal. Ein planmäßiger und zielgerichteter Straßenbau begann aber erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Zwar hatten bereits die Römer technisch "hoch entwickelte Straßen gebaut, aber das Wissen über diese Bauweise ging nach ihrem Rückzug aus den rechtsrheinischen Gebieten im 3. Jh. wieder verloren. Zwar lebte das Interesse an gut befestigten Straßen schon im Frühmittelalter wieder auf, aber über viele Jahrhunderte scheiterte der Ausbau immer wieder am Geld und an der dezentralen Machtverteilung. Erst das 18. Jh. brachte hier eine Wende: Die staatlich gelenkte Straßenbaupolitik begann nicht nur mit der Reparatur der bestehenden Straßen, sondern hatte auch den Aus- und Neubau von Fernverbindungen zum Ziel. Ausschreibungen von 1702 und ein Reglement für Hessen-Kassel aus dem Jahr 1721 zeigen, dass bereits einheitliche Vorgaben für den Straßenbau gemacht wurden, die auch technisch gesehen fortschrittlich waren. Nach dem französischen Vorbild der Chausseen (wörtlich übersetzt etwa „Dammweg“) wurden die Straßen mit einem Unterbau und seitlichen Entwässerungsgräben angelegt, die Oberfläche wurde gepflastert oder mit Schotter befestigt. Am Prinzip dieser Bauweise hat sich bis heute nichts Grundlegendes geändert. Ohne Rücksicht auf Besitzverhältnisse sollten Chausseen möglichst schnurgerade, im besten Falle mit Blick auf ein entferntes Ziel wie dem Kirchturm im nächsten Ort, angelegt sein. Zum Teil wurden Alleebäume als optische Führung und Orientierungshilfe gesetzt. Für den Fernverkehr suchte man nach den günstigsten Verbindungen. Durch die Chaussierung verloren dann viele Nebenstraßen ihre Bedeutung. Insgesamt war der planmäßige und mehr oder weniger überregionale Straßenbau eine organisatorische Herausforderung. Waren Bau und lnstandhaltung zuvor von der Motivation der Beamten in jeweiligen örtlichen Ämtern abhängig, wurden die Aufsichtsbezirke nun neu geordnet. Dadurch war eine ständige Kontrolle des Baufortschritts und des Unterhaltungszustands der Landstraßen gewährleistet. Im Rahmen der Neuorganisation mussten auch die Hand- und Spanndienste neu eingeteilt werden. lm „Verkehrszentrum“ Kassel wurden alsbald weitere wichtige Verbindungen als Chausseen ausgebaut. Jetzt begann auch der Ausbau der Frankfurter Straße, die Kassel über Gießen und Marburg mit Frankfurt verband. Allerdings blieb sie nach ihrer Fertigstellung gegen Ende des 18. Jahrhunderts jahrzehntelang die einzige planmäßig befestigte Chaussee im hiesigen Raum. Ein Hemmnis für die Chaussierung war nicht zuletzt die Kleinstaaterei, die zur Zeit des napoleonischen Rheinbundes auch Oberhessen prägte: Man verweigerte schlichtweg eine Straßenplanung über die Landesgrenze hinaus. Erst mit dem 1815 gegründeten Deutschen Bund wurde der Straßenbau besser gebündelt, denn man wollte einen einheitlichen Wirtschaftsraum ohne Zölle schaffen, was aber nicht gelang. In diesen Zeitraum fällt der Ausbau der Grünberger Straße zur Chaussee. Sie war vorrangig eine preußische Militärstraße und diente als eine Verbindung zwischen den westlichen und östlichen Teilen des preußischen Gebietes. Da man beiderseits der Grünberger Straße, der die heutige Bundesstraße 49 folgt, noch Schanzen aus dem Siebenjährigen Krieg findet, ist zu vermuten, dass sie bereits zu dieser Zeit eine Bedeutung als Verkehrsweg hatte.
Hand- und Spanndienste: Mit dem Begriff ist eine Verpflichtung zu körperlicher Arbeit gegenüber dem Staat oder einem Herrscher gemeint. Beispielsweise gehörte das Ausbessern von Straßen und Brücken dazu.
Rheinbund: Als eine Konföderation deutscher Fürsten wurde 1806 der Rheinbund in Paris gegründet. Kaiser Napoleon I. fungierte dabei als “Protektor". Es gelang alierdings nicht, einen Staatenbund mit gemeinsamen Verfassungsorganen zu schaffen und so blieb er nur ein Militärbündnis deutscher Kleinstaaten mit Frankreich.
Siebenjähriger Krieg: In diesem Krieg standen sich mit Preußen, Großbritannien und dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (genannt Kur-Hannover) einerseits und Österreich, Frankreich und Russland andererseits praktisch alle europäischen Großmächte zwischen 1756 und 1763 gegenüber. Viele mittlere und kleine Staaten hatten Bündnisse mit den Großmächten und beteiligten sich an den Kämpfen. Österreich wollte dabei das zuvor von Preußen eingenommene Schlesien zurückerobern. Russland hatte Interesse an einer Expansion nach Westen. England und Frankreich sahen sich als Konkurrenten und wollten sich durch den Krieg gegenseitig schwächen.
In der Gegend von Saasen kann man sich dann über Ackerterrassen informieren:
Die Ackerterrassen am Steinberg - Aus der Geschichte des Landbaus
So manche Obstbaumreihe und so manche von Schlehen und Weißdorn bewachsene Böschung in unserer angeblich doch so ausgeräumten Landschaft ist in Wahrheit das Ergebnis des massiven Wandels im Landbau seit dem 2. Weltkrieg. Wo heute Dorngrasmücken und Neuntöter im Schutze dorniger Gebüsche ihre Nester bauen, herrschte vor 60 Jahren noch der Rhythmus des Pflügens und Erntens, denn was wir am Hang des Steinbergs sehen, sind alte Ackerterrassen. So schmal, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sie erträglich bewirtschaftet werden konnten, und so eng beieinander, dass für Gebüsch hier früher kein Platz war. Dabei war die Terrassierung der Hänge, wie sie in der frühen Neuzeit weite Landstriche erfasste, bereits Folge massiver technologischer Innovationen. Noch im frühen Mittelalter musste die Landbestellung mit einfachen Ritzpflügen durchgeführt werden, die den abgeernteten Boden zwar lockerten, Halme und Unkraut aber stehen ließen. Die Bauern waren deshalb gezwungen, ihre Äcker mehrfach kreuz und quer zu bearbeiten. Um den Aufwand dennoch erträglich zu halten, legten sie ihre Äcker so an, dass sie annähernd so lang wie breit waren. So konnte die Zahl der besonders beschwerlichen Wendungen geringer gehalten werden als bei lang gestreckten Schlägen. Ab dem 9. Jahrhundert kamen die ersten Schollen wendenden Pflüge, die sog. Beetpflüge auf, die den Ackerbau revolutionierten, weil sie den Boden in einem Arbeitsgang lockeren und umgraben konnten. Beim Beetpflug wird der durch das Sech (Pflugmesser) aufgerissene Oberboden mit einer eisernen Pflugschar - einer Art Spaten - angehoben und über das Streichblech seitlich gedreht, sodass die Erdscholle mit dem restlichen Bewuchs nach unten neben der Furche herabfällt. Das Streichbrett war anfangs aber noch starr, d.h. die Scholle wurde immer nach links oder immer nach rechts gedreht. Um zu verhindern, dass die aufgeworfenen Schollen beim Pflügen der nächsten Reihe dadurch wieder zurückgeworfen werden, pflügten die Bauern ihre Äcker fortan spiralförmig von innen nach außen. Hierdurch wurde im Laufe der Jahre vermehrt Erdreich in die Mitte des Schlages transportiert, wodurch sogenannte Wölbäcker entstanden, die mancherorts noch heute unter Grünland oder Wald erhalten sind. Da auch das Umsetzen des Beetpfluges Zeit und Kraft kostet, verloren die alten Blockfluren an Bedeutung und wurden mehr und mehr von schmalen, langen Ackerschlägen abgelöst, die bei einer Breite von nur 6-8 m mehrere Hundert Meter lang sein konnten. Derartige Langstreifenfluren finden sich in Resten noch am „Battingsfeld“ oberhalb der Schmelzmühle oder im Rhein-Main-Gebiet bei Mörfelden-Walldorf mit bis zu 160 m langen Streifen. Am besten erhalten sind die mittelalterlichen Langstreifenfluren aber bei Bischofsheim in der bayerischen Rhön. Erst mit der Einführung der Dreifeldenwirtschaft‚ also der geregelten Fruchtfolge, im Spätmittelalter änderte sich das Bild unserer Ackerbaulandschaften wieder. Da es noch keine Feldwege gab, mussten auf den beieinander liegenden Äckern dieselbe Frucht angebaut werden, um Flurschäden beispielsweise als Folge unterschiedlicher Erntezeitpunkte zu vermeiden. Die Lösung für dieses Problem fand man in der quasi „genossenschaftlichen“ Organisation des Anbaus, also der einheitlichen Bestellung einer „Zelge“ oder „Gewann“ genanntenTeilflur (sog. „FIurzwang“). Die Aufteilung der Landschaft in solche möglichst gleich großen Gewanne bedingte die Verkürzung der Langstreifenfluren, was letztlich eine sehr viel bessere Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Ackerlandes ermöglichte. Die Gewanne der spätmittelalterlichen Dreifelderwirtschaft blieben deshalb vielerorts noch bis in die 1950er- und 1960er-Jahre mehr oder weniger unverändert erhalten - von den frühen Flurbereinigungen des 19. Jahrhunderts lediglich ergänzt um ein enges Netz von Feldwegen. Unsere Ackerterrassen waren Teil dieser Zelgenwirtschaft. Doch entstanden sie erst in größerem Umfang, als im ausgehenden Mittelalter um 1500 der Wendepflug erfunden wurde, der es ermöglichte, nicht nur die Scholle zu drehen, sondern die Richtung des Schollenabwurfs von links nach rechts zu verändern. Dadurch mussten die Äcker nicht mehr spiralförmig bearbeitet werden, was gerade in hängigem Gelände eine große Arbeitserleichterung bedeutete und Bereiche für die Ackernutzung erschloss, die bislang kaum zugänglich waren. Erst mit der Erfindung des „Kunstdüngers“ wurden die steinigen und weniger fruchtbaren Böden an den Hängen der Bachtäler allmählich wieder aufgegeben, wurden zu Wald oder in Grünland umgewandelt — eine Entwicklung, die einherging mit der großen Zeit des Streuobstanbaus im ausgehenden 19. Jahrhundert. So manche Obstwiese am Rande der Dörfer verrät uns bei näherem Hinsehen noch, dass ihre Früchte einst keine Äpfel und Zwetschken waren, sondern Roggen und Gerste.
Auf dem Schild sind abgebildet:
Die Ackerterrassen am Steinberg - Aus der Geschichte des Landbaus
So manche Obstbaumreihe und so manche von Schlehen und Weißdorn bewachsene Böschung in unserer angeblich doch so ausgeräumten Landschaft ist in Wahrheit das Ergebnis des massiven Wandels im Landbau seit dem 2. Weltkrieg. Wo heute Dorngrasmücken und Neuntöter im Schutze dorniger Gebüsche ihre Nester bauen, herrschte vor 60 Jahren noch der Rhythmus des Pflügens und Erntens, denn was wir am Hang des Steinbergs sehen, sind alte Ackerterrassen. So schmal, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sie erträglich bewirtschaftet werden konnten, und so eng beieinander, dass für Gebüsch hier früher kein Platz war. Dabei war die Terrassierung der Hänge, wie sie in der frühen Neuzeit weite Landstriche erfasste, bereits Folge massiver technologischer Innovationen. Noch im frühen Mittelalter musste die Landbestellung mit einfachen Ritzpflügen durchgeführt werden, die den abgeernteten Boden zwar lockerten, Halme und Unkraut aber stehen ließen. Die Bauern waren deshalb gezwungen, ihre Äcker mehrfach kreuz und quer zu bearbeiten. Um den Aufwand dennoch erträglich zu halten, legten sie ihre Äcker so an, dass sie annähernd so lang wie breit waren. So konnte die Zahl der besonders beschwerlichen Wendungen geringer gehalten werden als bei lang gestreckten Schlägen. Ab dem 9. Jahrhundert kamen die ersten Schollen wendenden Pflüge, die sog. Beetpflüge auf, die den Ackerbau revolutionierten, weil sie den Boden in einem Arbeitsgang lockeren und umgraben konnten. Beim Beetpflug wird der durch das Sech (Pflugmesser) aufgerissene Oberboden mit einer eisernen Pflugschar - einer Art Spaten - angehoben und über das Streichblech seitlich gedreht, sodass die Erdscholle mit dem restlichen Bewuchs nach unten neben der Furche herabfällt. Das Streichbrett war anfangs aber noch starr, d.h. die Scholle wurde immer nach links oder immer nach rechts gedreht. Um zu verhindern, dass die aufgeworfenen Schollen beim Pflügen der nächsten Reihe dadurch wieder zurückgeworfen werden, pflügten die Bauern ihre Äcker fortan spiralförmig von innen nach außen. Hierdurch wurde im Laufe der Jahre vermehrt Erdreich in die Mitte des Schlages transportiert, wodurch sogenannte Wölbäcker entstanden, die mancherorts noch heute unter Grünland oder Wald erhalten sind. Da auch das Umsetzen des Beetpfluges Zeit und Kraft kostet, verloren die alten Blockfluren an Bedeutung und wurden mehr und mehr von schmalen, langen Ackerschlägen abgelöst, die bei einer Breite von nur 6-8 m mehrere Hundert Meter lang sein konnten. Derartige Langstreifenfluren finden sich in Resten noch am „Battingsfeld“ oberhalb der Schmelzmühle oder im Rhein-Main-Gebiet bei Mörfelden-Walldorf mit bis zu 160 m langen Streifen. Am besten erhalten sind die mittelalterlichen Langstreifenfluren aber bei Bischofsheim in der bayerischen Rhön. Erst mit der Einführung der Dreifeldenwirtschaft‚ also der geregelten Fruchtfolge, im Spätmittelalter änderte sich das Bild unserer Ackerbaulandschaften wieder. Da es noch keine Feldwege gab, mussten auf den beieinander liegenden Äckern dieselbe Frucht angebaut werden, um Flurschäden beispielsweise als Folge unterschiedlicher Erntezeitpunkte zu vermeiden. Die Lösung für dieses Problem fand man in der quasi „genossenschaftlichen“ Organisation des Anbaus, also der einheitlichen Bestellung einer „Zelge“ oder „Gewann“ genanntenTeilflur (sog. „FIurzwang“). Die Aufteilung der Landschaft in solche möglichst gleich großen Gewanne bedingte die Verkürzung der Langstreifenfluren, was letztlich eine sehr viel bessere Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Ackerlandes ermöglichte. Die Gewanne der spätmittelalterlichen Dreifelderwirtschaft blieben deshalb vielerorts noch bis in die 1950er- und 1960er-Jahre mehr oder weniger unverändert erhalten - von den frühen Flurbereinigungen des 19. Jahrhunderts lediglich ergänzt um ein enges Netz von Feldwegen. Unsere Ackerterrassen waren Teil dieser Zelgenwirtschaft. Doch entstanden sie erst in größerem Umfang, als im ausgehenden Mittelalter um 1500 der Wendepflug erfunden wurde, der es ermöglichte, nicht nur die Scholle zu drehen, sondern die Richtung des Schollenabwurfs von links nach rechts zu verändern. Dadurch mussten die Äcker nicht mehr spiralförmig bearbeitet werden, was gerade in hängigem Gelände eine große Arbeitserleichterung bedeutete und Bereiche für die Ackernutzung erschloss, die bislang kaum zugänglich waren. Erst mit der Erfindung des „Kunstdüngers“ wurden die steinigen und weniger fruchtbaren Böden an den Hängen der Bachtäler allmählich wieder aufgegeben, wurden zu Wald oder in Grünland umgewandelt — eine Entwicklung, die einherging mit der großen Zeit des Streuobstanbaus im ausgehenden 19. Jahrhundert. So manche Obstwiese am Rande der Dörfer verrät uns bei näherem Hinsehen noch, dass ihre Früchte einst keine Äpfel und Zwetschken waren, sondern Roggen und Gerste.
Auf dem Schild sind abgebildet:
- Ackertechniken
- Ritzpflug
- Beetpflug
- Streifenflur
- Blockflur
- Wölbacker
Nun geht es etwas steiler bergauf auf den Wirberg mit dem ehemaligen Kloster Wirberg. Hier wechselt man vom Wiesecktal ins Lumdatal. Wirberg ist so nebenbei der höchste Punkt der Tour, von wo man eine tolle Aussicht ins Umland hat. Ein Schild informiert:
Das Kloster Wirberg - Geistliche Einkehr für Töchter und Witwen
Auf dem Wirberg stand im Hochmittelalter eine Burg, die sich wie die Burg Hagen, die nordöstlich von Beuern gestanden haben soll, im Besitz eines Ritters Manegold befand. Manegold und sein Sohn wurden 1148 ermordet. Ob das Erbe an Manegolds Frau Imecha oder an seine Tochter Aurelia ging, ist unklar. Es heißt einerseits, Otto von Cappenberg, Mitgründer des Klosters Ilbenstadt, habe Aurelia zur Keuschheit überredet, die - als schöne Frau (und vielleicht auch wegen ihres Erbes?) — von zahlreichen Freiern umworben wurde. Danach erreichte er, dass sie ihren Besitz der Kirche spendete und gründete so das Kloster Wirberg. Andererseits wird über Imecha berichtet, dass sie Manegold im Kloster llbenstadt beisetzen ließ und dafür Zinsen spendete. Später soll sie, wie andere „vornehme Damen“ zuvor, mit ihrem Besitz in das Kloster Wirberg eingetreten sein. lm Grunde kann man davon ausgehen, dass Otto der Initiator, Aurelia und Imecha Mitstifterinnen des Klosters Wirberg waren. Es war anfangs ein Doppelkloster, wurde also von Gläubigen beiderlei Geschlechts bewohnt. Die Klosterbewohner auf den Wirberg waren Prämonstratenser, die sich wie die Chorherren einem Leben in einer christlichen Verzicht auf persönlichen Besitz und Ehe verschrieben hatten. Im Laufe der Zeit geriet das Verzichtsgebot in den Hintergrund, vermutlich auch, weil die Klöster durch weitere Zustiftungen immer begüterter wurden. Der 1120 gegründete Prämonstratenser-Orden wollte die Armut, die auch die gesamte klösterliche Lebensgemeinschaft betreffen sollte, wieder in den Vordergrund rücken. Mit schlichter Kleidung und viel Handarbeit wurde die schlichte Lebensweise betont. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde Wirberg zu einem reinen Frauenkloster. In der Tat war das Kloster Wirberg nicht reich. Zwar erhielt es viele Zustiftungen und verlieh seine (Hof-)Güter auch. Aber im Grunde führte eine regelrechte Misswirtschaft zu einer Anhäufung von Schulden, die im Zuge der Säkularisation aufgelistet wurden. Und so hatte das Kloster weder herausragende Bewohner, noch häufte es Kunstschätze an oder erfüllte durch eine Schule oder ein Hospital seiner Umgebung einen Dienst. Und doch war das Klosterleben beschwerlich. Ab 3 Uhr morgens wurde alle drei Stunden gebetet, nach dem Abendgebet um 21 Uhr waren den Klosterinsassen vier Stunden Schlaf vergönnt, bis um 1 Uhr nachts die Vigilien (Nachtgebet) gelesen wurden. Die weiteren Lebensumstände waren einfach, um nicht zu sagen ärmlich. Es ist kaum etwas über Bauten überliefert, vermutlich wurde einfach die Burganlage als Kloster genutzt. Dort soll vor 1200 auch eine kleine Kirche errichtet worden sein. Von einem (einzigen) „Steinhaus“ ist die Rede, hier lebten zwanzig und mehr Nonnen in kleinen Kammern. Entsprechend einfach waren auch die hygienischen Verhältnisse - aus praktischen und Gründen der Askese. Die Klosterbewohner baten immer wieder ihre reiche Verwandtschaft um Hilfe, so dass wohl keiner Hunger leiden musste und die Lebensverhältnisse noch erträglich waren. Jedoch hatte das Kloster Wirberg eine bedeutende soziale Funktion: Die „überzähligen“ Töchter und Witwen, deren Heirat aus erbpolitischen Gründen in der Familie nicht erwünscht war, konnten dort geachtet und hervorgehoben leben. Ohne Zweifel gab es aber auch Menschen, die aus innersten Beweggründen ins Kloster gingen, um sich Gott näher zu wähnen.
Klosterleben in der Burg: Dass auf dem höchsten Punkt unseres Radrundweges einst eine Burg stand, erscheint plausibel; doch durch archäologische Forschungen belegt ist eine solche Anlage bislang nicht. 1963 fanden sich bei Restaurierungsarbeiten vor der Westseite der erst 1753 / 54 neu errichteten Kirche Mauerreste aus romanischer Zeit, die in ihrem Ursprung dem Klosterbau des 12. Jahrhunderts zugeschrieben werden. Noch heute gut erkennbar ist aber auch die 950 m lange Umfassungsmauer, die ein immerhin 3 ha großes Areal umschließt. Ein solches Bauwerk will zu einem armen, bescheidenen Prämonstratenserkloster nicht so recht passen. Doch wäre es vermessen, diese Mauerzüge stattdessen als Reste einer herrschaftlichen Befestigungsanlage zu deuten, denn in der Zeit vor Gründung des Klosters waren die Burgen eher kompakt und als „Turmburg“ nur von einer engen Ringmauer umgeben, wie sie bei den Ruinen der Arnsburg bei Lich oder auf dem Weißenstein bei Marburg besichtigt werden können. Gehen wir also bis auf Weiteres davon aus, dass unser Kloster erst nach seiner Gründung so großzügig eingefriedet wurde.
Säkularisation: Landgraf Philipp setzte nicht zimperlich die Reformation in Hessen durch, 1527 ließ er auch zahlreiche Kirchengüter einziehen. Die Enteignung kirchlicher Besitztümer durch weltliche Herrscher bezeichnet man als Säkularisation. Das Kloster Wirberg samt seiner zugehörigen Höfe wurde von Philipp der Universität Marburg unterstellt, zur VerwaItung setzte er einen Vogt mit Vogteischreiber und einen Förster ein, die Dienstwohnungen auf dem Wirberg bezogen. Die Klosterbewohnerinnen ließ er im Verhältnis zu ihren eingebrachten Gütern abfinden, aber um die Abfindungen zu bezahlen, verkaufte und verlieh er Teile des Klosters.
Ein Schild an der Mauer informiert:
Die Geschichte des Wirbergs
Das Freizeitheim Wirberg liegt auf geschichtlich bedeutendem Boden.
11. Jahrhundert: Die Burg Wirberg (Herkunft des Namens wird verschieden gedeutet) kontrolliert das obere Wiesecktal.
1149: Der Burgherr Manegold ist in einer Fehde erschlagen worden. Seine Witwe Imecha und Tochter Aurelia gründen in der Burg ein Prämonstratenserkloser für Nonnen.
1527: Aufhebung des Klosters, dessen Besitz auf die Universität Marburg und 1607 auf die Universität Gießen übergeht.
1658: Die als protestantisches Gotteshaus genutzte Kirche wird im Dreißigjährigen Krieg baufällig und wiederhergestellt.
1716 stürzt der Turm ein und zerstört das Kirchenschiff. Von der Klosterkirche ist heute unter dem Rost vor dem Eingang der jetzigen Kirche noch ein bei der Renovierung freigelegter Säulenfuß sichtbar und vermittelt einen ungefähren Eindruck von deren Größe. Ostwärts der Kirche ist die Klostermauer erhalten und umgibt den heutigen zweiten Zeltplatz.
1753/54 wird die jetzige Kirche für das Kirchspiel Wirberg anstelle der Klosterkirche erbaut.
Um 1750 entsteht auch das Pfarrhaus, das jetzige Freizeitheim. Dort wohnte der Pfarrer der Pfarrei Wirberg mit den Dörfern Göbelnrod, Harbach, Reinhardshain und Beltershain (früher auch Saasen und Lumda) bis 1965. Nach Neubau von Pfarrhaus und Gemeindezentrum in Göbelnrod wurde der Sitz der Pfarrei dorthin verlegt. In der Kirche auf dem Wirberg finden heute zentrale Festgottesdienste, Missionsfeste und Hochzeiten statt. Die landwirtschaftliche Hofreite unterhalb des Freizeitheims war von 1600 bis 1830 die zentrale Schule für die Dörfer der Pfarrei.
1965 - 1979: Das ehemalige Pfarrhaus wird vom Verband der Christlichen Pfadfinder als Heim benutzt, ebenfalls der Zeltplatz. Die Ev. Kirche in Hessen und Nassau errichtet dort das Holzhaus für Küche und sanitäre Anlagen.
1980: Die Ev. Kirche in Hessen und Nassau übereignet Pfarrhaus und Zeltplatz dem Ev. Dekanat Grünberg.
1982/83: Modernisierung und Renovierung des Pfarrhauses zum Freizeitheim. Es wird im Herbst 1983 in Betrieb genommen. Seitdem bemühen sich das Ev. Dekanat Grünberg und der Freundes- und Fördererkreis Wirberg e.V. um die Erhaltung des Freizeitheims Wirberg.
Das Kloster Wirberg - Geistliche Einkehr für Töchter und Witwen
Auf dem Wirberg stand im Hochmittelalter eine Burg, die sich wie die Burg Hagen, die nordöstlich von Beuern gestanden haben soll, im Besitz eines Ritters Manegold befand. Manegold und sein Sohn wurden 1148 ermordet. Ob das Erbe an Manegolds Frau Imecha oder an seine Tochter Aurelia ging, ist unklar. Es heißt einerseits, Otto von Cappenberg, Mitgründer des Klosters Ilbenstadt, habe Aurelia zur Keuschheit überredet, die - als schöne Frau (und vielleicht auch wegen ihres Erbes?) — von zahlreichen Freiern umworben wurde. Danach erreichte er, dass sie ihren Besitz der Kirche spendete und gründete so das Kloster Wirberg. Andererseits wird über Imecha berichtet, dass sie Manegold im Kloster llbenstadt beisetzen ließ und dafür Zinsen spendete. Später soll sie, wie andere „vornehme Damen“ zuvor, mit ihrem Besitz in das Kloster Wirberg eingetreten sein. lm Grunde kann man davon ausgehen, dass Otto der Initiator, Aurelia und Imecha Mitstifterinnen des Klosters Wirberg waren. Es war anfangs ein Doppelkloster, wurde also von Gläubigen beiderlei Geschlechts bewohnt. Die Klosterbewohner auf den Wirberg waren Prämonstratenser, die sich wie die Chorherren einem Leben in einer christlichen Verzicht auf persönlichen Besitz und Ehe verschrieben hatten. Im Laufe der Zeit geriet das Verzichtsgebot in den Hintergrund, vermutlich auch, weil die Klöster durch weitere Zustiftungen immer begüterter wurden. Der 1120 gegründete Prämonstratenser-Orden wollte die Armut, die auch die gesamte klösterliche Lebensgemeinschaft betreffen sollte, wieder in den Vordergrund rücken. Mit schlichter Kleidung und viel Handarbeit wurde die schlichte Lebensweise betont. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde Wirberg zu einem reinen Frauenkloster. In der Tat war das Kloster Wirberg nicht reich. Zwar erhielt es viele Zustiftungen und verlieh seine (Hof-)Güter auch. Aber im Grunde führte eine regelrechte Misswirtschaft zu einer Anhäufung von Schulden, die im Zuge der Säkularisation aufgelistet wurden. Und so hatte das Kloster weder herausragende Bewohner, noch häufte es Kunstschätze an oder erfüllte durch eine Schule oder ein Hospital seiner Umgebung einen Dienst. Und doch war das Klosterleben beschwerlich. Ab 3 Uhr morgens wurde alle drei Stunden gebetet, nach dem Abendgebet um 21 Uhr waren den Klosterinsassen vier Stunden Schlaf vergönnt, bis um 1 Uhr nachts die Vigilien (Nachtgebet) gelesen wurden. Die weiteren Lebensumstände waren einfach, um nicht zu sagen ärmlich. Es ist kaum etwas über Bauten überliefert, vermutlich wurde einfach die Burganlage als Kloster genutzt. Dort soll vor 1200 auch eine kleine Kirche errichtet worden sein. Von einem (einzigen) „Steinhaus“ ist die Rede, hier lebten zwanzig und mehr Nonnen in kleinen Kammern. Entsprechend einfach waren auch die hygienischen Verhältnisse - aus praktischen und Gründen der Askese. Die Klosterbewohner baten immer wieder ihre reiche Verwandtschaft um Hilfe, so dass wohl keiner Hunger leiden musste und die Lebensverhältnisse noch erträglich waren. Jedoch hatte das Kloster Wirberg eine bedeutende soziale Funktion: Die „überzähligen“ Töchter und Witwen, deren Heirat aus erbpolitischen Gründen in der Familie nicht erwünscht war, konnten dort geachtet und hervorgehoben leben. Ohne Zweifel gab es aber auch Menschen, die aus innersten Beweggründen ins Kloster gingen, um sich Gott näher zu wähnen.
Klosterleben in der Burg: Dass auf dem höchsten Punkt unseres Radrundweges einst eine Burg stand, erscheint plausibel; doch durch archäologische Forschungen belegt ist eine solche Anlage bislang nicht. 1963 fanden sich bei Restaurierungsarbeiten vor der Westseite der erst 1753 / 54 neu errichteten Kirche Mauerreste aus romanischer Zeit, die in ihrem Ursprung dem Klosterbau des 12. Jahrhunderts zugeschrieben werden. Noch heute gut erkennbar ist aber auch die 950 m lange Umfassungsmauer, die ein immerhin 3 ha großes Areal umschließt. Ein solches Bauwerk will zu einem armen, bescheidenen Prämonstratenserkloster nicht so recht passen. Doch wäre es vermessen, diese Mauerzüge stattdessen als Reste einer herrschaftlichen Befestigungsanlage zu deuten, denn in der Zeit vor Gründung des Klosters waren die Burgen eher kompakt und als „Turmburg“ nur von einer engen Ringmauer umgeben, wie sie bei den Ruinen der Arnsburg bei Lich oder auf dem Weißenstein bei Marburg besichtigt werden können. Gehen wir also bis auf Weiteres davon aus, dass unser Kloster erst nach seiner Gründung so großzügig eingefriedet wurde.
Säkularisation: Landgraf Philipp setzte nicht zimperlich die Reformation in Hessen durch, 1527 ließ er auch zahlreiche Kirchengüter einziehen. Die Enteignung kirchlicher Besitztümer durch weltliche Herrscher bezeichnet man als Säkularisation. Das Kloster Wirberg samt seiner zugehörigen Höfe wurde von Philipp der Universität Marburg unterstellt, zur VerwaItung setzte er einen Vogt mit Vogteischreiber und einen Förster ein, die Dienstwohnungen auf dem Wirberg bezogen. Die Klosterbewohnerinnen ließ er im Verhältnis zu ihren eingebrachten Gütern abfinden, aber um die Abfindungen zu bezahlen, verkaufte und verlieh er Teile des Klosters.
Ein Schild an der Mauer informiert:
Die Geschichte des Wirbergs
Das Freizeitheim Wirberg liegt auf geschichtlich bedeutendem Boden.
11. Jahrhundert: Die Burg Wirberg (Herkunft des Namens wird verschieden gedeutet) kontrolliert das obere Wiesecktal.
1149: Der Burgherr Manegold ist in einer Fehde erschlagen worden. Seine Witwe Imecha und Tochter Aurelia gründen in der Burg ein Prämonstratenserkloser für Nonnen.
1527: Aufhebung des Klosters, dessen Besitz auf die Universität Marburg und 1607 auf die Universität Gießen übergeht.
1658: Die als protestantisches Gotteshaus genutzte Kirche wird im Dreißigjährigen Krieg baufällig und wiederhergestellt.
1716 stürzt der Turm ein und zerstört das Kirchenschiff. Von der Klosterkirche ist heute unter dem Rost vor dem Eingang der jetzigen Kirche noch ein bei der Renovierung freigelegter Säulenfuß sichtbar und vermittelt einen ungefähren Eindruck von deren Größe. Ostwärts der Kirche ist die Klostermauer erhalten und umgibt den heutigen zweiten Zeltplatz.
1753/54 wird die jetzige Kirche für das Kirchspiel Wirberg anstelle der Klosterkirche erbaut.
Um 1750 entsteht auch das Pfarrhaus, das jetzige Freizeitheim. Dort wohnte der Pfarrer der Pfarrei Wirberg mit den Dörfern Göbelnrod, Harbach, Reinhardshain und Beltershain (früher auch Saasen und Lumda) bis 1965. Nach Neubau von Pfarrhaus und Gemeindezentrum in Göbelnrod wurde der Sitz der Pfarrei dorthin verlegt. In der Kirche auf dem Wirberg finden heute zentrale Festgottesdienste, Missionsfeste und Hochzeiten statt. Die landwirtschaftliche Hofreite unterhalb des Freizeitheims war von 1600 bis 1830 die zentrale Schule für die Dörfer der Pfarrei.
1965 - 1979: Das ehemalige Pfarrhaus wird vom Verband der Christlichen Pfadfinder als Heim benutzt, ebenfalls der Zeltplatz. Die Ev. Kirche in Hessen und Nassau errichtet dort das Holzhaus für Küche und sanitäre Anlagen.
1980: Die Ev. Kirche in Hessen und Nassau übereignet Pfarrhaus und Zeltplatz dem Ev. Dekanat Grünberg.
1982/83: Modernisierung und Renovierung des Pfarrhauses zum Freizeitheim. Es wird im Herbst 1983 in Betrieb genommen. Seitdem bemühen sich das Ev. Dekanat Grünberg und der Freundes- und Fördererkreis Wirberg e.V. um die Erhaltung des Freizeitheims Wirberg.
Vom Wirberg geht es schon bergab nach Reinhardshain, wo man eine Fachwerkkirche besichtigen kann. Bei Geilshausen kreist einer dieser enormen Vögel. Ein Pensionistenpärchen am Wegesrand informiert, dass es sich um einen Milan handeln würde, und ob man denn die Schreie nicht gehört hätte… und macht seinem Ärger Luft, dass man die lokale Kirche mit dem Verputzen doch arg verschandelt hätte. Der Schimmel sei doch unansehnlich. Ja, ist er! Ein Schild informiert:
Die Kirche Geilshausen - Aus der Not geboren
Als die Landesherren im Mittelalter immer rücksichtsloser die Erweiterung ihrer Herrschaftsgebiete anstrebten, war die
Landbevölkerung häufig Ieidtragend. Denn Bauern und Dorfbewohner konnten sich meistens nicht hinter Stadtmauern
oder in andere befestigte Anlagen zurückziehen, um sich vor Überfällen und Kampfhandlungen zu schützen. Auf dem Land fehlte das Geld für Verteidigungsanlagen. Kirchen waren häufig die einzigen Gebäude aus Stein und konnten deshalb am ehesten als Rückzugsorte dienen. Also rüstete man in Ermangelung besserer Alternativen im 15. und 16. Jahrhundert viele Kirchen mit tatsächlichen oder symbolischen Befestigungen aus. Denn nicht alles, was heute wie eine Wehrkirche erscheint, diente auch tatsächlich der Verteidigung. So wurden zuweilen Bauteile verwendet, die zwar wie Verteidigungselemente aussehen, aber tatsächlich keine sind. Zum Beispiel entpuppen sich manche Gusserker nur als Aborterker und Schießscharten als Schlitzfenster. Fachleute unterscheiden übrigens Wehrkichen als solche von Kirchenburgen, die durch hohe Mauern mit Türmen, Wehrgängen und Pechnasen ausgestattet sind. Regelrechte Festungen waren und sind einige Kirchen in Siebenbürgen, wo sich die Bevölkerung ständigen Angriffen durch Mongolen, Tataren und Türken ausgesetzt sah. Innenliegende Vorratskammern ermöglichten es, auch Belagerungen zu trotzen. Auch in Ostheim vor der Röhn gibt es solch eine Kirchenburg mit an die Ringmauer angebauten Vorratskellern, in denen die Bauern ihr Hab und Gut einlagern konnten. Auch die Kirche in Geilshausen, deren Kirchturm mächtig über die Häuser des Dörfchens ragt, war Kirche und Burg zugleich. Auf einem historischen Foto ist noch das alte Kirchenschiff zu sehen, das wegen Baufälligkeit abgerissen und in den 1960ern auf altem Grundriss neu errichtet wurde. Die hohe Wehrmauer um den Kirchhof war schon damals verschwunden. Wie die Skizze auf dem Schild verdeutlicht, war das Geilshausener Gotteshaus eine „echte Wehrkirche“. Auf der Außenseite zeichnen sich durch die Gesimse am Turm drei Geschosse ab. Aus Sicherheitsgründen lag der Zugang zum Turm ursprünglich so hoch, dass er nur über den Dachstuhl des Schiffes zu erreichen war. Über dem obersten Gesims befindet sich ein Zinnenkranz, der später überdacht wurde, weshalb die ursprünglich oben offenen Zinnenscharten heute wie Fenster erscheinen. In der jeweils mittleren Zinne ist eine Schießscharte eingelassen. Da von hier der „tote Winkel“ unmittelbar vor dem Turm aber nicht zu verteidigen war, stattete man den Dachhelm mit vier über die Mauerkante hinausragenden Gauben aus, die nach unten offen sind (sog. Fußscharten). So konnte der Bereich vor der Mauer bestrichen, d.h. beschossen und dadurch verteidigt werden. Als „Gusserker“ oder „Pechnase“ dienten derartige Vorbauten auch bei vielen Burgen dazu, den Feind mit siedendem Öl oder kochendem Wasserzu bekämpfen. Die Geilshausener Kirche wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg muss sie beschädigt worden sein, denn sie wurde anschließend „wieder in guten Baw gebracht“. Auch 1826 erfolgten Instandsetzungen.
Gesims: Das Gesims ist ein aus der Wand herausragendes meistens horizontales Bauglied. Einerseits dient es als Gestaltungselement, hatte aber auch konstruktive Funktionen. So schützt ein Gesims die darunter liegende Wand vor Witterungseinflüssen.
Zinnenkranz: Eine Zinne ist ein gemauerter Aufsatz auf einer so genannten Brustwehr, Hinter der Zinne sollte ein Mann vor den Fernwaffen der Angreifer Schutz suchen können, während das Zinnenfenster oder die Zinnenscharte dem Verteidiger den Zugang zum Schussfeld ermöglicht. Dabei war das Zinnenfenster so dimensioniert, dass sich ein Bogen- oder Armbrustschütze unbeengt hinauslehnen konnte. Waren hölzerne Klappläden vorhanden, konnte man damit auch die Zinnenfenster schließen. Von einem Zinnenkranz ist die Rede, wenn eine Mauer auf ihrer gesamten Länge mit Zinnen bewehrt ist.
Die Kirche Geilshausen - Aus der Not geboren
Als die Landesherren im Mittelalter immer rücksichtsloser die Erweiterung ihrer Herrschaftsgebiete anstrebten, war die
Landbevölkerung häufig Ieidtragend. Denn Bauern und Dorfbewohner konnten sich meistens nicht hinter Stadtmauern
oder in andere befestigte Anlagen zurückziehen, um sich vor Überfällen und Kampfhandlungen zu schützen. Auf dem Land fehlte das Geld für Verteidigungsanlagen. Kirchen waren häufig die einzigen Gebäude aus Stein und konnten deshalb am ehesten als Rückzugsorte dienen. Also rüstete man in Ermangelung besserer Alternativen im 15. und 16. Jahrhundert viele Kirchen mit tatsächlichen oder symbolischen Befestigungen aus. Denn nicht alles, was heute wie eine Wehrkirche erscheint, diente auch tatsächlich der Verteidigung. So wurden zuweilen Bauteile verwendet, die zwar wie Verteidigungselemente aussehen, aber tatsächlich keine sind. Zum Beispiel entpuppen sich manche Gusserker nur als Aborterker und Schießscharten als Schlitzfenster. Fachleute unterscheiden übrigens Wehrkichen als solche von Kirchenburgen, die durch hohe Mauern mit Türmen, Wehrgängen und Pechnasen ausgestattet sind. Regelrechte Festungen waren und sind einige Kirchen in Siebenbürgen, wo sich die Bevölkerung ständigen Angriffen durch Mongolen, Tataren und Türken ausgesetzt sah. Innenliegende Vorratskammern ermöglichten es, auch Belagerungen zu trotzen. Auch in Ostheim vor der Röhn gibt es solch eine Kirchenburg mit an die Ringmauer angebauten Vorratskellern, in denen die Bauern ihr Hab und Gut einlagern konnten. Auch die Kirche in Geilshausen, deren Kirchturm mächtig über die Häuser des Dörfchens ragt, war Kirche und Burg zugleich. Auf einem historischen Foto ist noch das alte Kirchenschiff zu sehen, das wegen Baufälligkeit abgerissen und in den 1960ern auf altem Grundriss neu errichtet wurde. Die hohe Wehrmauer um den Kirchhof war schon damals verschwunden. Wie die Skizze auf dem Schild verdeutlicht, war das Geilshausener Gotteshaus eine „echte Wehrkirche“. Auf der Außenseite zeichnen sich durch die Gesimse am Turm drei Geschosse ab. Aus Sicherheitsgründen lag der Zugang zum Turm ursprünglich so hoch, dass er nur über den Dachstuhl des Schiffes zu erreichen war. Über dem obersten Gesims befindet sich ein Zinnenkranz, der später überdacht wurde, weshalb die ursprünglich oben offenen Zinnenscharten heute wie Fenster erscheinen. In der jeweils mittleren Zinne ist eine Schießscharte eingelassen. Da von hier der „tote Winkel“ unmittelbar vor dem Turm aber nicht zu verteidigen war, stattete man den Dachhelm mit vier über die Mauerkante hinausragenden Gauben aus, die nach unten offen sind (sog. Fußscharten). So konnte der Bereich vor der Mauer bestrichen, d.h. beschossen und dadurch verteidigt werden. Als „Gusserker“ oder „Pechnase“ dienten derartige Vorbauten auch bei vielen Burgen dazu, den Feind mit siedendem Öl oder kochendem Wasserzu bekämpfen. Die Geilshausener Kirche wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg muss sie beschädigt worden sein, denn sie wurde anschließend „wieder in guten Baw gebracht“. Auch 1826 erfolgten Instandsetzungen.
Gesims: Das Gesims ist ein aus der Wand herausragendes meistens horizontales Bauglied. Einerseits dient es als Gestaltungselement, hatte aber auch konstruktive Funktionen. So schützt ein Gesims die darunter liegende Wand vor Witterungseinflüssen.
Zinnenkranz: Eine Zinne ist ein gemauerter Aufsatz auf einer so genannten Brustwehr, Hinter der Zinne sollte ein Mann vor den Fernwaffen der Angreifer Schutz suchen können, während das Zinnenfenster oder die Zinnenscharte dem Verteidiger den Zugang zum Schussfeld ermöglicht. Dabei war das Zinnenfenster so dimensioniert, dass sich ein Bogen- oder Armbrustschütze unbeengt hinauslehnen konnte. Waren hölzerne Klappläden vorhanden, konnte man damit auch die Zinnenfenster schließen. Von einem Zinnenkranz ist die Rede, wenn eine Mauer auf ihrer gesamten Länge mit Zinnen bewehrt ist.
Bei Odenhausen kann man sich über den Hochwasserschutz an der Lumda informieren. Der Schildtext:
Das Lumda-Hochwasser - Hochwasserschutz geht alle an.
Ein Blick in die Historie zeigt, dass die Hochwassersituation an der Lumda schon des Öfteren bedrohliche Ausmaße angenommen hat. So überschwemmte ein großes Hochwasser am 5. und 6. September 1829 weite Teile der Allendorfer Gemarkung und verursachte hohe Schäden an der Ernte. Ein starkes Gewitter am 13. Juni 1839 brachte solche Wassermassen, dass man Bauholz von Allertshausen nach Allendorf schwimmend transportieren (flößen) konnte. Ein weiteres Jahrhunderthochwasser überschwemmte im Juli 1966 Brücken, flutete Keller und unterspülte Straßen. Auch im August 2007 prasselten große Wassermassen auf den Kreis Gießen nieder. Der vom Regen der Vortage gesättigte Boden konnte das Wasser nicht aufnehmen und es floss einfach die Hänge hinab und so zum Beispiel hinein nach Allendorf. Hochwasser treten regelmäßig nach starken Regenfällen oder nach der Schneeschmelze auf. Insbesondere wenn der Boden gefroren, mit Wasser vollgesogen oder im Gegensatz dazu völlig ausgetrocknet ist, kann der Niederschlag nicht versickern und fließt schnell oberflächlich ab. Dazu kommt noch der Abfluss von asphaltierten oder bebauten Flächen. Das abfließende Wasser sammelt sich schnell in kleinen Gräben und Bächen, von wo es in den nächst größeren Bach oder Fluss gelangt. Der lange Zeit betriebene Gewässerausbau hinderte die Bäche durch Begradigungen und Befestigungen daran, sich in ihren Auen auszubreiten und erhöhte die Fließgeschwindigkeit. So wurde das Hochwasser, das an einem Bach vielleicht gar nicht so schlimm ist, flussabwärts verlagert. Auf diese Weise sammeln sich die Hochwasserwellen unzähliger Bäche schneller und fast gleichzeitig im nächst größeren Fluss, wodurch sich das Problem für die flussabwärts liegenden Orte verschärft. Aus diesem Grund steht beispielsweise regelmäßig die Kölner Altstadt unter Wasser. Hochwasser hält sich nicht an politische Grenzen und somit ist es erforderlich, dass sich die Flussanlieger über die Schutzmaßnahmen gemeinsam verständigen. Ein großes Rückhaltebecken oder Polder, wie am Rhein geplant, allein kann für die Anlieger am Mittel- und Niederrhein keine Entlastung bringen. Gefragt sind also auch viele kleine Becken im gesamten Einzugsgebiet eines Flusses, die das Wasser in der Fläche zurückhalten und alle zusammen genommen die Höhe der Hochwasserwelle verringern. Auch ein überlaufendes Hochwasserrückhaltebecken trägt noch zum Hochwasserschutz bei, da es die eingestaute Wassermenge zurückhält und erst langsam abgibt. Das HochwasserrückhaItebecken an der Lumda liegt im so genannten Hauptschluss. Es wurde am 4. Dezember 2006 fertiggestellt und fasst 160.000 m3. Mit dieser Menge könnte man 23 Fussballfelder fast einen Metertief unter Wasser setzen. Übrigens war die Lumda auch ohne Hochwasser prägend für die Dörfer und ihre Bewohner. So taucht das Flüsschen nicht nur in den Ortsbezeichnungen Allendorf (Lumda), Treis an der Lumda und Odenhausen (Lumda) auf: Die Lumda gab dem Dörfchen Lumda ihren Namen und der Mundartname “Lom" ist in Londorf (= Dorf an der Lumda) und LoIIar (Lomlar = Pferch oder Hof an der Lumda zu finden. Am Beispiel des Hochwasserrückhaltebeckens an der Lumda wollen wir die Funktionsweise solcher Anlagen betrachten: im Normalfall fließt die Lumda in ihrem Bachbett durch das Stauwerk. Die dort eingebaute Öffnung begrenzt den maximalen Durchfluss. Wenn die Lumda mehr Wasser führt, als dieser Regeldurchfluss zulässt, staut es sich auf - das Becken füllt sich. Wenn die maximale Einstauhöhe erreicht ist, greift die so genannte Hochwasserentlastung, die hier zweistufig ist. Zunächst kann das Wasser über die Betonschwelle oberhalb des Regeldurchflusses, bei weiter steigendem Wasserstand über die mit Steinen befestigte Wehrschwelle im Damm überlaufen.
Polder: Als Hochwasserpolder bezeichnet man niedrig gelegenes Gelände in der Nähe größerer Gewässer. Der Polder ist mit Deichen vom Umland und dem Fluss selbst abgegrenzt. Bei größeren Hochwassern kann er geflutet werden, um flussabwärts gelegene hochwassergefährdete Gebiete zu entlasten. Das Wasser kann über längere Zeit im Polder zurückgehalten und später wieder langsam abgegeben werden. Der Polder ist vom Fluss abgetrennt, damit er nicht bereits bei kleinen Hochwasserereignissen, die für die unteren Flussanlieger keine Gefahr darstellen, voll läuft.
Einzugsgebiet: Das Einzugsgebiet eines Baches oder Flusses ist die Fläche, aus der alle Abflüsse von Niederschlägen in den Bach oder Fluss führen. Das Einzugsgebiet der Lumda ist rund 30 Quadratkilometer groß. Da die Lumda in die Lahn und die Lahn in den Rhein mündet, gehört ihr Einzugsgebiet letztendlich zum Einzugsgebiet des Rheins.
Hauptschluss: Ein Hochwasserbecken liegt im Hauptschluss‚ wenn das bei Hochwasser aufzustauende Gewässer durch das Becken fließt. Bei einem Nebenschluss liegt das HochwasserrückhaItebecken seitlich neben dem Bach oder Fluss und kann bei Bedarf geflutet werden (vergleiche Polder).
Das Lumda-Hochwasser - Hochwasserschutz geht alle an.
Ein Blick in die Historie zeigt, dass die Hochwassersituation an der Lumda schon des Öfteren bedrohliche Ausmaße angenommen hat. So überschwemmte ein großes Hochwasser am 5. und 6. September 1829 weite Teile der Allendorfer Gemarkung und verursachte hohe Schäden an der Ernte. Ein starkes Gewitter am 13. Juni 1839 brachte solche Wassermassen, dass man Bauholz von Allertshausen nach Allendorf schwimmend transportieren (flößen) konnte. Ein weiteres Jahrhunderthochwasser überschwemmte im Juli 1966 Brücken, flutete Keller und unterspülte Straßen. Auch im August 2007 prasselten große Wassermassen auf den Kreis Gießen nieder. Der vom Regen der Vortage gesättigte Boden konnte das Wasser nicht aufnehmen und es floss einfach die Hänge hinab und so zum Beispiel hinein nach Allendorf. Hochwasser treten regelmäßig nach starken Regenfällen oder nach der Schneeschmelze auf. Insbesondere wenn der Boden gefroren, mit Wasser vollgesogen oder im Gegensatz dazu völlig ausgetrocknet ist, kann der Niederschlag nicht versickern und fließt schnell oberflächlich ab. Dazu kommt noch der Abfluss von asphaltierten oder bebauten Flächen. Das abfließende Wasser sammelt sich schnell in kleinen Gräben und Bächen, von wo es in den nächst größeren Bach oder Fluss gelangt. Der lange Zeit betriebene Gewässerausbau hinderte die Bäche durch Begradigungen und Befestigungen daran, sich in ihren Auen auszubreiten und erhöhte die Fließgeschwindigkeit. So wurde das Hochwasser, das an einem Bach vielleicht gar nicht so schlimm ist, flussabwärts verlagert. Auf diese Weise sammeln sich die Hochwasserwellen unzähliger Bäche schneller und fast gleichzeitig im nächst größeren Fluss, wodurch sich das Problem für die flussabwärts liegenden Orte verschärft. Aus diesem Grund steht beispielsweise regelmäßig die Kölner Altstadt unter Wasser. Hochwasser hält sich nicht an politische Grenzen und somit ist es erforderlich, dass sich die Flussanlieger über die Schutzmaßnahmen gemeinsam verständigen. Ein großes Rückhaltebecken oder Polder, wie am Rhein geplant, allein kann für die Anlieger am Mittel- und Niederrhein keine Entlastung bringen. Gefragt sind also auch viele kleine Becken im gesamten Einzugsgebiet eines Flusses, die das Wasser in der Fläche zurückhalten und alle zusammen genommen die Höhe der Hochwasserwelle verringern. Auch ein überlaufendes Hochwasserrückhaltebecken trägt noch zum Hochwasserschutz bei, da es die eingestaute Wassermenge zurückhält und erst langsam abgibt. Das HochwasserrückhaItebecken an der Lumda liegt im so genannten Hauptschluss. Es wurde am 4. Dezember 2006 fertiggestellt und fasst 160.000 m3. Mit dieser Menge könnte man 23 Fussballfelder fast einen Metertief unter Wasser setzen. Übrigens war die Lumda auch ohne Hochwasser prägend für die Dörfer und ihre Bewohner. So taucht das Flüsschen nicht nur in den Ortsbezeichnungen Allendorf (Lumda), Treis an der Lumda und Odenhausen (Lumda) auf: Die Lumda gab dem Dörfchen Lumda ihren Namen und der Mundartname “Lom" ist in Londorf (= Dorf an der Lumda) und LoIIar (Lomlar = Pferch oder Hof an der Lumda zu finden. Am Beispiel des Hochwasserrückhaltebeckens an der Lumda wollen wir die Funktionsweise solcher Anlagen betrachten: im Normalfall fließt die Lumda in ihrem Bachbett durch das Stauwerk. Die dort eingebaute Öffnung begrenzt den maximalen Durchfluss. Wenn die Lumda mehr Wasser führt, als dieser Regeldurchfluss zulässt, staut es sich auf - das Becken füllt sich. Wenn die maximale Einstauhöhe erreicht ist, greift die so genannte Hochwasserentlastung, die hier zweistufig ist. Zunächst kann das Wasser über die Betonschwelle oberhalb des Regeldurchflusses, bei weiter steigendem Wasserstand über die mit Steinen befestigte Wehrschwelle im Damm überlaufen.
Polder: Als Hochwasserpolder bezeichnet man niedrig gelegenes Gelände in der Nähe größerer Gewässer. Der Polder ist mit Deichen vom Umland und dem Fluss selbst abgegrenzt. Bei größeren Hochwassern kann er geflutet werden, um flussabwärts gelegene hochwassergefährdete Gebiete zu entlasten. Das Wasser kann über längere Zeit im Polder zurückgehalten und später wieder langsam abgegeben werden. Der Polder ist vom Fluss abgetrennt, damit er nicht bereits bei kleinen Hochwasserereignissen, die für die unteren Flussanlieger keine Gefahr darstellen, voll läuft.
Einzugsgebiet: Das Einzugsgebiet eines Baches oder Flusses ist die Fläche, aus der alle Abflüsse von Niederschlägen in den Bach oder Fluss führen. Das Einzugsgebiet der Lumda ist rund 30 Quadratkilometer groß. Da die Lumda in die Lahn und die Lahn in den Rhein mündet, gehört ihr Einzugsgebiet letztendlich zum Einzugsgebiet des Rheins.
Hauptschluss: Ein Hochwasserbecken liegt im Hauptschluss‚ wenn das bei Hochwasser aufzustauende Gewässer durch das Becken fließt. Bei einem Nebenschluss liegt das HochwasserrückhaItebecken seitlich neben dem Bach oder Fluss und kann bei Bedarf geflutet werden (vergleiche Polder).
In Odenhausen kann man sich im WaggonBistro Gleis 1 stärken. Homepage: www.gleis1-rabenau.de. Ein Schild in Odenhausen informiert:
Hofgut Odenhausen - Amtssitz des Adels
Über Jahrhunderte hatten die Herren von Nordeck die Geschicke des Lumdatals von der gleichnamigen Burg aus gelenkt, bis diese um 1250 in den Besitz der hessischen Landgrafen geriet und die kleinen „EdeIfreien“ gezwungen waren, sich ein neues Quartier zu suchen, das sie an Ufer der Lumda in Form einer offenbar recht wehrhaften Wasserburg errichteten. Auch wenn die Umstände des Besitzwechsels der Burg Nordeck unklar sind, ihre stolze Immobilie meistbietend verkauft haben die Nordecker sicher nicht, denn sie wohnten hier quasi zur Miete - als Verwalter der mächtigen Grafen von Merenberg‚ die rund 100 Jahre zuvor die Burg Gleiberg und damit die Rechte über den Oberlahngau geerbt hatten. Wie in weiten Teilen ihres Reiches fanden die Franken nach dem Ende der Völkerwanderung hier aber keine funktionierenden Verwaltungsstrukturen vor. Der moderne römische Staat hatte nördlich des Limes keine Spuren hinterlassen, und das traditionelle Stammeswesen der Germanen erschien nicht gerade als Garant eines florierenden Aufschwungs. So machte man aus den Gauen Grafschaften mit eigener Gerichtsbarkeit und führte das Lehnswesen ein, eine schon von den Römern praktizierte Form der Vetternwirtschaft. Heute als Feudalismus und Vasallentum eher negativ besetzt, war dieses noch recht einfache Staatsmodell zu seiner Zeit höchst effektiv, gestattete es doch dem König, seine Verantwortung für das Land auf Personen seines Vertrauens zu delegieren, die dafür mit Rechten und Privilegien ausgestattet wurden - und vor allem mit Land samt seiner Dörfer und Bauern. Diese standen in der Geschichte zwar weitaus seltener unter Leibeigenschaft als oft vermutet, dennoch waren sie abgabenpflichtig und mussten dem Grundherrn Frondienste leisten. Die vom König ernannten Grafen waren zunächst nur auf Lebzeiten berufen, ihre Amtswürde endete mit dem Tod. Ab dem 10. Jahrhundert wandelte sich der Charakter des Lehens mit zunehmenden Wohlstand und Repräsentationsdrang ihrer Träger jedoch rasch. Titel und Rechte gingen auf die Familien über, der Geburtsadel entstand, und so manches Lehen ging als Belohnung für treue Dienste in das endgültige Eigentum Grafen über. Folgen dieses Prozesses waren der allmähliche Machtverlust des Königs und die seit der frühen Neuzeit für Deutschland so prägende Kleinstaaterei. Auch unsere heutige föderale Verfassung mit 16 Bundesländern geht letztlich auf die mittelalterliche Grafschaftsverfassung zurück. Unsere Herren von Nordeck waren also sozusagen Lehensträger 2. Grades, sie unterstanden den Grafen von Merenberg und übten für diese die niedere Gerichtsbarkeit im Londorfer Grund aus. Die von Nordecks stammten wohl aus dem Ebsdorfer Grund und nannten sich dann nach ihrem Wohnsitz auf der Burg Nordeck. Ab etwa 1222 verzweigt sich die Familie derer zu Nordeck in mehrere Linien. Von Bedeutung sind hier die Herren von Lundorf (Londorf), die Herren von Nordeck genannt Braun und die Herren von Nordeck zur Rabenau. Die Familien waren recht eng verwandt und verwalteten den Gerichtsbezirk lange Zeit als Ganerben. 1237 aber verkauften die Merenberger Teile ihrer Grafschaft Ruchesloh an das Erzstift Mainz. Zu dieser gehörte auch das Londorfer Gericht, welches aber neben fünf weiteren im Besitz… [Es scheint ein Teil des Textes auf der Tafel zu fehlen] … Mit dem Londorfer Gerichtsbezirk von den Grafen zu Nassau-Saarbrücken, Erbnachfolger der Merenberger, belehnt. Um diese Zeit erhielt er von Landgraf Hermann Il. auch Lehensrecht und Mühlenbann für das benachbarte Nordeck. Die Nassauer betrieben in der Rabenau nie eine territoriale Politik, und so strebten Nordecker und Landgraf nach der völligen Landesherrschaft. Beide hatten ein gutes Verhältnis zueinander, die Nordecker riefen den Landgrafen bei Nachbarschaftsstreitigkeiten sogar um Hilfe an. Schließlich wurde die Abhängigkeit zum Landgrafen so stark, dass dieser sein Herrschaftsgebiet auch über das Gericht Londorf ausdehnen konnte. Die Linie von Nordeck gen. Braun residierte also auf dem heutigen Hofgut Odenhausen (damals noch zu Nassau gehörend), die von Londorf in der Freigasse nahe dem "Dom". Die Familie von Nordeck zur Rabenau erhielt mehrmals Burgsitzrechte für das hessische Nordeck. Als die Familie von Londorf um 1471 ausstarb, ging deren Erbe an die beiden anderen Linien. Die Reihen der Familie von Londorf zur Rabenau hatten Pest und andere Krankheiten gelichtet, so dass um 1473 nur noch der betagte und kinderlose Johann sowie neben einigen weiteren Geistlichen der Domherr zu Mainz und Köln, Winter v. Nordeck z. Rabenau, lebten. Letzterer wechselte mit päpstlicher Erlaubnis zurück in den weltlichen Stand und heiratete. Aus seiner reichen Nachkommenschaft bildeten sich später sechs so genannte Häuser. Die Linie der von Nordeck gen. Braun erlosch 1554. Die männliche Linie derer von Nordeck reicht bis 1944. Im Garten der Burg Nordeck steht ein Gedenkstein für den letzten Herrn von Nordeck zur Rabenau. Erkennungszeichen der Herren von Nordeck war von Alters her das Wappen mit den drei “SeebIättern". Es ist an den Eckbalken des Herrenhauses zu sehen. Das mächtige Gutshaus mit seinen vier Stockwerken ist das größte Fachwerkwohnhaus in Hessen. Um 1050 entstand ein Vorläufer davon. Georg v. Nordeck gen. Braun baute das Gebäude 1473 zum wehrhaften Burghaus mit Wassergraben aus. In seiner jetzigen Form besteht das Hofgut seit 1682.
Oberlahngau: Der Oberlahngau war einer der schon in germanischer Zeit bestehenden „Verwaltungsbezirke", deren begriffliche Ähnlichkeit mit dem Wort „Aue“ nicht von ungefähr kommt - bezeichneten sie doch Gebiete, in deren Zentren die Altsiedellandschaften entlang der Flüsse lagen. Noch heute sind sie als Wetterau, Rheingau oder Ringgau geografisch umrissen. Der Oberlahngau reichte vom Rande des Burgwaldes im Norden bis an die Ausläufer der Wetterau bei Grüningen und bis Weilburg im Westen. Sein Zentrum war die Amöneburg. Aus dem Oberlahngau ging die spätere Grafschaft Ruchesloh hervor.
Hoch- und Niedergerichtsbarkeit: Die „Gerichte“ des Hoch- und Spätmittelalters waren hervorgegangen aus der Zent (was so viel heißt wie der Hundertste Teil), der im Frühmittelalter die unterste VerwaItungseinheit der Grafschaften bildete. Die Zent Londorf umfasste ursprünglich auch Nordeck, Winnen und Allendorf, die mit dem Übergang der Burg Nordeck an die Landgrafen von Hessen zu einem eigenen Gerichtsbezirk zusammengefasst wurden. Oft waren diese identisch mit den Großpfarreien („Sedes“ = Sitz der Kirche). Schwere Verbrechen, die Leben, Freiheit oder Eigentum betrafen‚ wurden vor dem Hochgericht verhandelt. Die niedere Gerichtsbarkeit sprach Recht bei kleineren Vergehen und Streitigkeiten.
Ganerben: Über eine Ganerbschaft, also gemeinsamen Familienbesitz, konnten die Ganerben auch nur gemeinsam verfügen. Die Ganerbschaften waren im Mittelalter aus familienpolitischen Gründen weit verbreitet und dienten dazu, wichtigen Besitz wie zum Beispiel eine Burg ungeteilt zu erhalten.
Mühlenbann: Mühlenbann oder Mühlenzwang war das Recht eines Grundherren, eine Mühle zu betreiben. Alle Untertanen mussten ihr Getreide dort mahlen lassen, so dass die Einkünfte des Müllers gesichert waren.
Hofgut Odenhausen - Amtssitz des Adels
Über Jahrhunderte hatten die Herren von Nordeck die Geschicke des Lumdatals von der gleichnamigen Burg aus gelenkt, bis diese um 1250 in den Besitz der hessischen Landgrafen geriet und die kleinen „EdeIfreien“ gezwungen waren, sich ein neues Quartier zu suchen, das sie an Ufer der Lumda in Form einer offenbar recht wehrhaften Wasserburg errichteten. Auch wenn die Umstände des Besitzwechsels der Burg Nordeck unklar sind, ihre stolze Immobilie meistbietend verkauft haben die Nordecker sicher nicht, denn sie wohnten hier quasi zur Miete - als Verwalter der mächtigen Grafen von Merenberg‚ die rund 100 Jahre zuvor die Burg Gleiberg und damit die Rechte über den Oberlahngau geerbt hatten. Wie in weiten Teilen ihres Reiches fanden die Franken nach dem Ende der Völkerwanderung hier aber keine funktionierenden Verwaltungsstrukturen vor. Der moderne römische Staat hatte nördlich des Limes keine Spuren hinterlassen, und das traditionelle Stammeswesen der Germanen erschien nicht gerade als Garant eines florierenden Aufschwungs. So machte man aus den Gauen Grafschaften mit eigener Gerichtsbarkeit und führte das Lehnswesen ein, eine schon von den Römern praktizierte Form der Vetternwirtschaft. Heute als Feudalismus und Vasallentum eher negativ besetzt, war dieses noch recht einfache Staatsmodell zu seiner Zeit höchst effektiv, gestattete es doch dem König, seine Verantwortung für das Land auf Personen seines Vertrauens zu delegieren, die dafür mit Rechten und Privilegien ausgestattet wurden - und vor allem mit Land samt seiner Dörfer und Bauern. Diese standen in der Geschichte zwar weitaus seltener unter Leibeigenschaft als oft vermutet, dennoch waren sie abgabenpflichtig und mussten dem Grundherrn Frondienste leisten. Die vom König ernannten Grafen waren zunächst nur auf Lebzeiten berufen, ihre Amtswürde endete mit dem Tod. Ab dem 10. Jahrhundert wandelte sich der Charakter des Lehens mit zunehmenden Wohlstand und Repräsentationsdrang ihrer Träger jedoch rasch. Titel und Rechte gingen auf die Familien über, der Geburtsadel entstand, und so manches Lehen ging als Belohnung für treue Dienste in das endgültige Eigentum Grafen über. Folgen dieses Prozesses waren der allmähliche Machtverlust des Königs und die seit der frühen Neuzeit für Deutschland so prägende Kleinstaaterei. Auch unsere heutige föderale Verfassung mit 16 Bundesländern geht letztlich auf die mittelalterliche Grafschaftsverfassung zurück. Unsere Herren von Nordeck waren also sozusagen Lehensträger 2. Grades, sie unterstanden den Grafen von Merenberg und übten für diese die niedere Gerichtsbarkeit im Londorfer Grund aus. Die von Nordecks stammten wohl aus dem Ebsdorfer Grund und nannten sich dann nach ihrem Wohnsitz auf der Burg Nordeck. Ab etwa 1222 verzweigt sich die Familie derer zu Nordeck in mehrere Linien. Von Bedeutung sind hier die Herren von Lundorf (Londorf), die Herren von Nordeck genannt Braun und die Herren von Nordeck zur Rabenau. Die Familien waren recht eng verwandt und verwalteten den Gerichtsbezirk lange Zeit als Ganerben. 1237 aber verkauften die Merenberger Teile ihrer Grafschaft Ruchesloh an das Erzstift Mainz. Zu dieser gehörte auch das Londorfer Gericht, welches aber neben fünf weiteren im Besitz… [Es scheint ein Teil des Textes auf der Tafel zu fehlen] … Mit dem Londorfer Gerichtsbezirk von den Grafen zu Nassau-Saarbrücken, Erbnachfolger der Merenberger, belehnt. Um diese Zeit erhielt er von Landgraf Hermann Il. auch Lehensrecht und Mühlenbann für das benachbarte Nordeck. Die Nassauer betrieben in der Rabenau nie eine territoriale Politik, und so strebten Nordecker und Landgraf nach der völligen Landesherrschaft. Beide hatten ein gutes Verhältnis zueinander, die Nordecker riefen den Landgrafen bei Nachbarschaftsstreitigkeiten sogar um Hilfe an. Schließlich wurde die Abhängigkeit zum Landgrafen so stark, dass dieser sein Herrschaftsgebiet auch über das Gericht Londorf ausdehnen konnte. Die Linie von Nordeck gen. Braun residierte also auf dem heutigen Hofgut Odenhausen (damals noch zu Nassau gehörend), die von Londorf in der Freigasse nahe dem "Dom". Die Familie von Nordeck zur Rabenau erhielt mehrmals Burgsitzrechte für das hessische Nordeck. Als die Familie von Londorf um 1471 ausstarb, ging deren Erbe an die beiden anderen Linien. Die Reihen der Familie von Londorf zur Rabenau hatten Pest und andere Krankheiten gelichtet, so dass um 1473 nur noch der betagte und kinderlose Johann sowie neben einigen weiteren Geistlichen der Domherr zu Mainz und Köln, Winter v. Nordeck z. Rabenau, lebten. Letzterer wechselte mit päpstlicher Erlaubnis zurück in den weltlichen Stand und heiratete. Aus seiner reichen Nachkommenschaft bildeten sich später sechs so genannte Häuser. Die Linie der von Nordeck gen. Braun erlosch 1554. Die männliche Linie derer von Nordeck reicht bis 1944. Im Garten der Burg Nordeck steht ein Gedenkstein für den letzten Herrn von Nordeck zur Rabenau. Erkennungszeichen der Herren von Nordeck war von Alters her das Wappen mit den drei “SeebIättern". Es ist an den Eckbalken des Herrenhauses zu sehen. Das mächtige Gutshaus mit seinen vier Stockwerken ist das größte Fachwerkwohnhaus in Hessen. Um 1050 entstand ein Vorläufer davon. Georg v. Nordeck gen. Braun baute das Gebäude 1473 zum wehrhaften Burghaus mit Wassergraben aus. In seiner jetzigen Form besteht das Hofgut seit 1682.
Oberlahngau: Der Oberlahngau war einer der schon in germanischer Zeit bestehenden „Verwaltungsbezirke", deren begriffliche Ähnlichkeit mit dem Wort „Aue“ nicht von ungefähr kommt - bezeichneten sie doch Gebiete, in deren Zentren die Altsiedellandschaften entlang der Flüsse lagen. Noch heute sind sie als Wetterau, Rheingau oder Ringgau geografisch umrissen. Der Oberlahngau reichte vom Rande des Burgwaldes im Norden bis an die Ausläufer der Wetterau bei Grüningen und bis Weilburg im Westen. Sein Zentrum war die Amöneburg. Aus dem Oberlahngau ging die spätere Grafschaft Ruchesloh hervor.
Hoch- und Niedergerichtsbarkeit: Die „Gerichte“ des Hoch- und Spätmittelalters waren hervorgegangen aus der Zent (was so viel heißt wie der Hundertste Teil), der im Frühmittelalter die unterste VerwaItungseinheit der Grafschaften bildete. Die Zent Londorf umfasste ursprünglich auch Nordeck, Winnen und Allendorf, die mit dem Übergang der Burg Nordeck an die Landgrafen von Hessen zu einem eigenen Gerichtsbezirk zusammengefasst wurden. Oft waren diese identisch mit den Großpfarreien („Sedes“ = Sitz der Kirche). Schwere Verbrechen, die Leben, Freiheit oder Eigentum betrafen‚ wurden vor dem Hochgericht verhandelt. Die niedere Gerichtsbarkeit sprach Recht bei kleineren Vergehen und Streitigkeiten.
Ganerben: Über eine Ganerbschaft, also gemeinsamen Familienbesitz, konnten die Ganerben auch nur gemeinsam verfügen. Die Ganerbschaften waren im Mittelalter aus familienpolitischen Gründen weit verbreitet und dienten dazu, wichtigen Besitz wie zum Beispiel eine Burg ungeteilt zu erhalten.
Mühlenbann: Mühlenbann oder Mühlenzwang war das Recht eines Grundherren, eine Mühle zu betreiben. Alle Untertanen mussten ihr Getreide dort mahlen lassen, so dass die Einkünfte des Müllers gesichert waren.
Nun wird Londorf/Rabenau umfahren. Der Radweg führt nicht in den Ort, in dem die Kirche wirklich sehenswert ist. Dafür informiert ein Schild über die Burg Nordeck, die hinter Rabenau zu sehen ist.
Die Burg Nordeck - landgräflicher Vorposten im Lumdatal
Mit ihrem weithin sichtbaren runden Turm verkörpert die Burg Nordeck eine typische Höhenburg‚ wie sie in der Stauferzeit (1118-1250) vor allem in der Wetterau (Münzenberg), aber auch in MitteI- und Nordhessen vielerorts gebaut wurde. Anders als bei den Turmburgen der salischen Zeit (Arnsburg bei Lich) setzte sich nun mehr und mehr eine Funktionstrennung zwischen Verteidigung und Wohnen durch: Der Turm wurde zum Bergfried und das gestiegene Repräsentationsbedürfnis spiegelte sich im Palas wider - einem meist auf die Ringmauer aufgesetzten Wohngebäude, dessen Obergeschoss als durchgängiger Saal genutzt und von großzügigen Fensteröffnungen belichtet wurde. Die Burg Nordeck gilt als eine der besterhaltenen Burgen aus jener Zeit in Hessen. Erscheint die Lage der Burg Staufenberg auf exponiertem Fels hoch über der Lahn für jedermann als „gute Wahl“, so vermag der Standort Nordeck mitten im stillen Lumdatal für eine so große Burg auf den ersten Blick nicht recht zu überzeugen. Aber die Gleiberger Grafen, denen im 11. Jahrhundert die Ohm-Lahngrafschaft samt Lumdatal gehörte und die vermutlich die Burg Nordeck noch vor 1093 errichten ließen, wussten, was sie taten: Hier konnte man sowohl die auf der Höhe verlaufende Landstraße von Marburg nach Grünberg als auch die im Mittelalter wichtige Balzstraße zwischen (Bad) Nauheim und der Amöneburg vor Überfällen schützen. Als die Linie der Gleiberger erlosch, traten die Grafen von Merenberg das Erbe an und übergaben die Burg Nordeck als Lehen an eine edelfreie Familie, die um 1150 im Ebsdorfer Grund ansässig war. Diese machte die Burg zu ihrem neuen Wohnsitz und nannte sich ab da „von Nordeck“. Die recht häufigen Besitzerwechsel der Burg Nordeck und ihres Umlandes sind eng mit der Entwicklung Hessens verknüpft. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beherrschten die Landgrafen von Thüringen auch weite Teile Hessens. lm Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) wurde das Territorium aufgeteilt, die Landgrafschaft Hessen entstand. Dazu gehörten auch Nordeck, Winnen und Allendorf, die damals aus im Dunkel der Geschichte verborgenen Gründen vom Gericht Londorf abgetrennt wurden. Für das Londorfer Gericht war das ein herber Gebietsverlust. Londorf blieb im Besitz der Merenberger, und war auch weiterhin als Lehen in der Hand derer von Nordeck. Zwischenzeitlich verfügte ein jüngerer Bruderdes Landgrafen Heinrich II. über die Burg, da er auf seinen Regierungsanspruch verzichtete. Nach dessen Tod ging sie wieder an den Landgrafen, der sie an Hermann Schutzbar genannt Milchling zu Treis als Belohnung für die Unterstützung im „Sternerkrieg“ gab. Seitdem schien die Burg lange Zeit verpfändet gewesen zu sein, in den Aufzeichnungen tauchen neun Familien als Burgmannen auf. 1488 sollen sieben dieser Familien gleichzeitig die Burg Nordeck bewohnt haben. Ende des 15. Jahrhunderts löste der Landgraf alle Pfandrechte ab und nahm das Gericht Nordeck-Allendorf in eigene Verwaltung. Kurz zuvor muss auch das Gericht Londorf an die Landgrafschaft Hessen gefallen sein, denn die Familie von Nordeck, die von Gut Odenhausen aus auch den Londorfer Bezirk verwaltete, wurde von den Landgrafen immer abhängiger. Ein halbes Jahrhundert später bahnte sich dann eine verwaltungsmäßige Trennung von Nordeck und Allendorf an. Denn das für den Handelsverkehr günstiger, weil im Tal gelegene Allendorf war wirtschaftlich bald besser gestellt als Nordeck. lm Jahr 1526 wurden Nordeck und Winnen an die Herren Rau von Holzhausen zu Lehen gegeben. Eine politische Trennung zwischen Nordeck und Allendorf ergab sich 1567, als Landgraf Philipp der Großmütige Hessen unter seinen vier Söhnen aufteilte. Nordeck ging an Hessen-Kassel, Allendorf an Hessen-Darmstadt. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) standen sich beide als Gegner gegenüber und auch nach Kriegsende blieb die Teilung bestehen. Währenddessen blieb die Burg im Besitz der Familie Rau von Holzhausen; wer den Besitz 1831 übernahm, ist unbekannt. Eine Familie Molineus übergab die Burg 1897 an eine Freifrau von Nordeck zur Rabenau. Seit 1909 ist die Burg Eigentum des Grafen Schwerin zu FriedeIhausen‚ das Internat besteht seit 1926.
Sternerkrieg: Im „Ritterbund vom Sterne“ wehrten sich mächtige Adlige, darunter die Grafen von Ziegenhain, gegen die Expansionspolitik Hessens. Im Sternerkrieg zog der Ritterbund ab August 1372 gegen den Landgrafen, der Unterstützung u. a. von Adolf von Nordeck zur Rabenau erhielt.
Die Burg Nordeck - landgräflicher Vorposten im Lumdatal
Mit ihrem weithin sichtbaren runden Turm verkörpert die Burg Nordeck eine typische Höhenburg‚ wie sie in der Stauferzeit (1118-1250) vor allem in der Wetterau (Münzenberg), aber auch in MitteI- und Nordhessen vielerorts gebaut wurde. Anders als bei den Turmburgen der salischen Zeit (Arnsburg bei Lich) setzte sich nun mehr und mehr eine Funktionstrennung zwischen Verteidigung und Wohnen durch: Der Turm wurde zum Bergfried und das gestiegene Repräsentationsbedürfnis spiegelte sich im Palas wider - einem meist auf die Ringmauer aufgesetzten Wohngebäude, dessen Obergeschoss als durchgängiger Saal genutzt und von großzügigen Fensteröffnungen belichtet wurde. Die Burg Nordeck gilt als eine der besterhaltenen Burgen aus jener Zeit in Hessen. Erscheint die Lage der Burg Staufenberg auf exponiertem Fels hoch über der Lahn für jedermann als „gute Wahl“, so vermag der Standort Nordeck mitten im stillen Lumdatal für eine so große Burg auf den ersten Blick nicht recht zu überzeugen. Aber die Gleiberger Grafen, denen im 11. Jahrhundert die Ohm-Lahngrafschaft samt Lumdatal gehörte und die vermutlich die Burg Nordeck noch vor 1093 errichten ließen, wussten, was sie taten: Hier konnte man sowohl die auf der Höhe verlaufende Landstraße von Marburg nach Grünberg als auch die im Mittelalter wichtige Balzstraße zwischen (Bad) Nauheim und der Amöneburg vor Überfällen schützen. Als die Linie der Gleiberger erlosch, traten die Grafen von Merenberg das Erbe an und übergaben die Burg Nordeck als Lehen an eine edelfreie Familie, die um 1150 im Ebsdorfer Grund ansässig war. Diese machte die Burg zu ihrem neuen Wohnsitz und nannte sich ab da „von Nordeck“. Die recht häufigen Besitzerwechsel der Burg Nordeck und ihres Umlandes sind eng mit der Entwicklung Hessens verknüpft. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beherrschten die Landgrafen von Thüringen auch weite Teile Hessens. lm Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) wurde das Territorium aufgeteilt, die Landgrafschaft Hessen entstand. Dazu gehörten auch Nordeck, Winnen und Allendorf, die damals aus im Dunkel der Geschichte verborgenen Gründen vom Gericht Londorf abgetrennt wurden. Für das Londorfer Gericht war das ein herber Gebietsverlust. Londorf blieb im Besitz der Merenberger, und war auch weiterhin als Lehen in der Hand derer von Nordeck. Zwischenzeitlich verfügte ein jüngerer Bruderdes Landgrafen Heinrich II. über die Burg, da er auf seinen Regierungsanspruch verzichtete. Nach dessen Tod ging sie wieder an den Landgrafen, der sie an Hermann Schutzbar genannt Milchling zu Treis als Belohnung für die Unterstützung im „Sternerkrieg“ gab. Seitdem schien die Burg lange Zeit verpfändet gewesen zu sein, in den Aufzeichnungen tauchen neun Familien als Burgmannen auf. 1488 sollen sieben dieser Familien gleichzeitig die Burg Nordeck bewohnt haben. Ende des 15. Jahrhunderts löste der Landgraf alle Pfandrechte ab und nahm das Gericht Nordeck-Allendorf in eigene Verwaltung. Kurz zuvor muss auch das Gericht Londorf an die Landgrafschaft Hessen gefallen sein, denn die Familie von Nordeck, die von Gut Odenhausen aus auch den Londorfer Bezirk verwaltete, wurde von den Landgrafen immer abhängiger. Ein halbes Jahrhundert später bahnte sich dann eine verwaltungsmäßige Trennung von Nordeck und Allendorf an. Denn das für den Handelsverkehr günstiger, weil im Tal gelegene Allendorf war wirtschaftlich bald besser gestellt als Nordeck. lm Jahr 1526 wurden Nordeck und Winnen an die Herren Rau von Holzhausen zu Lehen gegeben. Eine politische Trennung zwischen Nordeck und Allendorf ergab sich 1567, als Landgraf Philipp der Großmütige Hessen unter seinen vier Söhnen aufteilte. Nordeck ging an Hessen-Kassel, Allendorf an Hessen-Darmstadt. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) standen sich beide als Gegner gegenüber und auch nach Kriegsende blieb die Teilung bestehen. Währenddessen blieb die Burg im Besitz der Familie Rau von Holzhausen; wer den Besitz 1831 übernahm, ist unbekannt. Eine Familie Molineus übergab die Burg 1897 an eine Freifrau von Nordeck zur Rabenau. Seit 1909 ist die Burg Eigentum des Grafen Schwerin zu FriedeIhausen‚ das Internat besteht seit 1926.
Sternerkrieg: Im „Ritterbund vom Sterne“ wehrten sich mächtige Adlige, darunter die Grafen von Ziegenhain, gegen die Expansionspolitik Hessens. Im Sternerkrieg zog der Ritterbund ab August 1372 gegen den Landgrafen, der Unterstützung u. a. von Adolf von Nordeck zur Rabenau erhielt.
Nun geht es durch Allendorf. Zwischen Allendorf und Treis informiert ein Schild über den Totenberg im Hintergrund.
Der Totenberg - Fränkischer Rasthof mit schöner Aussicht
lm Gegensatz zu den Basaltkegeln von Gleiberg, Schiffenberg und Amöneburg scheint die markante Kuppe des Totenbergs bei den Menschen früherer Zeiten nie größeres Interesse erweckt zu haben. Zwar sollen unter den Quarzit-Vorsprüngen an seinem Fuß schon Steinzeitjäger Quartier gemacht und Werkzeuge hergestellt haben, aber danach tauchte der Berg schon wieder in das Dunkel der Geschichte, bis viele Jahrtausende später die Kelten in unsere Region kamen. Anders als auf dem Dünsberg hinterließen sie auf dem Totenberg aber nur spärliche Reste ihrer Kultur — ein Zentrum der Macht war der Gipfel über der Lumda damals ebenso wenig wie im Hochmittelalter, als die große Zeit der Höhenburgen begann. Da aber waren die Standorte Staufenberg und Nordeck strategisch bedeutsamer, ließen sich von hier doch trefflich die Handelswege über die Hochfläche des „Lumda-Plateaus“ in das Amöneburger Becken überwachen.
Aber auch der Totenberg stand für eine kurze, uns heute fern und fremd anmutende Zeit im Zentrum des Interesses: im Frühmittelalter, genauer im 8. und im frühen 9. Jahrhundert nach Christi Geburt. Die Franken hatten in diesen Jahren das heutige Hessen in ihren Einflussbereich genommen, unterstützten die aus Irland über den Kanal gereisten Wandermönche bei ihrer Missionsarbeit im heidnischen Mittel- und Nordhessen und begannen, sich den Begehrlichkeiten der benachbarten Sachsen durch den einen oder anderen Kriegszug zu erwehren. In dieser Zeit entstanden in der Region zwischen Marburg und Gießen zahlreiche Befestigungsanlagen: allen voran die mächtige Kesterburg auf dem Christenberg, die Amöneburg und die „Höfe“ bei Dreihausen. Die Reste kleinerer Burgen finden sich bis heute auf dem Hangelstein und dem Schiffenberg, als „Gronauer Schloss“ hoch über dem Salzbödetal und eben auf dem Totenberg.
Eindrucksvolle Ruinen haben die Franken uns mit ihren Befestigungen freilich nicht hinterlassen. Saalbau (Palas) und Bergfried gab es damals noch nicht, und die Umfassungsmauern mit ihren zangenartig verstärkten Toren wurden in den folgenden Jahrhunderten gerne als Steinbruch genutzt. Dennoch lassen die als überwachsene Steinwälle noch gut erkennbaren Mauerzüge manches erahnen von den Mühen, mit denen sie mit einfachen Mitteln hoch oben auf den Bergrücken errichtet wurden - und von der Bedeutung, die dem damals noch dünn besiedelten Gebiet zwischen Gießen und Marburg zukam.
Und doch: Anders als das „Gronauer Schloss“, das unmittelbar an der alten, von Krofdorf-Gleiberg kommenden Weinstraße liegt, erscheint einem die Anlage auf dem Totenberg etwas verloren. Weit und breit keine Straße - ja nicht einmal ein befestigter Fahrweg lässt eine Beziehung zu den wichtigen Straßen des Frühmittelalters erkennen. Einen Hinweis gibt uns allein die alte Grenze zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, die 1 km nördlich des Totenbergs der- Wasserscheide zwischen Lumda und Ohm folgt und den Verlauf eines heute nicht mehr erkennbaren Höhenwegs markiert, der in der „Hohen Mark“ auf die von Staufenberg kommende spätere Hachborner Straße stieß. Komplettiert wurde diese frühmittelalterliche Straßenkreuzung schließlich von einem dritten, von Süden über Treis ziehenden Höhenweg, der unmittelbar westlich am Totenberg vorbeizog, bei Friedelhausen die Lahn überquerte und auf die Weinstraße traf. Der Totenberg lag also mittendrin im Geschehen.
Auch wenn auf dem Totenberg bislang keine systematischen archäologischen Untersuchungen vorgenommen wurden und deshalb auch keine Befunde zu einer frühgeschichtlichen Bebauung vorliegen, so zeigen sich doch auffallende Parallelen zu den „Höfen“ bei Dreihausen. Beide Anlagen sind ungefähr gleich groß (Totenberg: 1,8 ha, „Höfe“: 2,1 ha) und erstrecken sich unter Einbeziehung der Kuppe in östlicher Richtung hangabwärts. Von den „Höfen“ mit ihren ergrabenen Resten eines Steinhauses und der Rundkirche wissen wir, dass der Kuppenbereich der herrschaftlichen Oberburg vorbehalten war. Ob diese auch auf dem Totenberg von den tiefer gelegenen Unterburg mit ihren Wirtschaftsbauten durch eine „Zwischenwand“ getrennt war, ist ebenso unklar wie die Lage der Tore. Beim „Gronauer Schloss“, den „Höfen“ und auf dem Christenberg finden sie sich, was logisch erscheint, im unteren Bereich der Anlage, die an den weniger steilen Talflanken zusätzlich durch einen vorgelagerten Graben geschützt wurde. Da die Hänge des Totenbergs ungleich steiler sind, konnte man darauf verzichten. Wer die Burg angreifen wollte, geriet auch ohne Graben schnell außer Atem.
Kelten: Spätestens seit den bedeutenden Funden am Glauberg am Rande der Wetterau sind die Kelten aus den Tourismusbroschüren hessischer Städte und Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Das war lange Zeit anders, denn das Volk, das seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Oberrheingebiet kommend, bis in den mittelhessischen Raum vorgestoßen war, hinterließ uns nur wenige Zeugnisse seiner Kultur. Besser erhalten sind ihre stadtähnlichen Befestigungsanlagen im Taunus, auf dem Dünsberg oder dem Glauberg, die sogenannte Oppida.
Wandermönche: Man muss sie sich nicht unbedingt mit geschultertem Rucksack und einem fröhlichen Lied auf den Lippen vorstellen, aber gut zu Fuß werden sie schon gewesen sein, die Mönche, die im 8. Jahrhundert aus den irischen Klöstern ausgezogen und über den Kanal gesegelt waren, um die heidnischen Germanen eines besseren Gottes zu belehren. Ihr berühmtester war der später zum Heiligen aufgestiegene Bonifatius, der 722 n. Chr. das Kloster auf der Amöneburg gründete und wenig später das Bistum Fulda aus der Taufe hob.
Der Totenberg - Fränkischer Rasthof mit schöner Aussicht
lm Gegensatz zu den Basaltkegeln von Gleiberg, Schiffenberg und Amöneburg scheint die markante Kuppe des Totenbergs bei den Menschen früherer Zeiten nie größeres Interesse erweckt zu haben. Zwar sollen unter den Quarzit-Vorsprüngen an seinem Fuß schon Steinzeitjäger Quartier gemacht und Werkzeuge hergestellt haben, aber danach tauchte der Berg schon wieder in das Dunkel der Geschichte, bis viele Jahrtausende später die Kelten in unsere Region kamen. Anders als auf dem Dünsberg hinterließen sie auf dem Totenberg aber nur spärliche Reste ihrer Kultur — ein Zentrum der Macht war der Gipfel über der Lumda damals ebenso wenig wie im Hochmittelalter, als die große Zeit der Höhenburgen begann. Da aber waren die Standorte Staufenberg und Nordeck strategisch bedeutsamer, ließen sich von hier doch trefflich die Handelswege über die Hochfläche des „Lumda-Plateaus“ in das Amöneburger Becken überwachen.
Aber auch der Totenberg stand für eine kurze, uns heute fern und fremd anmutende Zeit im Zentrum des Interesses: im Frühmittelalter, genauer im 8. und im frühen 9. Jahrhundert nach Christi Geburt. Die Franken hatten in diesen Jahren das heutige Hessen in ihren Einflussbereich genommen, unterstützten die aus Irland über den Kanal gereisten Wandermönche bei ihrer Missionsarbeit im heidnischen Mittel- und Nordhessen und begannen, sich den Begehrlichkeiten der benachbarten Sachsen durch den einen oder anderen Kriegszug zu erwehren. In dieser Zeit entstanden in der Region zwischen Marburg und Gießen zahlreiche Befestigungsanlagen: allen voran die mächtige Kesterburg auf dem Christenberg, die Amöneburg und die „Höfe“ bei Dreihausen. Die Reste kleinerer Burgen finden sich bis heute auf dem Hangelstein und dem Schiffenberg, als „Gronauer Schloss“ hoch über dem Salzbödetal und eben auf dem Totenberg.
Eindrucksvolle Ruinen haben die Franken uns mit ihren Befestigungen freilich nicht hinterlassen. Saalbau (Palas) und Bergfried gab es damals noch nicht, und die Umfassungsmauern mit ihren zangenartig verstärkten Toren wurden in den folgenden Jahrhunderten gerne als Steinbruch genutzt. Dennoch lassen die als überwachsene Steinwälle noch gut erkennbaren Mauerzüge manches erahnen von den Mühen, mit denen sie mit einfachen Mitteln hoch oben auf den Bergrücken errichtet wurden - und von der Bedeutung, die dem damals noch dünn besiedelten Gebiet zwischen Gießen und Marburg zukam.
Und doch: Anders als das „Gronauer Schloss“, das unmittelbar an der alten, von Krofdorf-Gleiberg kommenden Weinstraße liegt, erscheint einem die Anlage auf dem Totenberg etwas verloren. Weit und breit keine Straße - ja nicht einmal ein befestigter Fahrweg lässt eine Beziehung zu den wichtigen Straßen des Frühmittelalters erkennen. Einen Hinweis gibt uns allein die alte Grenze zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, die 1 km nördlich des Totenbergs der- Wasserscheide zwischen Lumda und Ohm folgt und den Verlauf eines heute nicht mehr erkennbaren Höhenwegs markiert, der in der „Hohen Mark“ auf die von Staufenberg kommende spätere Hachborner Straße stieß. Komplettiert wurde diese frühmittelalterliche Straßenkreuzung schließlich von einem dritten, von Süden über Treis ziehenden Höhenweg, der unmittelbar westlich am Totenberg vorbeizog, bei Friedelhausen die Lahn überquerte und auf die Weinstraße traf. Der Totenberg lag also mittendrin im Geschehen.
Auch wenn auf dem Totenberg bislang keine systematischen archäologischen Untersuchungen vorgenommen wurden und deshalb auch keine Befunde zu einer frühgeschichtlichen Bebauung vorliegen, so zeigen sich doch auffallende Parallelen zu den „Höfen“ bei Dreihausen. Beide Anlagen sind ungefähr gleich groß (Totenberg: 1,8 ha, „Höfe“: 2,1 ha) und erstrecken sich unter Einbeziehung der Kuppe in östlicher Richtung hangabwärts. Von den „Höfen“ mit ihren ergrabenen Resten eines Steinhauses und der Rundkirche wissen wir, dass der Kuppenbereich der herrschaftlichen Oberburg vorbehalten war. Ob diese auch auf dem Totenberg von den tiefer gelegenen Unterburg mit ihren Wirtschaftsbauten durch eine „Zwischenwand“ getrennt war, ist ebenso unklar wie die Lage der Tore. Beim „Gronauer Schloss“, den „Höfen“ und auf dem Christenberg finden sie sich, was logisch erscheint, im unteren Bereich der Anlage, die an den weniger steilen Talflanken zusätzlich durch einen vorgelagerten Graben geschützt wurde. Da die Hänge des Totenbergs ungleich steiler sind, konnte man darauf verzichten. Wer die Burg angreifen wollte, geriet auch ohne Graben schnell außer Atem.
Kelten: Spätestens seit den bedeutenden Funden am Glauberg am Rande der Wetterau sind die Kelten aus den Tourismusbroschüren hessischer Städte und Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Das war lange Zeit anders, denn das Volk, das seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Oberrheingebiet kommend, bis in den mittelhessischen Raum vorgestoßen war, hinterließ uns nur wenige Zeugnisse seiner Kultur. Besser erhalten sind ihre stadtähnlichen Befestigungsanlagen im Taunus, auf dem Dünsberg oder dem Glauberg, die sogenannte Oppida.
Wandermönche: Man muss sie sich nicht unbedingt mit geschultertem Rucksack und einem fröhlichen Lied auf den Lippen vorstellen, aber gut zu Fuß werden sie schon gewesen sein, die Mönche, die im 8. Jahrhundert aus den irischen Klöstern ausgezogen und über den Kanal gesegelt waren, um die heidnischen Germanen eines besseren Gottes zu belehren. Ihr berühmtester war der später zum Heiligen aufgestiegene Bonifatius, der 722 n. Chr. das Kloster auf der Amöneburg gründete und wenig später das Bistum Fulda aus der Taufe hob.
In Treis informieren gleich zwei Schilder über Burg und Kirche:
Die ehemalige Wasserburg in Treis - Feucht, aber sicher
Als Ellhaus (Edelhaus) bekannt, liegt die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende, von einem markantem Zinnenkranz gekrönte Burg heute etwas versteckt in der Lumdaniederung und lässt auf den ersten Blick kaum erkennen, dass sie eine der wenigen noch erhaltenen Niederungsburgen in unserer Region ist. Erst jenseits der Lumda stößt man auf aite Mauerzüge mit einem im 19. Jahrhundert zur Laube umgebauten Schießerker im Südwesten. Zusammen mit dem um 1500 erbauten Rundturm an der Südostecke ist sie Teil der Befestigung der einstigen Oberburg (um 1550), an deren Stelle heute das 1801/1802 errichtete Amtshaus steht. Sieht man von dem im Jahr 1679 im Süden an den mittelaIterlichen Wohnturm angebauten „Neuen Stock“ ab, ist das Ellhaus somit deutlich älter, als die nicht mehr erhaltene Oberburg, die eindeutig oberhalb der Lumdaniederung stand und damit eine Tendenz zeigt, die uns auch bei der ehemaligen Burg in Londorf begegnet: Während der mittelalterliche Bau im Schutz des Flusses angelegt wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Wassergraben umgeben war, zog es spätere Generationen auf höher gelegene Standorte. Was die Familie Schutzbar gen. Milchling in Treis dazu bewog, die sichere Lage im Talgrund aufzugeben oder doch zumindest zu schwächen, ahnen wir nicht. Aber eine generelle Tendenz zur Aufgabe der Niederungsburgen ist bereits für das 11. und 12. Jahrhundert belegt, was vor allem dem gestiegenen Repräsentationsbedürfnis des örtlichen Adels geschuldet war, der es nun mehr und mehr vorzog, sich auf den umliegenden Hügeln außerhalb der Ortschaften eine neue Heimstatt zu suchen. Während die Wasserburgen in Westfalen und am Niederrhein - sicher auch in Ermangelung geeigneter Berge - gerade zur Hochform aufliefen und sich zu Prachtbauten entwickelten, wie die Burg Hülshoff bei Münster, gerieten ihre Pendants in Hessen mehr und mehr in Vergessenheit. Oder sie wurden unter Aufgabe des Wassergrabens zu Schlössern umgebaut, wie in Lich oder Großen-Buseck - letzteres in seinen ältesten Teilen übrigens auch ein Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert, der von unserer offenbar recht baufreudigen Familie Schutzbar gen. Milchling im 16. Jahrhundert.
Weniger Glück hatten indes Niederungsburgen wie die in Nieder-Ohmen (Gemeinde Mücke), deren Reste aus dem 11. Jahrhundert erst im Jahr 1986 wiederentdeckt wurden, in Londorf, dessen Burg schon vor 175 Jahren weitgehend verschwunden war, oder in Gießen, wo das als Wasserburg erbaute Alte Schloss nach schweren Kriegsschäden im Jahr 1976 komplett abgetragen und neu errichtet wurde. Wie klein viele dieser Burgen einst waren, lässt sich an der Röder Burg im Wald südöstlich von Roßberg (Gemeinde Ebsdorfergrund) ablesen, von der zwar nur noch die Wälle und der Wassergraben erhalten sind; die aber erahnen, wie beengt der kleine Landadel im Hochmittelalter lebte. Das Plateau, auf dem die eigentliche Burg stand, hat einen Durchmesser von gerade einmal 19-20 m - nicht viel, wenn man bedenkt, dass hier deutlich mehr Menschen gelebt haben dürften als in einem modernen Einfamilienhaus. Bleibt noch ein besonderer Bautyp der Niederungsburg zu erwähnen: die Motte. Ebenfalls in salischer Zeit, also im 11. und frühen 12. Jahrhundert anzusiedeln, bestand ihre Besonderheit darin, dass man sich nicht allein auf den Wassergraben als Schutz vor Angriffen verließ, sondern das Untergeschoss des Turmes komplett mit Erde abdeckte. Der Begriff „Einmotten“ stammt also gar nicht aus der Mottenkiste, sondern aus der Architekturgeschichte. Durch die dicke Erdschicht war das Unterteil des Turmes gut geschützt, und die steilen Böschungen des künstlichen Hügels sorgten dafür, dass der frei über der Motte stehende obere Teil der Burg nur noch schwer bezwingbar war. Fast in Vergessenheit geraten, steht eine solche Motte bis heute inmitten von Trohe. Grabungen vor der Bebauung des Umfeldes ergaben im Jahr 2004, dass auch sie einst von einem Wassergraben umgebenen war. Der im 18. Jahrhundert von einem klassizistischen Gewände eingefasste Kellerzugang führt in ein altes Gewölbe, das bislang nicht näher untersucht worden ist, durchaus aber noch aus der Erbauungszeit der Burg stammen könnte.
Ein Schild informiert über die Kirche:
Die Kirche in Treis - Wie der Chorturm aus der Mode kam.
Auch wenn die Lage der Kirche auf exponiertem Fels über der Lumda kaum annehmen lässt, dass die Vorzüge dieses Standortes von standesbewussten Bauherren nicht schon früher bemerkt worden wären, begann man mit der Errichtung der Kirche in ihrer heutigen Form erst Anfang des 13. Jahrhunderts. Da sich die Moden auch damals schon wandelten, wurde jetzt aufwendiger gebaut - keine dem Himmel zustrebenden Kathedralen mit vom Maßwerk überwucherten Glasfassaden, wie sie in dieser Zeit in den französischen Städten aufkamen. Aber ein wenig schicker sollte es schon sein, weshalb man sich vor allem bei der Konstruktion des Chores mehr Mühe machte als in der nüchternen Romanik. ln der Mutter aller Kirchen, der römischen Basilika, war der Chor noch eine Apsis gewesen, eine halbrunde Ausbuchtung auf der Schmalseite des lang gestreckten Mittelschiffs, die ursprünglich nicht dem Altar, sondern dem Thron des Herrschers angemessene Würde verleihen sollte. Denn die Basilika war im alten Rom ein ganz profaner Versammlungsraum. Auf beiden Seiten flankiert wurde das Mittelschiff von deutlich schmaleren und niedrigeren Seitenschiffen - weniger eine architektonische Geschmacksache, als vielmehr statische Notwendigkeit, denn Raum überspannende Gewölbe gab es noch nicht. Später von der Kirche als Baumuster übernommen, wurden die Seitenschiffe allmählich höher, die trennenden Pfeiler zum Mittelschiff immer schmaler und schmuckreicher. Und statt hölzerne Flachdecken einzuziehen, begann man, steinerne Gewölbe zu errichten. Auf dem Land fielen diese Entwicklungen deutlich schlichter aus, aber erkennbar sind sie auch hier. Hatte man bei den ersten romanischen Kirchen vielfach noch ganz auf Turm und Chor verzichtet (wie in Mainzlar oder Burkhardsfelden), begann man bald, beide miteinander zu kombinieren: Der Chorturm war erfunden, der selbstverständlich an die Ostseite der Kirche gehörte, wo die Sonne aufging. Beispiele sind Fronhausen, Allendorf (Lumda), Odenhausen (Rabenau), Rödgen, Geilshausen - und Reiskirchen. Nur ganz wenige Kirchen, wie die in Odenhausen an der Lahn, bekamen in dieser Zeit schon einen eigenen, mehr oder weniger polygonalen (mehreckigen) Chor. Nach Westen wanderte der Turm bei unseren Dorfkirchen erst, als die Vorboten der Gotik Mitte des 13. Jahrhunderts mehr Licht und höhere Fenster erzwangen. Das vertrug sich nicht mit der Last eines Turmes - und auch nicht mit dessen Optik. Die Kirche in Treis bildet ein schönes Beispiel für den Übergang: Hier entschied man sich, den Turm neben den noch schlichten Chor an die Südseite des Gotteshauses zu setzen. Stangenrod (1220), Londorf und Alten-Buseck (Ende 13. Jh.) folgten mit konsequentem Westturm, verzichteten aber noch auf den hochgotischen Chor, der dann in Kirchberg um 1500 den vorläufigen Abschluss dieser viele Jahrhunderte währenden Entwicklung des Kirchenbaus markierte und in Großen-Buseck einfach nachträglich angebaut wurde.
Die ehemalige Wasserburg in Treis - Feucht, aber sicher
Als Ellhaus (Edelhaus) bekannt, liegt die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende, von einem markantem Zinnenkranz gekrönte Burg heute etwas versteckt in der Lumdaniederung und lässt auf den ersten Blick kaum erkennen, dass sie eine der wenigen noch erhaltenen Niederungsburgen in unserer Region ist. Erst jenseits der Lumda stößt man auf aite Mauerzüge mit einem im 19. Jahrhundert zur Laube umgebauten Schießerker im Südwesten. Zusammen mit dem um 1500 erbauten Rundturm an der Südostecke ist sie Teil der Befestigung der einstigen Oberburg (um 1550), an deren Stelle heute das 1801/1802 errichtete Amtshaus steht. Sieht man von dem im Jahr 1679 im Süden an den mittelaIterlichen Wohnturm angebauten „Neuen Stock“ ab, ist das Ellhaus somit deutlich älter, als die nicht mehr erhaltene Oberburg, die eindeutig oberhalb der Lumdaniederung stand und damit eine Tendenz zeigt, die uns auch bei der ehemaligen Burg in Londorf begegnet: Während der mittelalterliche Bau im Schutz des Flusses angelegt wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Wassergraben umgeben war, zog es spätere Generationen auf höher gelegene Standorte. Was die Familie Schutzbar gen. Milchling in Treis dazu bewog, die sichere Lage im Talgrund aufzugeben oder doch zumindest zu schwächen, ahnen wir nicht. Aber eine generelle Tendenz zur Aufgabe der Niederungsburgen ist bereits für das 11. und 12. Jahrhundert belegt, was vor allem dem gestiegenen Repräsentationsbedürfnis des örtlichen Adels geschuldet war, der es nun mehr und mehr vorzog, sich auf den umliegenden Hügeln außerhalb der Ortschaften eine neue Heimstatt zu suchen. Während die Wasserburgen in Westfalen und am Niederrhein - sicher auch in Ermangelung geeigneter Berge - gerade zur Hochform aufliefen und sich zu Prachtbauten entwickelten, wie die Burg Hülshoff bei Münster, gerieten ihre Pendants in Hessen mehr und mehr in Vergessenheit. Oder sie wurden unter Aufgabe des Wassergrabens zu Schlössern umgebaut, wie in Lich oder Großen-Buseck - letzteres in seinen ältesten Teilen übrigens auch ein Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert, der von unserer offenbar recht baufreudigen Familie Schutzbar gen. Milchling im 16. Jahrhundert.
Weniger Glück hatten indes Niederungsburgen wie die in Nieder-Ohmen (Gemeinde Mücke), deren Reste aus dem 11. Jahrhundert erst im Jahr 1986 wiederentdeckt wurden, in Londorf, dessen Burg schon vor 175 Jahren weitgehend verschwunden war, oder in Gießen, wo das als Wasserburg erbaute Alte Schloss nach schweren Kriegsschäden im Jahr 1976 komplett abgetragen und neu errichtet wurde. Wie klein viele dieser Burgen einst waren, lässt sich an der Röder Burg im Wald südöstlich von Roßberg (Gemeinde Ebsdorfergrund) ablesen, von der zwar nur noch die Wälle und der Wassergraben erhalten sind; die aber erahnen, wie beengt der kleine Landadel im Hochmittelalter lebte. Das Plateau, auf dem die eigentliche Burg stand, hat einen Durchmesser von gerade einmal 19-20 m - nicht viel, wenn man bedenkt, dass hier deutlich mehr Menschen gelebt haben dürften als in einem modernen Einfamilienhaus. Bleibt noch ein besonderer Bautyp der Niederungsburg zu erwähnen: die Motte. Ebenfalls in salischer Zeit, also im 11. und frühen 12. Jahrhundert anzusiedeln, bestand ihre Besonderheit darin, dass man sich nicht allein auf den Wassergraben als Schutz vor Angriffen verließ, sondern das Untergeschoss des Turmes komplett mit Erde abdeckte. Der Begriff „Einmotten“ stammt also gar nicht aus der Mottenkiste, sondern aus der Architekturgeschichte. Durch die dicke Erdschicht war das Unterteil des Turmes gut geschützt, und die steilen Böschungen des künstlichen Hügels sorgten dafür, dass der frei über der Motte stehende obere Teil der Burg nur noch schwer bezwingbar war. Fast in Vergessenheit geraten, steht eine solche Motte bis heute inmitten von Trohe. Grabungen vor der Bebauung des Umfeldes ergaben im Jahr 2004, dass auch sie einst von einem Wassergraben umgebenen war. Der im 18. Jahrhundert von einem klassizistischen Gewände eingefasste Kellerzugang führt in ein altes Gewölbe, das bislang nicht näher untersucht worden ist, durchaus aber noch aus der Erbauungszeit der Burg stammen könnte.
Ein Schild informiert über die Kirche:
Die Kirche in Treis - Wie der Chorturm aus der Mode kam.
Auch wenn die Lage der Kirche auf exponiertem Fels über der Lumda kaum annehmen lässt, dass die Vorzüge dieses Standortes von standesbewussten Bauherren nicht schon früher bemerkt worden wären, begann man mit der Errichtung der Kirche in ihrer heutigen Form erst Anfang des 13. Jahrhunderts. Da sich die Moden auch damals schon wandelten, wurde jetzt aufwendiger gebaut - keine dem Himmel zustrebenden Kathedralen mit vom Maßwerk überwucherten Glasfassaden, wie sie in dieser Zeit in den französischen Städten aufkamen. Aber ein wenig schicker sollte es schon sein, weshalb man sich vor allem bei der Konstruktion des Chores mehr Mühe machte als in der nüchternen Romanik. ln der Mutter aller Kirchen, der römischen Basilika, war der Chor noch eine Apsis gewesen, eine halbrunde Ausbuchtung auf der Schmalseite des lang gestreckten Mittelschiffs, die ursprünglich nicht dem Altar, sondern dem Thron des Herrschers angemessene Würde verleihen sollte. Denn die Basilika war im alten Rom ein ganz profaner Versammlungsraum. Auf beiden Seiten flankiert wurde das Mittelschiff von deutlich schmaleren und niedrigeren Seitenschiffen - weniger eine architektonische Geschmacksache, als vielmehr statische Notwendigkeit, denn Raum überspannende Gewölbe gab es noch nicht. Später von der Kirche als Baumuster übernommen, wurden die Seitenschiffe allmählich höher, die trennenden Pfeiler zum Mittelschiff immer schmaler und schmuckreicher. Und statt hölzerne Flachdecken einzuziehen, begann man, steinerne Gewölbe zu errichten. Auf dem Land fielen diese Entwicklungen deutlich schlichter aus, aber erkennbar sind sie auch hier. Hatte man bei den ersten romanischen Kirchen vielfach noch ganz auf Turm und Chor verzichtet (wie in Mainzlar oder Burkhardsfelden), begann man bald, beide miteinander zu kombinieren: Der Chorturm war erfunden, der selbstverständlich an die Ostseite der Kirche gehörte, wo die Sonne aufging. Beispiele sind Fronhausen, Allendorf (Lumda), Odenhausen (Rabenau), Rödgen, Geilshausen - und Reiskirchen. Nur ganz wenige Kirchen, wie die in Odenhausen an der Lahn, bekamen in dieser Zeit schon einen eigenen, mehr oder weniger polygonalen (mehreckigen) Chor. Nach Westen wanderte der Turm bei unseren Dorfkirchen erst, als die Vorboten der Gotik Mitte des 13. Jahrhunderts mehr Licht und höhere Fenster erzwangen. Das vertrug sich nicht mit der Last eines Turmes - und auch nicht mit dessen Optik. Die Kirche in Treis bildet ein schönes Beispiel für den Übergang: Hier entschied man sich, den Turm neben den noch schlichten Chor an die Südseite des Gotteshauses zu setzen. Stangenrod (1220), Londorf und Alten-Buseck (Ende 13. Jh.) folgten mit konsequentem Westturm, verzichteten aber noch auf den hochgotischen Chor, der dann in Kirchberg um 1500 den vorläufigen Abschluss dieser viele Jahrhunderte währenden Entwicklung des Kirchenbaus markierte und in Großen-Buseck einfach nachträglich angebaut wurde.
In Mainzlar gibt es noch Informationen zum lokalen Bahnhof:
Der Bahnhof Mainzlar - Ein kostengünstiges Modell
Betrachtet man die Empfangsgebäude der Bahnhöfe bzw. Haltestellen entlang der Lumdatalbahn, so fällt etwas auf: Mit einigen Ausnahmen beruhen die Empfangshallen auf einem einheitlichen Muster. Wie aber kam es zum Bau sogenannter Einheitsbahnhöfe? Mit dem Beginn des Eisenbahnbaus waren Bahnhöfe als Abstellplätze für die Schienenfahrzeuge, zur Zugbildung und natürlich zum Ein- und Aussteigen der Fahrgäste und Be- und Entladen von Gütern notwendig. Zunächst empfand man die Empfangsgebäude denen der Poststationen nach, die ebenfalls über Warteräume und Fahrkartenschalter verfügten. Zur besseren Erreichbarkeit der Züge kamen dann Bahnsteige, auch mit Überdachung, hinzu. Endbahnhöfe wurden mit Bahnhofshallen umbaut. In der Anfangszeit des Bahnhofsbaus standen technische Notwendigkeiten im Vordergrund, und die Gebäude waren entsprechend klein und spärlich dimensioniert. Die Eisenbahn avancierte zum Symbol für Fortschritt und hatte großen wirtschaftlichen Erfolg. Die Empfangsgebäude als repräsentativer und öffentlichkeitswirksamer Ort für die Selbstdarstellung der Eisenbahngesellschaften wurden ab 1850 immer prunkvoller. Dies betraf vor allem Orte mit hohem Verkehrsaufkommen. Zum Teil wurden die Gebäude sogar mit Sonderausstattungen wie eigenen Wartebereichen für „Höchste und Allerhöchste Herrschaften“ ergänzt. Der Trend zum Repräsentativen setzte sich auch für „Provinzbahnhöfe“ durch. Nach der Wirtschaftskrise 1873 fielen jedoch viele private Bahngesellschaften an die staatlichen Länderbahnen. Gleichzeitig gab es Forderungen, weitere Gebiete per Bahn zu erschließen. Für den Staat war der Bau weiterer Strecken bereits um 1880 ein finanzieller Kraftakt. Man übertrug die Grunderwerbskosten auf die Anliegergemeinden einer neuen Bahnstrecke und begann, uniforme Empfangshallen zu bauen, um die Kosten weiter zu senken. Zuständig war hier die Hessische Staatsbahn. lm Lumdatal findet man an den Bahnhöfen Odenhausen, Kesselbach, Londorf, Allendorf, Treis‚ Lumda und hier in Mainzlar Empfangsgebäude des gleichen Typs. Sie wurden von der Bevölkerung auch als “Villen der Rabenau” bezeichnet. Die meisten befinden sich heute in Privatbesitz, bei einigen musste der seitliche Güterschuppen größeren Anbauten weichen. Lediglich die Anschlussbahnhöfe Grünberg und Lollar sowie die heute nicht mehr bestehenden Gebäude der Haltepunkte Daubringen und Beltershain wichen von dem einheitlichen Muster ab. Empfangsgebäude ähnlich denen im Lumdatal befinden sich zum Beispiel an der Aar-Salzböde-Bahn in Hartenrod, Eisemroth und Bischoffen.
Einheitsbahnhöfe: Die Einheitsbahnhöfe waren normierte Empfangsgebäude, um beim Bau neuer Bahnstrecken auch bei den Gebäuden die Kosten zu senken. Die Nutzung solcher Einheitsbahnhöfe ist aus dem Großherzogtum Hessen und auch dem Königreich Württemberg bekannt. Dort wurden zwischen 1892 und 1903 von den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen drei Typen entwickelt und errichtet. Alle gemeinsam hatten einen Mittelbau, in dem sich ein Warte- und ein Dienstraum sowie die Fahrkartenausgabe befand, einen auf einer Seite angebauten Güterschuppen und eine auf der gegenüberliegenden Seite angebaute, offene Wartehalle. Je nach Erfordernissen war das Gebäude einstöckig („Dienstgebäude ohne Wohnung“ Typ l), oder zwei- bis dreistöckig. Die größeren Gebäude enthielten dann auch Wohnungen für den Bahnhofsvorstand (Typ ll) bzw. den Stationsleiter und einen verheirateten Wärter (Typ lll). Übrigens haben die württembergischen Bahnhöfe auch Einzug in den Eisenbahn-Modellbau gehalten.
[Im Originaltext erfreut ein „Großherztogum“.]
Hessische Staatsbahn: In vielen Bahnhofsgebäuden aus der Zeit der preußisch-hessischen Eisenbahn sind noch heute sichtbare Merkmale der Bauherren zu erkennen: Die schmiedeeisernen Initialen “HS” im Giebel stehen für Hessische Staatsbahn.
Bahnhof oder Haltepunkt?: Nach der Definition der “Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung” muss ein Bahnhof über mindestens eine Weiche verfügen, ansonsten handelt es sich nur um einen “Haltepunkt auf freier Strecke“. Je nach Gleisführung nennt man die Bahnhöfe beispielsweise Kopfbahnhöfe (z. B. Frankfurt/M), Durchfahrtsbahnhöfe (Wetzlar), Keilbahnhöfe (Gießen - Gleise kommen aus verschiedenen Richtungen und bilden eine Keilform) oder lnselbahnhöfe (Lollar - das Empfangsgebäude liegt zwischen den Gleisen).
Der Bahnhof Mainzlar - Ein kostengünstiges Modell
Betrachtet man die Empfangsgebäude der Bahnhöfe bzw. Haltestellen entlang der Lumdatalbahn, so fällt etwas auf: Mit einigen Ausnahmen beruhen die Empfangshallen auf einem einheitlichen Muster. Wie aber kam es zum Bau sogenannter Einheitsbahnhöfe? Mit dem Beginn des Eisenbahnbaus waren Bahnhöfe als Abstellplätze für die Schienenfahrzeuge, zur Zugbildung und natürlich zum Ein- und Aussteigen der Fahrgäste und Be- und Entladen von Gütern notwendig. Zunächst empfand man die Empfangsgebäude denen der Poststationen nach, die ebenfalls über Warteräume und Fahrkartenschalter verfügten. Zur besseren Erreichbarkeit der Züge kamen dann Bahnsteige, auch mit Überdachung, hinzu. Endbahnhöfe wurden mit Bahnhofshallen umbaut. In der Anfangszeit des Bahnhofsbaus standen technische Notwendigkeiten im Vordergrund, und die Gebäude waren entsprechend klein und spärlich dimensioniert. Die Eisenbahn avancierte zum Symbol für Fortschritt und hatte großen wirtschaftlichen Erfolg. Die Empfangsgebäude als repräsentativer und öffentlichkeitswirksamer Ort für die Selbstdarstellung der Eisenbahngesellschaften wurden ab 1850 immer prunkvoller. Dies betraf vor allem Orte mit hohem Verkehrsaufkommen. Zum Teil wurden die Gebäude sogar mit Sonderausstattungen wie eigenen Wartebereichen für „Höchste und Allerhöchste Herrschaften“ ergänzt. Der Trend zum Repräsentativen setzte sich auch für „Provinzbahnhöfe“ durch. Nach der Wirtschaftskrise 1873 fielen jedoch viele private Bahngesellschaften an die staatlichen Länderbahnen. Gleichzeitig gab es Forderungen, weitere Gebiete per Bahn zu erschließen. Für den Staat war der Bau weiterer Strecken bereits um 1880 ein finanzieller Kraftakt. Man übertrug die Grunderwerbskosten auf die Anliegergemeinden einer neuen Bahnstrecke und begann, uniforme Empfangshallen zu bauen, um die Kosten weiter zu senken. Zuständig war hier die Hessische Staatsbahn. lm Lumdatal findet man an den Bahnhöfen Odenhausen, Kesselbach, Londorf, Allendorf, Treis‚ Lumda und hier in Mainzlar Empfangsgebäude des gleichen Typs. Sie wurden von der Bevölkerung auch als “Villen der Rabenau” bezeichnet. Die meisten befinden sich heute in Privatbesitz, bei einigen musste der seitliche Güterschuppen größeren Anbauten weichen. Lediglich die Anschlussbahnhöfe Grünberg und Lollar sowie die heute nicht mehr bestehenden Gebäude der Haltepunkte Daubringen und Beltershain wichen von dem einheitlichen Muster ab. Empfangsgebäude ähnlich denen im Lumdatal befinden sich zum Beispiel an der Aar-Salzböde-Bahn in Hartenrod, Eisemroth und Bischoffen.
Einheitsbahnhöfe: Die Einheitsbahnhöfe waren normierte Empfangsgebäude, um beim Bau neuer Bahnstrecken auch bei den Gebäuden die Kosten zu senken. Die Nutzung solcher Einheitsbahnhöfe ist aus dem Großherzogtum Hessen und auch dem Königreich Württemberg bekannt. Dort wurden zwischen 1892 und 1903 von den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen drei Typen entwickelt und errichtet. Alle gemeinsam hatten einen Mittelbau, in dem sich ein Warte- und ein Dienstraum sowie die Fahrkartenausgabe befand, einen auf einer Seite angebauten Güterschuppen und eine auf der gegenüberliegenden Seite angebaute, offene Wartehalle. Je nach Erfordernissen war das Gebäude einstöckig („Dienstgebäude ohne Wohnung“ Typ l), oder zwei- bis dreistöckig. Die größeren Gebäude enthielten dann auch Wohnungen für den Bahnhofsvorstand (Typ ll) bzw. den Stationsleiter und einen verheirateten Wärter (Typ lll). Übrigens haben die württembergischen Bahnhöfe auch Einzug in den Eisenbahn-Modellbau gehalten.
[Im Originaltext erfreut ein „Großherztogum“.]
Hessische Staatsbahn: In vielen Bahnhofsgebäuden aus der Zeit der preußisch-hessischen Eisenbahn sind noch heute sichtbare Merkmale der Bauherren zu erkennen: Die schmiedeeisernen Initialen “HS” im Giebel stehen für Hessische Staatsbahn.
Bahnhof oder Haltepunkt?: Nach der Definition der “Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung” muss ein Bahnhof über mindestens eine Weiche verfügen, ansonsten handelt es sich nur um einen “Haltepunkt auf freier Strecke“. Je nach Gleisführung nennt man die Bahnhöfe beispielsweise Kopfbahnhöfe (z. B. Frankfurt/M), Durchfahrtsbahnhöfe (Wetzlar), Keilbahnhöfe (Gießen - Gleise kommen aus verschiedenen Richtungen und bilden eine Keilform) oder lnselbahnhöfe (Lollar - das Empfangsgebäude liegt zwischen den Gleisen).
Nun geht es an Staufenberg und durch Lollar. Hinter Lollar informiert ein Schild über den Lollarer Kopf:
Der Lollarer Kopf - Zu Säulen erstarrt
Die Landschaft am Rande des Gießener Beckens wird geprägt von zahlreichen markanten Basaltkuppen, die wie kandierte Kirschen auf der Sahnetorte aus der Lössebene hervorragen. Sie sind Ausläufer des Vogelsbergs, Europas größtem zusammenhängenden Basaltmassiv, das entstand, als im Tertiär vor rund 19 Mio. Jahren die Kontinentalplatten von Europa und Afrika zusammenstießen. Brüche und Verwerfungen zerklüfteten die über Jahrmillionen aus Meeresablagerungen entstandene Erdoberfläche und ließen zwischen Westerwald und Rhön das flüssige Magma aus den Tiefen des Erdinnern emporquellen. Weiter südlich falteten sich durch die Wucht des Aufpralls die Alpen auf. Ein Feuer speiender Vulkan war der Vogelsberg aber ebenso wenig wie seine kleinen Kollegen, egal ob sie Gleiberg, Vetzberg, Hangelstein oder Totenberg heißen - oder eben Lollarer Kopf. Auch wenn ihre gleichmäßige Kegelform es vermuten lässt: einen Krater findet man bei fast keinem der Köppel. Das wäre auch schade, denn dann hätten die Mächtigen im Lande keine Möglichkeit gehabt, auf ihren Gipfeln Burgen und Kirchen zu bauen. Das Kloster Amöneburg hätte es ebenso wenig gegeben wie das Kloster auf dem Schiffenberg, die Burg Staufenberg oder die Ruine Frauenberg. Der Grund, warum der Lollarer Kopf so exponiert über dem Lumdatal thront, liegt in der Festigkeit des magmatischen Gesteins, das auf seinem Weg nach oben erhärtete, noch bevor es die Erdoberfläche durchbrechen konnte. Diese sogenannten Schlote wurden dann in den folgenden Jahrtausenden langsam freigelegt: Das umgebende Sedimentgestein — Buntsandstein und tertiäre Ablagerungen — war dem subtropischen Klima der damaligen Zeit auf Dauer nicht gewachsen und wurde abgetragen. Übrig blieb der Basaltstiel - abgeschliffen und zerbröselnd, aber immer noch mächtig. Besteigt man den Lollarer Kopf, so entdeckt man im Buchenwald immer wieder einzelne spitz aufragende Basaltstöcke, die wie Salzkristalle in zahllose fünf- oder sechskantige Säulen zergliedert sind. Diese Wabenstruktur ist Folge des langsamen Abkühlungsprozesses beim Aufstieg durch den Schlot. lm Vogelsberg hingegen, wo über 10 Mio. Jahre hinweg große Mengen dünnflüssiger Lava den Weg an die Oberfläche fanden, setzte die Erstarrung erst beim Abfließen auf der Erdoberfläche ein und es bildeten sich geschlossene Basaltdecken - eine über der anderen, bis Deutschlands einziger Schichtvulkan vor 7 Mio. Jahren zur Ruhe kam. lm Kleinen finden wir diesen Prozess auch in unserer Region, beispielsweise im Steinbruch am Kernberg bei Großen-Buseck. Wegen seiner Härte und Haltbarkeit wurde Basalt schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts industriell abgebaut, in Steinbrechmaschinen zu Schotter zerkleinert und als Unterbau für Straßen verwendet. Eine solche dampfgetriebene Brechanlage stand seit 1905 auch in Lollar - nördlich der Holzmühle ganz in der Nähe zur Lumdatalbahn. Von hier konnte der Schotter mit Güterzügen rasch abtransportiert werden. Stellt sich nur die Frage: Wie kam der Basalt vom 1 km entfernt liegenden Steinbruch zur sogenannten Klopfsteinmühle? Eine Seilbahn leistete über viele Jahre gute Dienste, bis auch hier der LKW-Verkehr die Eisenbahn verdrängte. Ende der 1980er-Jahre wurde der Abbau schließlich eingestellt und der Steinbruch rekultiviert. Er ist bis heute ein Refugium für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten, die von den ungewöhnlichen Standortbedingungen profitieren. Denn nackter Fels findet sich in unseren Breiten von Natur aus nur sehr selten.
Sedimentgestein: Sedimente sind schichtweise AbIagerungen von verwittertem Fels, pflanzlichen oder tierischen Überresten. Dort wo diese Stoffe ins Meer gelangten - und hiervon gab es in der Erdgeschichte reichlich - verfestigten sie sich allmählich unter dem Druck des Wassers und wurden zu Stein. Da im küstennahen Bereich große Mengen von Sand in die Meere gespült wurden, bildete sich hier Sandstein, während im Zentrum der Flachmeere Korallen und Muscheln Kalkstein hervorbrachten. Durch die spätere Hebung der Erdoberfläche traten die Sedimentgesteine aus dem Meer empor und bilden heute einen Großteil unserer Mittel- und Hochgebirge.
Steinbruch am Kernberg: Der schon vor über 100 Jahren still gelegte Steinbruch am Kernberg nahe der “Ganseburg“ an der B 49 zeigt anschaulich die verschiedenen Erscheinungsformen des Basaltes, der die gut zugängliche Wand mit großen, steil aufragenden Blöcken dominiert, die erst bei näherem Hinsehen als stark verwitterte Säulen erkennbar werden. Auffallend sind mehrere parallel verlaufende, tuffartige Bänder, die den Fels fast horizontal durchziehen. Es handelt sich um erstarrte Lavaströme, also nicht beim Aufstieg im Erdinneren, sondern im Abfließen verhärtetes Magma. Da sie den Basaltschlot nicht überdecken, sondern ihn in mehrere Schichten teilen, sind sie wahrscheinlich in Risse eingedrungen, die vielleicht in Folge einer Eruption entstanden waren. Man kann erahnen, dass das Jungtertiär in unserer Region auch ohne Feuer speiende Vulkane eine unruhige Zeit gewesen sein muss.
Der Lollarer Kopf - Zu Säulen erstarrt
Die Landschaft am Rande des Gießener Beckens wird geprägt von zahlreichen markanten Basaltkuppen, die wie kandierte Kirschen auf der Sahnetorte aus der Lössebene hervorragen. Sie sind Ausläufer des Vogelsbergs, Europas größtem zusammenhängenden Basaltmassiv, das entstand, als im Tertiär vor rund 19 Mio. Jahren die Kontinentalplatten von Europa und Afrika zusammenstießen. Brüche und Verwerfungen zerklüfteten die über Jahrmillionen aus Meeresablagerungen entstandene Erdoberfläche und ließen zwischen Westerwald und Rhön das flüssige Magma aus den Tiefen des Erdinnern emporquellen. Weiter südlich falteten sich durch die Wucht des Aufpralls die Alpen auf. Ein Feuer speiender Vulkan war der Vogelsberg aber ebenso wenig wie seine kleinen Kollegen, egal ob sie Gleiberg, Vetzberg, Hangelstein oder Totenberg heißen - oder eben Lollarer Kopf. Auch wenn ihre gleichmäßige Kegelform es vermuten lässt: einen Krater findet man bei fast keinem der Köppel. Das wäre auch schade, denn dann hätten die Mächtigen im Lande keine Möglichkeit gehabt, auf ihren Gipfeln Burgen und Kirchen zu bauen. Das Kloster Amöneburg hätte es ebenso wenig gegeben wie das Kloster auf dem Schiffenberg, die Burg Staufenberg oder die Ruine Frauenberg. Der Grund, warum der Lollarer Kopf so exponiert über dem Lumdatal thront, liegt in der Festigkeit des magmatischen Gesteins, das auf seinem Weg nach oben erhärtete, noch bevor es die Erdoberfläche durchbrechen konnte. Diese sogenannten Schlote wurden dann in den folgenden Jahrtausenden langsam freigelegt: Das umgebende Sedimentgestein — Buntsandstein und tertiäre Ablagerungen — war dem subtropischen Klima der damaligen Zeit auf Dauer nicht gewachsen und wurde abgetragen. Übrig blieb der Basaltstiel - abgeschliffen und zerbröselnd, aber immer noch mächtig. Besteigt man den Lollarer Kopf, so entdeckt man im Buchenwald immer wieder einzelne spitz aufragende Basaltstöcke, die wie Salzkristalle in zahllose fünf- oder sechskantige Säulen zergliedert sind. Diese Wabenstruktur ist Folge des langsamen Abkühlungsprozesses beim Aufstieg durch den Schlot. lm Vogelsberg hingegen, wo über 10 Mio. Jahre hinweg große Mengen dünnflüssiger Lava den Weg an die Oberfläche fanden, setzte die Erstarrung erst beim Abfließen auf der Erdoberfläche ein und es bildeten sich geschlossene Basaltdecken - eine über der anderen, bis Deutschlands einziger Schichtvulkan vor 7 Mio. Jahren zur Ruhe kam. lm Kleinen finden wir diesen Prozess auch in unserer Region, beispielsweise im Steinbruch am Kernberg bei Großen-Buseck. Wegen seiner Härte und Haltbarkeit wurde Basalt schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts industriell abgebaut, in Steinbrechmaschinen zu Schotter zerkleinert und als Unterbau für Straßen verwendet. Eine solche dampfgetriebene Brechanlage stand seit 1905 auch in Lollar - nördlich der Holzmühle ganz in der Nähe zur Lumdatalbahn. Von hier konnte der Schotter mit Güterzügen rasch abtransportiert werden. Stellt sich nur die Frage: Wie kam der Basalt vom 1 km entfernt liegenden Steinbruch zur sogenannten Klopfsteinmühle? Eine Seilbahn leistete über viele Jahre gute Dienste, bis auch hier der LKW-Verkehr die Eisenbahn verdrängte. Ende der 1980er-Jahre wurde der Abbau schließlich eingestellt und der Steinbruch rekultiviert. Er ist bis heute ein Refugium für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten, die von den ungewöhnlichen Standortbedingungen profitieren. Denn nackter Fels findet sich in unseren Breiten von Natur aus nur sehr selten.
Sedimentgestein: Sedimente sind schichtweise AbIagerungen von verwittertem Fels, pflanzlichen oder tierischen Überresten. Dort wo diese Stoffe ins Meer gelangten - und hiervon gab es in der Erdgeschichte reichlich - verfestigten sie sich allmählich unter dem Druck des Wassers und wurden zu Stein. Da im küstennahen Bereich große Mengen von Sand in die Meere gespült wurden, bildete sich hier Sandstein, während im Zentrum der Flachmeere Korallen und Muscheln Kalkstein hervorbrachten. Durch die spätere Hebung der Erdoberfläche traten die Sedimentgesteine aus dem Meer empor und bilden heute einen Großteil unserer Mittel- und Hochgebirge.
Steinbruch am Kernberg: Der schon vor über 100 Jahren still gelegte Steinbruch am Kernberg nahe der “Ganseburg“ an der B 49 zeigt anschaulich die verschiedenen Erscheinungsformen des Basaltes, der die gut zugängliche Wand mit großen, steil aufragenden Blöcken dominiert, die erst bei näherem Hinsehen als stark verwitterte Säulen erkennbar werden. Auffallend sind mehrere parallel verlaufende, tuffartige Bänder, die den Fels fast horizontal durchziehen. Es handelt sich um erstarrte Lavaströme, also nicht beim Aufstieg im Erdinneren, sondern im Abfließen verhärtetes Magma. Da sie den Basaltschlot nicht überdecken, sondern ihn in mehrere Schichten teilen, sind sie wahrscheinlich in Risse eingedrungen, die vielleicht in Folge einer Eruption entstanden waren. Man kann erahnen, dass das Jungtertiär in unserer Region auch ohne Feuer speiende Vulkane eine unruhige Zeit gewesen sein muss.
Es folgt ein letzter langer Anstieg Richtung Alten-Buseck. Am Waldrand informiert noch ein Schild über die Rabenauer Straße:
Die Rabenauer Straße - Spuren des Handels
Auf den Höhenzügen oberhalb des Lumdatals verliefen im Mittelalter zahlreiche Handels- und Botenwege. Sie besaßen zwar nicht die Bedeutung der „Weinstraße“, die von Butzbach über Marburg nach Frankenberg führte, oder der Straße „durch die langen Hessen“. Sie waren aber wichtig für den regionalen Austausch von Nachrichten und Handelsgütern. Die sogenannte „Rabenauer Straße“ verband die parallel zur heutigen B 3 verlaufende „Alte Marburger Straße“ mit dem oberen Lumdatal - und das auf direktem Weg. Denn das frühe Verkehrssystem kannte noch keine Klassifizierung der Straßen. Ortsverbindungswege waren im frühen Mittelalter ebenso unbekannt wie die Konzentration des Verkehrs auf einer gut ausgebauten Trasse, die zu erreichen schon mal einen Umweg gelohnt hätte. Wichtige Streckenbeziehungen zwischen zwei Orten bildeten sich so quasi von allein und führten oft über weite Strecken parallel zu anderen Wegen, ohne sich mit diesen zu vereinen. Die alten Straßenverläufe ähneln deshalb auch weniger unserem modernen Verkehrsnetz als vielmehr einem Geflecht von Trampelpfaden in einem Park. Im Wald zwischen Alten-Buseck und Treis ist dieses mittelalterliche Straßensystem noch immer erkennbar. Die von unserem Standort aus Richtung Climbach strebende Rabenauer Straße vereint sich hier kurz mit der Salzstraße, spaltet sich dann langsam ab, läuft aber noch fast zwei Kilometer nahezu parallel zu dieser, bis sie endlich zur „Guten Quelle“ bei Allertshausen abdreht und Richtung Londorf zieht. Erkennbar sind die alten Handelswege an den Spuren der Wagenräder‚ den sogenannten Geleisspuren, die oberhalb des heutigen Waldweges noch gut erkennbar sind. Da die alten Straßen seitlich nur selten von Gräben, Wällen oder Hecken begrenzt waren, wurden schlechte Wegeabschnitte häufig umfahren. Hierdurch entstanden vor allem an Steigungsstrecken regelrechte Wegebündel, die sich erst mit Erreichen der Kuppe wieder zusammenzogen. Auf einst stark befahrenen Handelsstraßen - wie dem Ortesweg in der Rhön oder der Reichsstraße von Frankfurt nach Köln - bestehen diese Wegebündel aus 10-15 parallelen, teilweise zu Hohlwegen erodierten Spuren und erreichen eine Breite von mehr als 100 m. Vom Radrundweg Lumda-Wieseck aus gut erreichbar sind der imposante Straßenaufstieg der alten Marburger Straße im Badenburger Wäldchen südlich von Lollar und das Wegebündel der „Hachborner Straße“ nördlich von Mainzlar, die einen von mehreren Strängen der „Langen Hessen“ bildete. Obwohl mit dem Aufblühen der Städte im späten Mittelalter auch der Verkehr zunehmend durch die Täler floss, bestand das mittelalterliche Straßensystem zwischen Lumda und Wieseck noch im 17. Jahrhundert - zu einer Zeit also, in der die Städte Gießen und Grünberg bereits durch eine Talstraße verbunden waren (die heutige B 49) und die „Marburg-Grünberger Straße“ selbst das obere Lumdatal zwischen Grünberg und Londorf erschloss. Erst mit dem Chausseebau im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert war das Schicksal der Höhenwege dann endgültig besiegelt. Sie dienten fortan allenfalls noch als Fuhrwege und wurden - dort, wo sie als Hohlweg erhalten waren - bis in die 1970er-Jahre gerne als Müllkippe zweckentfremdet. Hinweisschilder mit der Aufschrift „Müll abladen verboten“ sind dem Wanderer deshalb ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, vor einer historischen Straße zu stehen.
Ortesweg: Der Ortesweg ist eine der ältesten bekannten Handelsstraßen in Deutschland. Schon in keltischer Zeit verband er das heutige Oberhessen mit Thüringen und Franken. Als klassischer Höhenweg scheute er auch die Mittelgebirge nicht - und so sind seine Reste im Vogelsberg und der Rhön noch auf beachtlichen Strecken erkennbar.
Die Rabenauer Straße - Spuren des Handels
Auf den Höhenzügen oberhalb des Lumdatals verliefen im Mittelalter zahlreiche Handels- und Botenwege. Sie besaßen zwar nicht die Bedeutung der „Weinstraße“, die von Butzbach über Marburg nach Frankenberg führte, oder der Straße „durch die langen Hessen“. Sie waren aber wichtig für den regionalen Austausch von Nachrichten und Handelsgütern. Die sogenannte „Rabenauer Straße“ verband die parallel zur heutigen B 3 verlaufende „Alte Marburger Straße“ mit dem oberen Lumdatal - und das auf direktem Weg. Denn das frühe Verkehrssystem kannte noch keine Klassifizierung der Straßen. Ortsverbindungswege waren im frühen Mittelalter ebenso unbekannt wie die Konzentration des Verkehrs auf einer gut ausgebauten Trasse, die zu erreichen schon mal einen Umweg gelohnt hätte. Wichtige Streckenbeziehungen zwischen zwei Orten bildeten sich so quasi von allein und führten oft über weite Strecken parallel zu anderen Wegen, ohne sich mit diesen zu vereinen. Die alten Straßenverläufe ähneln deshalb auch weniger unserem modernen Verkehrsnetz als vielmehr einem Geflecht von Trampelpfaden in einem Park. Im Wald zwischen Alten-Buseck und Treis ist dieses mittelalterliche Straßensystem noch immer erkennbar. Die von unserem Standort aus Richtung Climbach strebende Rabenauer Straße vereint sich hier kurz mit der Salzstraße, spaltet sich dann langsam ab, läuft aber noch fast zwei Kilometer nahezu parallel zu dieser, bis sie endlich zur „Guten Quelle“ bei Allertshausen abdreht und Richtung Londorf zieht. Erkennbar sind die alten Handelswege an den Spuren der Wagenräder‚ den sogenannten Geleisspuren, die oberhalb des heutigen Waldweges noch gut erkennbar sind. Da die alten Straßen seitlich nur selten von Gräben, Wällen oder Hecken begrenzt waren, wurden schlechte Wegeabschnitte häufig umfahren. Hierdurch entstanden vor allem an Steigungsstrecken regelrechte Wegebündel, die sich erst mit Erreichen der Kuppe wieder zusammenzogen. Auf einst stark befahrenen Handelsstraßen - wie dem Ortesweg in der Rhön oder der Reichsstraße von Frankfurt nach Köln - bestehen diese Wegebündel aus 10-15 parallelen, teilweise zu Hohlwegen erodierten Spuren und erreichen eine Breite von mehr als 100 m. Vom Radrundweg Lumda-Wieseck aus gut erreichbar sind der imposante Straßenaufstieg der alten Marburger Straße im Badenburger Wäldchen südlich von Lollar und das Wegebündel der „Hachborner Straße“ nördlich von Mainzlar, die einen von mehreren Strängen der „Langen Hessen“ bildete. Obwohl mit dem Aufblühen der Städte im späten Mittelalter auch der Verkehr zunehmend durch die Täler floss, bestand das mittelalterliche Straßensystem zwischen Lumda und Wieseck noch im 17. Jahrhundert - zu einer Zeit also, in der die Städte Gießen und Grünberg bereits durch eine Talstraße verbunden waren (die heutige B 49) und die „Marburg-Grünberger Straße“ selbst das obere Lumdatal zwischen Grünberg und Londorf erschloss. Erst mit dem Chausseebau im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert war das Schicksal der Höhenwege dann endgültig besiegelt. Sie dienten fortan allenfalls noch als Fuhrwege und wurden - dort, wo sie als Hohlweg erhalten waren - bis in die 1970er-Jahre gerne als Müllkippe zweckentfremdet. Hinweisschilder mit der Aufschrift „Müll abladen verboten“ sind dem Wanderer deshalb ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, vor einer historischen Straße zu stehen.
Ortesweg: Der Ortesweg ist eine der ältesten bekannten Handelsstraßen in Deutschland. Schon in keltischer Zeit verband er das heutige Oberhessen mit Thüringen und Franken. Als klassischer Höhenweg scheute er auch die Mittelgebirge nicht - und so sind seine Reste im Vogelsberg und der Rhön noch auf beachtlichen Strecken erkennbar.
Der Rundweg findet in Großen-Buseck sein Ende. Hochzufrieden kann man nun in den Gießener Sonnenuntergang hineinrollen und über lang vergangene Zeiten kontemplieren.
Ps.: Die meisten Schilder des Weges finden sich mit Bebilderung unter folgender Webadresse: Wikimedia: Radrundweg Lumda-Wieseck. Hier finden sich auch die Schilder und Texte der Grünberg-Verlängerung des Lumda-Wieseck-Radweges.